Eine Diskussion, die spätestens seit dem Jahr 2000 immer stärker in den Mittelpunkt rückt, ist die Frage nach der Sichtbarmachung von Kompetenzen, Fähigkeiten und Kenntnissen, die in Prozessen non-formalen und informellen Lernens erworben werden. Damit einher geht eine steigende Bedeutung von Kinder- und Jugendarbeit. Auf europäischer Ebene wurde betont, dass die Förderung, Anerkennung und Sichtbarmachung der formalen Bildung, des non-formalen und des informellen Lernens eine Bedingung für die Wettbewerbsfähigkeit der Mitgliedstaaten der EU ist. Vor allem in der Arbeitswelt werden Kompetenzen zu einem immer wichtigeren Faktor, da sich die Halbwertszeit spezifischer berufsbezogener Fähigkeiten stetig verkürzt. Mittelstrass bringt diese Veränderung auf die Formel: die Wissensgesellschaft ist eine Kompetenzgesellschaft (Mittelstrass 1999, zitiert nach Erpenbeck/von Rosenstiel 2003, S. XI). Somit gilt für die Unternehmen, dass „die Entwicklung der Kompetenzen von Arbeitnehmern zum wichtigsten Wettbewerbsfaktor der nächsten Dekade wird“ (Erpenbeck 2004, S. 2).

Auch wenn, insbesondere von Seiten der Kinder- und Jugendarbeit, betont wird, dass es bei ihren Aktivitäten nicht vorrangig um die Bildung von Humankapital geht, spielt die Nutzung hierbei erworbener Kompetenzen für den weiteren Bildungs-, Ausbildungs- und Erwerbsverlauf eine wichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund lässt sich in den letzten Jahren eine Reihe von Initiativen beobachten, die die erlernten Kompetenzen sichtbar machen und die Bedeutung des non-formalen und informellen Lernfeldes hervorheben wollen. Dazu zählen auf der EU-Ebene der Europass und der Europäische Qualifikationspass. Die Lernerfahrungen aus dem Programm „Jugend in Aktion“ werden mit dem Youthpass sichtbar gemacht. In Deutschland spielt im Bereich der kulturellen Bildung vor allem der von der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BJK) entwickelte Kompetenznachweis Kultur (KNK) eine wichtige Rolle.

Die verschiedenen Bilanzierungs- und Nachweisverfahren sind zumeist umfassend und ausführlich angelegt und beinhalten eine Vielzahl methodischer Schritte. Damit stellen sie sowohl an die Jugendlichen als auch an die Pädagoginnen und Pädagogen hohe Anforderungen. Dennoch besteht auf beiden Seiten, der Jugendlichen und der Fachkräfte, das Interesse, Kompetenzentwicklungen festzuhalten und sichtbar zu machen. An diesem Punkt setzt das geplante Projekt an. Es soll ein Instrument zum Nachweis non-formalen Lernens in kreativ-pädagogischen Projekten entwickelt werden, das den Anforderungen der Sichtbarmachung gerecht wird und gleichzeitig sowohl für die Fachkräfte aber auch die Jugendlichen mit einem überschaubaren Aufwand an Ressourcen umgesetzt werden kann. Im Zentrum steht dabei der Nutzen für die Jugendlichen, jedoch soll auch eine Verwertbarkeit für die Pädagoginnen und Pädagogen sowie die Einrichtungen mitberücksichtigt werden.

Erpenbeck, John/von Rosenstiel, Lutz (Hrsg.) (2003): Handbuch Kompetenzmessung. Erkennen, verstehen und bewerten von Kompetenzen in der betrieblichen, pädagogischen und psychologischen Praxis. Stuttgart

Erpenbeck, John (2004): Gedanken nach Innsbruck. Kompetenz – Kompetenzentwicklung – Kompetenzbilanz. In: QUEM-Bulletin, 6. S. 1–7

Kontakt

+49 345 68178-43
Deutsches Jugendinstitut Außenstelle Halle
Franckeplatz 1
Haus 12/13 06110 Halle

Mehr zum Projekt