SOKO-Corona
Studie zu Schließungsprozessen von Kitas in der Covid-19-Pandemie
In Abhängigkeit vom bundesweiten und lokalen Infektionsgeschehen waren für Kindertageseinrichtungen seit dem Frühjahr 2020 gemäß dem gemeinsamen Rahmen der Länder verschiedene Öffnungsstufen vorgesehen, die von einer „eingeschränkten Notbetreuung“ bis hin zu einem „Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen“ reichten. Im Zuge dieser weitreichenden Veränderungen für den Betrieb von Kindertageseinrichtungen waren einzelne Institutionen auch kurzfristig immer wieder von infektionsbedingten Schließungen der gesamten Einrichtung betroffen. Das Projekt „SOKO Corona“ hat erkundet, was bei Kitaschließungen konkret vor sich ging und wie die Situation von den beteiligten Personengruppen (wie Leitungen, Träger, Eltern) erlebt und bewältigt wurde. Mittels eines explizit explorativen Designs und im „entdeckenden“ Erkenntnisstil der Feldforschung wurde beschrieben, wie sich das Schließungsgeschehen als Resultat der Verknüpfung miteinander in Beziehung stehender Ereignisse und sozialer Beziehungen darstellt. Diese als Ergänzung zur Corona-KiTa-Studie durchgeführte Untersuchung sollte damit einen Beitrag leisten, etwas mehr über die unterschiedlichen Steuerungsmechanismen im Umgang mit einer Einrichtungsschließung sowie ihre diskursiven und strukturellen Bedingungen zu erfahren. Die Ergebnisse finden Sie im Abschlussbericht (PDF).
- Wie gestalten sich das Zusammenwirken und die Koordination von Aktivitäten und Maßnahmen der verschiedenen beteiligten Akteure im Zusammenhang mit einer infektionsbedingten Schließung der Kindertageseinrichtung?
- Wie wird die Situation von den beteiligten Akteuren (Leitungen, Trägervertreterinnen und Trägervertreter, Vertretungen des Jugendamts und Gesundheitsdienst, Eltern) gedeutet und welche Auswirkungen hat sie für diese?
- Welche Kommunikationsstrukturen und -formate werden genutzt und welche Herausforderungen gehen mit der Kommunikation einher?
- Welche nicht-intendierten direkten und indirekten Effekte zeigen sich bei der Einrichtungsschließung?
Um die Neuartigkeit des Phänomens von plötzlichen Kitaschließungen in seinem sozialräumlichen Zusammenhang, seiner Ereignis- und Prozesshaftigkeit und unter den Forschungsbedingungen der COVID-19-Pandemie analytisch zu beschreiben, kommt eine flexible Forschungsstrategie zum Einsatz, die die Anwendung unterschiedlicher methodischer Zugänge erlaubt. Aus diesen Gründen lehnt sich die Studie an einige methodologisch begründete Prämissen des Forschungsprogramms der Ethnografie an, setzt jedoch den Akzent auf die Methodik der Einzelfallstudien.
Im Rahmen von SOKO-Corona werden einzelne Kindertageseinrichtungen in ihrem sozialräumlichen Umfeld in unterschiedlichen Bundesländern schrittweise und zeitlich nacheinander untersucht. Die Auswahl der Fälle wird nach dem theoretischen Sampling vorgenommen. Im Auswahlverfahren des theoretischen Sampling wird auf einen vorab festgelegten Auswahlplan verzichtet und stattdessen sukzessive und auf Basis der ersten Falldaten und neuer analytischer Fragen gezielt nach weiteren Fällen gesucht. Zentrale Elemente bilden inhaltsanalytische Auswertungen von leitfadengestützten Interviews mit den für die Schließungsprozesse relevanten Akteuren sowie Dokumentenanalysen (z.B. Informationsschreiben, Korrespondenzen und Formulare).