Ein vorurteilsfreies und demokratisches Miteinander und das Bewusstsein für diese Werte sollten in allen Lebensbereichen erfahrbar sein. Der Programmbereich „Engagement und Vielfalt in der Arbeits- und Unternehmenswelt“ im Bundesprogramm "Demokratie leben!" legt den Fokus auf demokratiefördernde Maßnahmen im Rahmen der Ausbildung und Erwerbsarbeit.

Auf dieser Grundlage werden bundesweit aktuell 20 Modellprojekte nichtstaatlicher Organisationen durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Ziel ist es, im Bereich der Arbeitswelt zu einer stärkeren Auseinandersetzung mit Themen wie Vielfalt, Umgang mit Vorurteilen und Radikalisierung anzuregen (Böwing-Schmalenbrock 2014). Gefördert werden unterschiedliche Maßnahmen wie z.B. Demokratieförderung von Auszubildenden, Sensibilisierung von Schlüsselpersonen zu Formen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sowie Stärkung und Unterstützung von Diskriminierung betroffener Personen (Zick u.a. 2016; Becker u.a. 2018).

Die wissenschaftliche Begleitung des Programmbereichs F wird innerhalb des Deutschen Jugendinstituts im Forschungsschwerpunkt „Übergänge im Jugendalter“ realisiert.

Auf der Basis von Interviews mit Projektumsetzenden und von Teilnehmendenbefragungen werden die 20 Modellprojekte in Hinblick auf die Innovation von Ansätzen und Methoden, Transferprozesse und fördernde sowie hindernde Bedingungen untersucht. Die zentralen Aufgaben der wissenschaftlichen Begleitung sind die Prozessbegleitung der Projekte auf der Programmbereichsebene, die Schaffung einer empirischen Basis für die Prozessbegleitung, sowie die Verbreitung der Ergebnisse und die Unterstützung des Austauschs zwischen den beteiligten Akteuren.

Vor diesem Hintergrund will die wissenschaftliche Begleitung Antworten auf folgende Fragen geben:

  • Welchen Innovationsgehalt haben die Modellprojekte?     
  • Wie gelingt die Übertragbarkeit der Ansätze auf andere Bereiche der Berufsbildung und der Arbeitswelt?
  • Wie nachhaltig sind die Modellprojekte?

Zum einen wird untersucht, inwieweit die Modellprojekte vorhandene strukturelle Rahmenbedingungen (z.B. Netzwerke, Gremien usw.) nutzen und mitgestalten. Zum anderen wird geschaut, wie sich die konkrete Arbeit der Modellprojekte mit den Zielgruppen gestaltet. Auf der Ebene der operativen Umsetzung stehen folgende Fragen im Mittelpunkt:

  • Welches sind die Zielgruppen der Modellprojekte und wie werden diese erreicht? Welche Erfahrungen machen Adressat/innen mit eingesetzten Ansätzen und Methoden?
  • Auf welche Bedarfe reagieren die Modellprojekte und welche Themen werden bearbeitet?
  • Wie werden die Programmziele in Projektziele übersetzt? Welche Ansätze und Methoden nutzen die Modellprojekte?
  • Wie gelingt die Gewinnung von Kooperationspartnern und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?

Die wissenschaftliche Begleitung ist sowohl aus Elementen einer formativen als auch einer summativen Evaluation konzipiert (Döring/Bortz 2016). Angelegt ist somit eine Prozessbegleitung zur Optimierung und Verbesserung der einzelnen pädagogischen Maßnahmen, ebenso wie eine abschließende Bewertung und Bilanzierung der implementierten Prozesse.

Die empirischen Untersuchungen sind ein zentraler Bestandteil der wissenschaftlichen Begleitung. Bei den empirischen Erhebungen wird ein Methodenmix aus qualitativen und quantitativen Zugängen angewendet. Mit Hilfe qualitativer Befragungen kann die Breite an Feldwissen und komplexem Wirkungsgefüge abgebildet werden. Die Erfahrungen und Entwicklungen bei den Adressatinnen und Adressaten werden vor allem quantitativ erhoben. Bei allen empirischen Erhebungen sind Wiederholungsbefragungen geplant und so können Entwicklungen im Prozessverlauf sichtbar gemacht werden.

Während der Projektlaufzeit werden in zwei Wellen jeweils in der ersten Jahreshälfte Interviews mit Projektumsetzenden in allen 20 Modellprojekten durchgeführt. Vertiefend werden zusätzlich zur Vollerhebung auch sieben Fallstudien erstellt. Bei der Auswahl von Projekten als Fallstudien werden die Dimensionen der thematischen Ausrichtung, der Vielfalt der Zielgruppen und der eingesetzten Methoden berücksichtigt. Im Rahmen der Fallstudien werden zusätzlich wichtige strategische Kooperationspartnerinnen und -partner befragt. Bei den Interviews kommen auch Netzwerkkarten zum Einsatz. Die durchgeführten Erhebungen werden überwiegend inhaltsanalytisch ausgewertet. Die empirische Untersuchung der Zielgruppen wird mittels quantitativer Methoden durchgeführt. Diese Befragungen werden schriftlich per Fragebogen realisiert. Zur Ermittlung von mittelfristigen Effekten wird eine online-gestützteFolgebefragung durchgeführt.

Im Rahmen eines fachlichen Erfahrungsaustausches sind während der Projektlaufzeit insgesamt sechs Entwicklungsworkshops vorgesehen. Bei der inhaltlichen Auswahl der Workshops werden neben den Befunden der wissenschaftlichen Begleitung auch die Bedarfe bzw. Nachfragen auf Seiten der Modellprojekte berücksichtigt. Die Ergebnisse der Entwicklungsworkshops werden dokumentiert und den Projekten zeitnah zugänglich gemacht.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung des Programmbereichs F wurden in einem integrierenden Abschlussbericht zusammengefasst. Der Bericht kann unter Publikationen aufgerufen werden.

Becker, Karina/Dörre, Klaus/Reif-Spirek, Peter (Hrsg.) (2018): Arbeiterbewegung von rechts? Ungleichheit – Verteilungskämpfe – populistische Revolte. Frankfurt/M.

Böwing-Schmalenbrock, Melanie (2014): Interkulturelle Öffnung und Sensibilisierung für Diversity in öffentlichen Verwaltungen und in Unternehmen. Ergebnisbericht zur XENOS-Adressatenbefragung der wissenschaftlichen Begleitung. München/Halle

Döring, Nicola/Bortz, Jürgen (Hrsg.) (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften. 5., vollst. überarb., aktual. und erw. Aufl. Berlin/Heidelberg

Zick, Andreas/Krause, Daniela/Berghan, Wilhelm/Küpper, Beate (2016): Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Deutschland 2002-2016. In: Melzer, Ralf (Hrsg.): Gespaltene Mitte – Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2016. Bonn, S. 33–82

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