Kinder in Deutschland – „KiD 0-3 2022“: Repräsentativbefragung und Vertiefungsstudie
2024–2026
Forschungsergebnisse aus verschiedenen Disziplinen, von der Entwicklungspsychologie bis zur Public Health, haben wiederholt gezeigt, dass frühkindliche Erfahrungen für die menschliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung sind (Shonkoff/Garner 2012). Dabei wachsen Kinder von Geburt an unter sehr unterschiedlichen Voraussetzungen auf. Sowohl die Ressourcen, die ihnen zur Verfügung stehen, als auch die Belastungen, mit denen sie konfrontiert sind, variieren deutlich und haben große Auswirkungen auf ihre Entwicklungschancen. Die Corona-Pandemie hat den Alltag vieler Familien mit jungen Kindern stark beeinflusst (Racine u.a. 2022) und bestehende Belastungen oftmals verschärft. Um die vielfältigen Rahmenbedingungen, unter denen Kinder von null bis drei Jahren mit ihren Familien aufwachsen, sowie die Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten in dieser Zeit genauer in den Blick zu nehmen, wurde deshalb im Rahmen des Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ der Bundesregierung die repräsentative Studie „Kinder in Deutschland – KiD 0-3 2022“ in einer Kooperation zwischen dem NZFH, DJI und dem NZFH, BZgA bereits erfolgreich durchgeführt, welche auf die Vorgängerstudie „KiD 0-3 2015" aufbaut (Eickhorst u.a. 2015). Um die koordinierte Datenauswertung und die zeitnahe, zielgerichtete Dissemination der Ergebnisse der Studie KiD 0-3 2022 zu gewährleisten, wird das Projekt inklusive der Ukraine Zusatzbefragung bis 2026 weitergeführt und um die Vertiefungsstudie KiD@home erweitert.
Das Projekt „Kinder in Deutschland – KiD 0-3 2022: Repräsentativbefragung und Vertiefungsstudie 2024–2026“ ist Teil der Fachgruppe 4 „Frühe Hilfen“ der Abteilung „Familie und Familienpolitik“ im Deutschen Jugendinstitut (DJI). Das Projekt wird im Rahmen des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH), getragen vom Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG; vormals Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI), durchgeführt und aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Die Repräsentativbefragung sowie die Ukraine Zusatzbefragung haben folgende Ziele:
- Aufschluss über die Verbreitung familialer Belastungen und Ressourcen, insbesondere auch durch vertiefende Auswertungen spezieller Zielgruppen
- Bereitstellung repräsentativer Daten zum Gesundheitsstatus und Entwicklungsstand von Kindern
- Aktualisierung der Prävalenzen zur Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten. Gewinnen von Erkenntnissen darüber, wie hilfreich diese Angebote für die Familien sind
- Beschreibung der Situation von Familien mit jungen Kindern, die aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind und Ermittlung konkreter Unterstützungsbedarfe
Die Vertiefungsstudie „KiD@home“, die bei einer Teilstichprobe von ca. 120 Familien im häuslichen Umfeld durchgeführt wird, baut auf diesen Fragen und Auswertungen auf. Mithilfe von Tiefeninterviews und Kurzfragebögen (u.a. zur kindlichen Entwicklung) sollen folgende zentrale Forschungsfragen untersucht werden:
- Wie geht es Familien mit Kindern von null bis drei Jahren vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen (Folgen der Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Inflation und Energiekrise)?
- Wie hängt die aktuelle familiäre Situation mit der Eltern-Kind-Interaktion zusammen?
- Welche Familien werden mit welchen Angeboten der Frühen Hilfen erreicht?
- Welche Familien werden nicht erreicht? Warum werden diese Familien nicht erreicht?
Repräsentative Studie „KiD 0-3 2022“
Innerhalb eines repräsentativ ausgewählten Samples an Kinder- und Jugendarztpraxen wurden ein Elternteil im Rahmen von Früherkennungsuntersuchungen (U3 bis U7a) befragt. Die Mütter und Väter füllten einen Online-Fragebogen zu familialen Belastungen, Ressourcen sowie der Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten aus. Zusätzlich füllte die Kinderärztin oder der Kinderarzt einen kurzen Dokumentationsbogen zur ärztlichen Einschätzung des Gesundheits- und Entwicklungsstand des Kindes aus. Die Durchführung wurde bis Ende 2022 abgeschlossen. Mit den Datenauswertungen und der Dissemination der KiD 0-3-Ergebnisse wurde 2023 begonnen.
„KiD 0-3 Ukraine“
Aufgrund des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 wurde die Studie „KiD 0-3 2022“ um eine Zusatzerhebung erweitert, bei der aus der Ukraine geflüchtete Eltern mit mindestens einem Kind im Alter unter 48 Monaten befragt wurden. So sollte eine Einschätzung der Situation und Versorgungslage der betroffenen Familien gewonnen werden. In diesem Rahmen wurden sowohl eine quantitative schriftliche Befragung mittels Fragebögen als auch qualitative Interviews durchgeführt. Eine weiterführende qualitative Datenauswertung sowie die Aufbereitung und Auswertung der quantitativen Daten und Dissemination der Ergebnisse führt aktuell NZFH, BZgA in Kooperation mit dem NZFH, DJI durch.
„KiD@home“
Auf Basis der repräsentativen Studie „KiD 0-3 2022“ wurde eine vertiefende Befragung einer Teilstichprobe der in „KiD 0-3 2022“ teilnehmenden Familien im Rahmen von Hausbesuchen durchgeführt. Neben einem Tiefeninterview füllten die Familien einen kurzen Fragebogen zu psychosozialen Belastungen und der kindlichen Entwicklung aus, um mehr über die Erreichbarkeit von psychosozial belasteten Familien und ihrer Haltung gegenüber Unterstützungsangeboten in Erfahrung zu bringen. Die Daten sollen mit einem Mixed-Methods-Ansatz ausgewertet und disseminiert werden. Im Fokus stehen dabei der Zusammenhang zwischen familialen Belastungen, Ressourcen und der Erreichbarkeit von Familien, um Implikationen zu den zielgruppenspezifischen Bedarfen und zur Ansprache von Familien abzuleiten.
Shonkoff, Jack P./Garner, Andrew S. (2012): The lifelong effects of early childhood adversity and toxic stress. In: Pediatrics, 129. Jg., H. 1, S. 232–246
Racine, Nicole/Eirich, Rachel/Cooke, Jessica/Zhu, Jenney/Pador, Paolo/Dunnewold, Nicole/Madigan, Sheri (2022): When the bough breaks: A systematic review and meta-analysis of mental health symptoms in mothers of young children during the COVID- 19 pandemic. In: Infant Mental Health Journal, 43. Jg., H. 1, S. 36–54
Eickhorst, Andreas/Brand, Christian/Lang, Katrin/Liel, Christoph/Neumann, Anna/Schreier, Andrea/Renner, Ilona/Sann, Alexandra (2015): Die Prävalenzstudie „Kinder in Deutschland – KiD 0-3“ zur Erfassung von psychosozialen Belastungen und Frühen Hilfen in Familien mit 0-3-jährigen Kindern. Studiendesign und Analysepotential. In: Soziale Passagen, 7. Jg., H. 2, S. 381–387
