In Abhängigkeit vom bundesweiten und lokalen Infektionsgeschehen sind für Kindertageseinrichtungen seit dem Frühjahr 2020 gemäß dem gemeinsamen Rahmen der Länder (JFMK 2020) verschiedene Öffnungsstufen vorgesehen, die von einer „eingeschränkten Notbetreuung“ bis hin zu einem „Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen“ reichen (Corona KiTa Studie 2020 a, b). Im Zuge dieser weitreichenden Veränderungen für den Betrieb von Kindertageseinrichtungen sind einzelne Institutionen auch kurzfristig immer wieder von infektionsbedingten Schließungen der gesamten Einrichtung betroffen. Das Projekt „SOKO Corona“ erkundet, was bei Kitaschließungen konkret vor sich geht und wie die Situation von den beteiligten Personengruppen (wie Leitungen, Träger, Eltern) erlebt und bewältigt wird. Mittels eines explizit explorativen Designs und im „entdeckenden“ Erkenntnisstil der Feldforschung (Friebertshäuser 2003) wird beschrieben, wie sich das Schließungsgeschehen als Resultat der Verknüpfung miteinander in Beziehung stehender Ereignisse und sozialer Beziehungen darstellt. Diese als Ergänzung zur „Corona-KiTa-Studie“ (www.corona-kita-studie.de) durchgeführte Untersuchung soll damit einen Beitrag leisten, etwas mehr über die unterschiedlichen Steuerungsmechanismen im Umgang mit einer Einrichtungsschließung sowie ihre diskursiven und strukturellen Bedingungen zu erfahren.
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  • Wie gestalten sich das Zusammenwirken und die Koordination von Aktivitäten und Maßnahmen der verschiedenen beteiligten Akteure im Zusammenhang mit einer infektionsbedingten Schließung der Kindertageseinrichtung?
  • Wie wird die Situation von den beteiligten Akteuren (Leitungen, Trägervertreterinnen und Trägervertreter, Vertretungen des Jugendamts und Gesundheitsdienst, Eltern) gedeutet und welche Auswirkungen hat sie für diese?
  • Welche Kommunikationsstrukturen und -formate werden genutzt und welche Herausforderungen gehen mit der Kommunikation einher?
  • Welche nicht-intendierten direkten und indirekten Effekte zeigen sich bei der Einrichtungsschließung?

Um die Neuartigkeit des Phänomens von plötzlichen Kitaschließungen in seinem sozialräumlichen Zusammenhang, seiner Ereignis- und Prozesshaftigkeit und unter den Forschungsbedingungen der COVID-19- Pandemie analytisch zu beschreiben, kommt eine flexible Forschungsstrategie zum Einsatz, die die Anwendung unterschiedlicher methodischer Zugänge erlaubt. Aus diesen Gründen lehnt sich die Studie an einige methodologisch begründete Prämissen des Forschungsprogramms der Ethnografie an, setzt jedoch den Akzent auf die Methodik der Einzelfallstudien (Lamnek/Krell 2016).

Im Rahmen von SOKO-Corona werden einzelne Kindertageseinrichtungen in ihrem sozialräumlichen Umfeld in unterschiedlichen Bundesländern schrittweise und zeitlich nacheinander untersucht. Die Auswahl der Fälle wird nach dem theoretischen Sampling (Strauss/Corbin; Strübing 2008) vorgenommen. Im Auswahlverfahren des theoretischen Sampling wird auf einen vorab festgelegten Auswahlplan verzichtet und stattdessen sukzessive und auf Basis der ersten Falldaten und neuer analytischer Fragen gezielt nach weiteren Fällen gesucht (Strübing 2018, S. 30). Zentrale Elemente bilden inhaltsanalytische Auswertungen von leitfadengestützten Interviews mit den für die Schließungsprozesse relevanten Akteuren sowie Dokumentenanalysen (z.B. Informationsschreiben, Korrespondenzen und Formulare).

Corona-Kita-Studie (2020a): Monatsbericht der Corona-KiTa-Studie. Ausgabe 2/2020. Juni. https://www.corona-kita-studie.de/results.html (Abruf 17.10.2020)

Corona-Kita-Studie (2020b): Quartalsbericht der Corona-KiTa-Studie. Ausgabe 3/2020. August. https://www.corona-kita-studie.de/results.html (Abruf 17.10.2020)

Friebertshäuser, Barbara (Hrsg.) (2003): Feldforschung und teilnehmende Beobachtung. In: Friebertshäuser, Barbara/Prengel, Annedore (Hrsg.): Handbuch qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Weinheim, München. S. 501-534

Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) (2020): Gemeinsamer Rahmen der Länder für einen stufenweisen Prozess zur Öffnung der Kindertagesbetreuungsangebote von der Notbetreuung hin zum Regelbetrieb im Kontext der Corona­-Pandemie

Lamnek, Siegfried/Krell, Claudia (2016): Qualitative Sozialforschung. Weinheim und Basel

Strauss, Anselm/Corbin, Juliet (1990): Basics of Qualitative Research. Grounded theory procedures and techniques. Sage, Newbury Park

Strübing, Jörg (2008): Grounded Theory. Zur sozialtheoretischen und epistemologischen Fundierung des Verfahrens der empirisch begründeten Theoriebildung. Wiesbaden

Strübing, Jörg (2018): Qualitative Sozialforschung. Eine komprimierte Einführung. Berlin

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Nockherstr. 2
81541 München

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