Das Schulberufssystem ist neben dem dualen Berufsbildungssystem für viele junge Frauen und Männer ein beliebter Zugang, um einen Berufsabschluss unterhalb der Hochschulebene zu erreichen (Bundesinstitut für Berufsbildung 2017). Im Gegensatz zum dualen Ausbildungssystem finden sich im Schulberufssystem allerdings deutlich mehr junge Frauen als Männer. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass mehr Frauen einen sozial ausgerichteten Beruf erlernen. Die sozialen Berufe werden vorrangig vollzeitschulisch, d.h. im Schulberufssystem, ausgebildet.

Schon lange wird bemängelt, dass diese Unterteilung – handwerklich und industriell ausgerichtete Berufe eher in der dualen Ausbildung und soziale Berufe eher im Schulberufssystem zu erlernen – mit einer zumindest doppelten Benachteiligung junger Frauen einhergeht. So muss festgestellt werden, dass die Einkommen in sozialen Berufen häufig deutlich unter denen liegen, die im dualen Ausbildungssystem erlernt werden (Hall 2012). Zum anderen wird im dualen System eine Ausbildungsvergütung gewährt, während dies im Schulberufssystem meist nicht der Fall ist und sogar oftmals noch Schulgeld gezahlt werden muss.

Vor dem Hintergrund der beschriebenen Problemlage fragte das Projekt, ob die Einführung einer Ausbildungsvergütung und der Wegfall von Schulgeld zu einer Attraktivitätssteigerung der sozialen Berufe beitragen und auf diese Weise eine höhere Geschlechtergerechtigkeit erzielt werden kann (Matthes 2016).

Die Beantwortung der forschungsleitenden Fragestellung erfolgte unter Rückgriff auf qualitative und quantitative Forschungsmethoden:

Im Rahmen des qualitativen Forschungsstrangs wurden zum einen Gruppendiskussionen mit Jugendlichen unterschiedlicher Bildungshintergründe geführt, die kurz vor dem Abschluss des allgemeinbildenden Schulsystems standen bzw. die den Übergang in eine Ausbildung in einen sozialen Ausbildungsberuf bereits vollzogen hatten. Zum anderen wurde eine Gruppendiskussion mit Schulleitungen geführt, die die Ausbildung in unterschiedlichen sozialen Berufen verantworteten.

Die sekundäranalytische Auswertung von repräsentativen Datensätzen bildete den Schwerpunkt des quantitativen Forschungsstrangs. Ausgewertet wurden

  • das Nationale Bildungspanel (NEPS),

  • das Übergangspanel II des Deutschen Jugendinstituts (DJI),

  • die Schulabgängerbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) sowie

  • die Studienberechtigtenbefragung des Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW).

Die Ergebnisse wurden dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugendlichen in Form eines Abschlussberichts übergeben.

Bundesinstitut für Berufsbildung (2017): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2017. Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Bonn: BIBB.

Hall, Anja (2012): Lohnen sich schulische und duale Ausbildung gleichermaßen? Bildungserträge von Frauen und Männern im Vergleich. In: Becker, Rolf/Solga, Heike (Hrsg.): Soziologische Bildungsforschung. Berlin: Springer VS, S. 281-301.

Matthes, Stephanie (2016): Attraktivitätssteigerung durch Reform der Pflegeberufe? Hinweise aus einer Schülerbefragung. Bonn: BIBB.

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