I-PREGNO – Prävention von ungesunder Gewichtszunahme in Familien vor und nach der Geburt mit Hilfe einer mHealth-enhanced Intervention
Das Projekt „I-PREGNO" ist Teil der Fachgruppe 4 „Frühe Hilfen" der Abteilung „Familie und Familienpolitik" im Deutschen Jugendinstitut (DJI). Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unter dem Förderkennzeichen 01EA2103B gefördert. Projektbeteiligte sind die Otto-Friedrich-Universität Bamberg, die Universität Graz, die Vrije Universiteit Brussel und das Nationale Zentrum Frühe Hilfen, Deutsches Jugendinstitut. Träger des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut e. V. (DJI). Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Durch das Projekt „I-PREGNO" soll eine Smartphone basierte Intervention für die Unterstützung psychosozial belasteter Familien entwickelt werden und in den Rahmen der Frühen Hilfen integriert werden. Die Untersuchung der Wirksamkeit der neuen Methode spielt dabei eine zentrale Rolle.
Der Übergang zur Elternschaft geht einher mit einer Menge an biologischen, verhaltensbezogenen, sozialen sowie psychischen Veränderungen (Saxbe/Rossin-Slater/Goldenberg 2018). Während der perinatalen Phase steigt das Risiko für Schlafstörungen, erhöhten psychosozialen Stress, psychische Erkrankungen und Veränderungen der körperlichen Gesundheit, einschließlich ungesunder Gewichtszunahme (Endres u.a. 2015). Diese Faktoren können die Eltern-Kind-Interkation negativ beeinflussen, welche wiederum maßgeblich prägend für die spätere Gesundheit des Kindes ist (Olson/Bates/Bayles 1990).
Vor diesem Hintergrund lässt sich zusammenfassen, dass die perinatale Periode (von Schwangerschaft bis ein Jahr nach der Geburt) eine kritische Lebensphase für die Gesundheit der Eltern und Kinder darstellt. Digitale Ansätze, wie beispielsweise Apps oder digitale Sprechstunden, die in den letzten Jahren auch in der Präventionsforschung an Bedeutung gewinnen konnten, stellen eine Möglichkeit dar, Familien eine niedrigschwellige und zur aller Zeit verfügbaren Unterstützung anzubieten.
Durch das Angebot der längerfristig aufsuchenden Betreuung und Begleitung (LaB) im Rahmen der Frühen Hilfen erhalten psychosozial belastete Familien Unterstützung von Fachkräften in Form von regelmäßigen Hausbesuchen. Durch das Forschungsvorhaben I-PREGNO soll nun eine speziell auf diese Zielgruppe angepasste neu entwickelte mHealth basierte Intervention (I-PREGNO) erprobt werden, die ergänzend zu der LaB psychosozial belastete Familien unterstützen kann. Ziel der Intervention ist die Förderung der Familiengesundheit durch die Prävention ungesunder Gewichtszunahme der Eltern und des Kindes sowie die Reduktion psychosozialer Belastungen in der perinatalen Periode. Die Intervention wurde in einem internationalen Konsortium entwickelt; beteiligt sind das Institut für Bewegungswissenschaften, Sport & Gesundheit der Universität Graz, der Lehrstuhl für Pathopsychologie der Universität Bamberg, das Institut für Bewegung und Sportwissenschaften der Universität Brüssel sowie das Nationale Zentrum Frühe Hilfen / Deutsches Jugendinstitut.
Die Intervention besteht aus der App I-PREGNO, die durch verhaltenstherapeutische Methoden psychologische Mechanismen, die unter anderem bei einer ungesunden Gewichtszunahme der Eltern eine maßgebliche Rolle spielen, verändern soll. Weiter werden durch die Fachkräfte zusätzlich Beratungsgespräche durchgeführt, welche die Bereiche Bewegung und gesunde Ernährung thematisieren. Die Intervention umfasst Inhalte sowohl für Mütter als auch Väter und fokussiert somit die komplette Kernfamilie.
Im nächsten Schritt soll nun die Wirksamkeit der Intervention in psychosozial belasteten Familien, die durch eine LaB betreut werden, im Rahmen einer Längsschnittstudie überprüft werden. Dazu wird eine randomisierte kontrollierte Studie in Kommunen Bayerns durchgeführt. Nach entsprechender Stichprobengrößenkalkulation sollen insgesamt 300 Familien rekrutiert werden. An der Studie können alle Familien, die von einer LaB betreut werden und ein Kind zwischen 0-6 Monaten haben, teilnehmen.
Die teilnehmenden Familien werden, über die zugehörigen Fachkräfte, zufällig auf einen der drei Interventionsarme (Kontrollgruppe, Experimentalgruppe 1 und 2) der Studie aufgeteilt. Die Kontrollgruppe erhält das „treatment as usual“ (TAU), die Experimentalgruppe 1 erhält die App allein und die Experimentalgruppe 2 erhält die App in Kombination mit Beratungsgesprächen (Blended Counselling). Die Familien sowie Fachkräfte werden für die Teilnahme an der Studie vergütet.
Insgesamt enthält die Studie 4 Messzeitpunkte (vor und nach der Intervention, Follow-Up-Erhebungen nach 6 und 12 Monaten) und untersucht die Intervention in Hinblick auf verschiedene Outcomes. Das Hauptoutcome stellt der BMI der Eltern und des Kindes dar. Als sekundäre Outcomes werden die elterliche Belastung, Schwierigkeiten in der Emotionsregulation, Depressivität, Ernährungsverhalten sowie physische Aktivität erfasst. Außerdem sollen weitere psychosoziale Belastungen (niedriger sozioökonomischer Status, traumatische Erlebnisse, Schwierigkeiten in der Eltern-Kind Interkation) erhoben werden, um Zusammenhänge zwischen den Outcomes zu untersuchen und die Stichprobe besser beschreiben zu können.
Endres Loraine K./Straub Heather/McKinney Chelsea/Plunkett Beth/Minkovitz Cynthia S./Schetter Chris D./Ramey Sharon/Wang Chi/Hobel Calvin/Raju Tonse/Shalowitz Madeleine U./Community Child Health Network of the Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development (2015): Postpartum weight retention risk factors and relationship to obesity at 1 year. In: Obstet Gynecol, 125. Jg., H.1, S. 144–152
Saxbe, Darby/Rossin-Slater, Maya/Goldenberg, Diane (2018): The transition to parenthood as a critical window for adult health. In: American Psychologist, 73. Jg., H. 9, S. 1190–1200
Olson, Sheryl L./Bates, John E./Bayles, Kathryn (1990): Early antecedents of childhood impulsivity: the role of parent-child interaction, cognitive competence, and temperament. In: Journal of Abnormal Child Psychology, 18. Jg., H. 3, S. 317–334