Unbegleitete und begleitete geflüchtete Jugendliche – Lebenslagen und Integrationsprozesse aus der Perspektive junger Geflüchteter
Die Integration geflüchteter junger Menschen stellt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar. Es müssen Chancen und Strukturen eröffnet werden, die es Geflüchteten ermöglichen, eine Zukunftsperspektive zu entwickeln.
Gelingende Integrationsprozesse junger Geflüchteter sind komplex und von vielen Faktoren abhängig (Scher/Yüksel 2016). Ein unverzichtbares Moment stellen dabei ihre eigenen Sichtweisen und Erfahrungen dar. Bis zu Beginn dieses Forschungsprojektes fehlten jedoch Studien, die die Perspektiven und Erfahrungen von unbegleiteten und begleiteten geflüchteten Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Blick nehmen.
Um aktuelles empirisches Wissen zu den sehr heterogenen Ankunftserfahrungen, den Lebenslagen, dem Alltag sowie den Erwartungen und Perspektiven der zugewanderten minderjährigen Geflüchteten zu generieren, startete das Deutsche Jugendinstitut (DJI) bereits im Herbst 2015 eine explorative Studie, in deren Rahmen über 100 unbegleitete (53) und begleitete (51) minderjährige Geflüchtete in den ersten Monaten nach ihrer Ankunft in Deutschland zu ihren Lebenslagen befragt wurden.
Der Bericht über die erste Befragungswelle steht hier zum Download bereit.
An die erste Studie wurde mit diesem Forschungsprojekt angeknüpft. Durch eine zweite Befragung derselben Jugendlichen konnte ein qualitativer Längsschnitt durchgeführt werden, der die Entwicklungen der Jugendlichen und deren Sichtweise auf die Hilfe- und Integrationsprozesse erhoben hat.
Die leitende Fragestellung für die Befragung lautete: Wie nehmen die Jugendlichen ihre Lebenssituation und die jeweils von ihnen durchlaufenen Hilfe- und Integrationsprozesse wahr? Wie verlaufen diese Prozesse auf struktureller, kultureller, sozialer und emotionaler Ebene und in welchem Verhältnis stehen dazu die Wünsche, Erwartungen und Pläne der Jugendlichen?
Abgeleitet aus der übergeordneten Fragestellung wurden unter anderem folgende Bereiche angesprochen: Bildung, soziales Umfeld und Kontakte, Alltag der Jugendlichen, Wissen über ihre Rechte, Religion und Religionsausübung, subjektives Sicherheitsempfinden sowie Diskriminierungs- und Viktimisierungserfahrungen (Brinks u.a. 2017).
Methodisches Vorgehen
Die Jugendlichen wurden mittels qualitativer Leitfadeninterviews befragt. Der Leitfaden wurde auf Basis der Ergebnisse und Erfahrungen aus der ersten Welle entwickelt und um neue Fragestellungen ergänzt. Im Vorfeld der Feldphase wurde der Leitfaden mittels Pretest überprüft. Ebenso wie in der ersten Befragung wurden die qualitativen Interviews größtenteils noch mit Hilfe von Dolmetscherinnen und Dolmetschern durchgeführt. Die qualitativen Interviews wurden transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet (Krause 2016).
Zielsetzung der Studie war die Generierung von Wissen zur Verbesserung der Fachpraxis.
Brinks, Sabrina/ Dittmann, Eva/Müller, Heinz (Hrsg.) (2017): Handbuch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Frankfurt am Main.
Krause, Ulrike (2016): Ethische Überlegungen zur Feldforschung. Impulse für die Untersuchung konfliktbedingter Flucht. Marburg.
Scherr, Albert/Yüksel, Gökçen (Hrsg.) (2016): Flucht, Sozialstaat und Soziale Arbeit. neue praxis – Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Sonderheft 13. Lahnstein.