Das Kompetenzteam Kinder erforscht Bedingungen und Verläufe des Aufwachsens von Kindern in der Entwicklungsphase ab der Geburt bis zum Übergang ins frühe Jugendalter (bis unter 12 Jahren bzw. bis nach dem Übertritt in die Sekundarstufe I). Im Mittelpunkt steht die Ausgestaltung von Sozialisations- und Bildungsprozessen im Kontext sich wandelnder Rahmenbedingungen. Kinder werden dabei als aktive Akteure ihrer Lebenswelt begriffen, die sich durch ihr aktives Zutun Handlungsmöglichkeiten erschließen und Kompetenzen erwerben.  Dies geschieht in verschiedenen miteinander in Beziehung stehenden Sozialisationskontexten. Vor dem Hintergrund dieser theoretischen Vorstellung wirft das Kompetenzteam Kinder Schlaglichter auf verschiedene thematische Schwerpunkte:

Die theoretische Rahmung für die Arbeiten bilden dabei bedürfnistheoretische Ansätze (z.B. Deci/Ryan 2008) zum Wohlergehen von Kindern. Die konzeptionellen Überlegungen lassen sich dabei auf folgende drei für das Wohler­gehen grundlegende Dimensionen reduzieren: die soziale Eingebundenheit, die Autonomie und das Kompetenzerleben. Neben diesem subjektiven Erleben des Well-Being werden in Analogie zu UNICEF-Ansätzen als objektive Rahmenbedingungen u.a. folgende Bereiche in den Blick genommen: Materielle Absicherung, Gesundheit, Bildung, Wohnverhältnisse, regionale Disparitäten.

Durch die konzeptionelle Verknüpfung der subjektiven und objektiven Faktoren des Well-Beings lassen sich mögliche Beeinträchtigungen des Wohlergehens in einzelnen Lebensbereichen sehr differenziert darstellen. Dabei können mögliche kompensatorische Effekte sowie der Zusammenhang von (Veränderungen von) Familienbeziehungen, des Familienalltags und Well-Being überprüft werden.

Auf Sozialisationskontexten wie außerhäusliche Betreuungseinrichtungen (der frühen, mittleren und späten Kindheit) sowie die Freizeit und Peers (Alt u. a. 2018) liegt ein weiterer Fokus des Projekts. Wie auch schon in den beiden vorherigen AID:A-Wellen stehen die frühkindliche Betreuung, sowie Betreuungsformen in der mittleren und späten Kindheit im Mittelpunkt der Auswertungen. Mit AID:A 2019 werden diese Perspektiven erstmalig  um die Bedarfe für die (künftige) Betreuung im Grundschulbereich ergänzt und weitere Analysen in diesem Bereich durchgeführt. Auch die Freizeit und die Beziehungen zu Peers und Freunden sind als wichtiger Sozialisationskontexte von der Kindheit bis ins Jugendalter hinein von großem Interesse. Die Daten liefern Informationen über Autonomie- und Kompetenzerfahrungen und Verselbstständigung von frühester Kindheit bis ins Jugendalter und darüber hinaus und bilden die aktive Rolle der Kinder als Handlungssubjekte ab.

In diesem Schwerpunkt steht die Familie als erster Bildungsort in welchem Kinder neue Verhaltensweisen erlernen, erproben und somit ihre Kompetenzen erweitern können im Fokus (Foster et al. 2005). Hier werden die Analysen zum einen die Beschreibung der objektiven Lebenslagen wie die ökonomische Situation der Familie thematisieren. Zum andern werden soziale (z.B. Familienbeziehungen) und kulturelle (z.B. Bildung, Medien) Aspekte genauer hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Kompetenzentwicklung der Kinder untersucht. Dabei wird untersucht, wie Eltern ihre Kinder in deren Bildungsbiografie unterstützen. Dabei wird ebenfalls betrachtet, welche sozialen Disparitäten die Gestaltung des Bildungsortes der Familie beeinflussen (z.B. Bildung, Medien). Schließlich hinterfragt der Themenschwerpunkt, welchen Einfluss Familie (z.B. Kapitalausstattung, Bildungsaspiration, Erziehungsverhalten) auf Persönlichkeitsmerkmale des Kindes, seine Lernmotivation und sein schulisches Selbstkonzept hat.

Im erzieherischen Alltag ist die Nutzung digitaler Medien heute nicht mehr weg zu denken (Livingstone u. a. 2017). Die Daten aus AID:A geben Einblick in die Nutzung von digitalen Medien in der frühen Kindheit sowie die damit verbundene elterliche Medienerziehung. Dabei wird auch die innerfamiliale Kommunikation zwischen Kinder und Eltern Teil der Analysen werden.

Alt, Christian/Gedon, Benjamin/Hubert, Sandra/Hüsken, Katrin/Lippert, Kerstin (2018): DJI-Kinderbetreuungsreport 2018. Inanspruchnahme und Bedarfe bei Kindern bis 14 Jahre aus Elternperspektive – ein Bundesländervergleich. München: Deutsches Jugendinstitut e.V.

 

Deci, Edward L./Ryan, Richard M. (2008): Self-determination theory: A macrotheory of human motivation, development, and health. In: Canadian Psychology/Psychologie canadienne, 49. Jg., H. 3, S.182–185

 

Foster Martha A./Lambert, Richard/Abbott-Shim, Martha/McCarty, Frances/Franze, Sarah (2005): A model of home learning environment and social risk factors in relation to children's emergent literacy and social outcomes. In: Early Childhood Research Quarterly, 20 Jg., H. 1, S. 13–36

 

Livingstone, Sonia/Ólafsson, Kjartan/Helsper, Ellen J./Lupiáñez-Villanueva, Francisco/Veltri, Giuseppe A./ Folkvord, Frans (2017): Maximizing Opportunities and Minimizing Risks for Children Online. The Role of Digital Skills in Emerging Strategies of Parental Mediation. In: Journal of Communication, 67. Jg., H. 1, S. 82–105

Kontakt

+49 89 62306-597
Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2
81541 München

Gefördert / finanziert durch

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend