Lokale Bildungslandschaften in Kooperation von Ganztagsschule und Jugendhilfe
Das vom BMBF geförderte Projekt "Lokale Bildungslandschaften in Kooperation von Ganztagsschule und Jugendhilfe" analysierte den Zusammenhang zwischen der Gestaltung lokaler Bildungslandschaften und dem Ausbau schulischer und schulbezogener Ganztagsangebote. Das Forschungsprojekt rekonstruierte dabei in sechs ausgewählten Modellregionen (Arnsberg, Forchheim, Groß-Gerau, Hamburg, Jena und Lübeck) unterschiedliche Strategien und Entwicklungen einer kommunalen Bildungspolitik mit dem Ziel, herkunftsbedingte Bildungsbenachteiligungen abzubauen.Der Begriff "Lokale Bildungslandschaft" kann anhand folgender Dimensionen stichwortartig beschrieben werden:
- Planungsdimension:Die auf lokaler Ebene stattfindenden Planungsprozesse (Schulentwicklungs-, Jugendhilfe-, Sozial- und Raumplanung sowie Schulprogrammentwicklung) werden auf einer inter-institutionell abgestimmten Datenbasis durchgeführt und unter Bildungsaspekten integriert.
- Zivilgesellschaftliche Dimension:Öffentlich verantwortete, partizipativ orientierte lokale Bildungsnetzwerke werden konstitutiert. Die Netzwerkpflege übernehmen eigens eingerichtete lokale oder regionale Bildungsbüros bzw. ähnliche Einrichtungen, welche mit für diese Aufgabe freigestelltem hauptamtlichen Personal besetzt sind.
- Aneignungsdimension:Anregende Lern- und Lebensumgebungen werden als Gelegenheitsstrukturen informellen Lernens sowie mit dem Ziel der Heterogenisierung von Lerngruppen gestaltet. Beispiele sind hier die Kinder und Jugendliche beteiligende (Um-)Gestaltung von Schule/Schulgelände, Quartier und kommunalem Raum; die Senkung von Zugangsschwellen zu Bildungseinrichtungen (Museen, Bibliotheken) sowie schul- und schulformübergreifende Angebote.
- Professionsdimension:Die im Bildungsbereich tätigen Professionen arbeiten eng aufeinander bezogen bzw. gemeinsam, was sich exemplarisch in multiprofessionellen Teams oder interinstitutionell koordinierten Fortbildungen für Lehr- und Fachkräfte ausdrücken kann.
Das Projekt war grundlagentheoretisch ausgerichtet und untersuchte den Zusammenhang zwischen der Gestaltung lokaler Bildungslandschaften und dem Auf- und Ausbau schulbezogener Ganztagsangebote. Mit einem Mix qualitativer Methoden sind in den Modellregionen folgende Forschungsfragen gestellt worden:
- Welchen Stellenwert nimmt das Leitziel "Abbau herkunftsbedingter Bildungsbenachteiligung" auf der lokalen bildungspolitischen Agenda ein und was soll die Bildungslandschaft in dieser Hinsicht leisten?
- Welche politischen Regulationsformen und Aushandlungsstrukturen etablieren Ganztagsschulen und Jugendhilfeeinrichtungen vor Ort?
- Inwiefern zeigen sich Tendenzen zu einer erweiterten kommunalen Schulträgerschaft bzw. zu einer regionalisierten Schulaufsicht?
- Können Ansätze einer integrierten kommunalen Bildungs- und Sozialberichtserstattung sowie gemeinsam getragene Strukturen der Qualitätsentwicklung und -sicherung von Angeboten im Ganztag etabliert werden?
- Wie verändern sich in lokalen Bildungslandschaften das Selbstverständnis und die Aufgabenbereiche der Bildungsinstitutionen und -einrichtungen?