AID:A 2019
Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten
Der Survey „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (kurz: AID:A) liefert seit zehn Jahren wichtige Informationen zur Situation von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und ihren Familien in Deutschland. Er ist zentraler Baustein der Surveyforschung des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und wird 2019 zum dritten Mal durchgeführt. Bei dieser standardisierten Befragung werden bundesweit in rund 6.000 Haushalten die Kinder, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Eltern von Minderjährigen über ihre alltäglichen Lebensbedingungen und Erfahrungen befragt.
In den Jahren 2009 und 2014 fanden unter dem Titel AID:A I und AID:A II die ersten bundesweiten Telefonbefragungen statt. Mit diesen regelmäßigen Zeitportraits liefert die Survey-Forschung am DJI zentrale Erkenntnisse darüber, wie sich das Aufwachsen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland verändert und wie sich Familie und Gesellschaft wandeln. Damit leistet das DJI einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur Beschreibung von gesellschaftlichen Trends in Deutschland. Das Themenspektrum ist breit und reicht von der steigenden Bedeutung außerhäusiger Bildung und Betreuung für jüngere Kinder und Schulkinder am Nachmittag, Veränderungen im Bildungs- und Freizeitverhalten von Jugendlichen bis zum Wandel von Familienstrukturen und der Alltagsorganisation in Trennungsfamilien.
Ein Teil der Befragten hat zwischen 2009 und 2018 mehrmals an den Erhebungen teilgenommen. Diese Längsschnittstudie „AID:A Panel III“ erlaubt es, Entwicklungsprozesse im Lebensverlauf zu verfolgen. Von zentralem Interesse sind hierbei Einflüsse früherer Erfahrungen z.B. auf die spätere Familiengründung und Arbeitsteilung in der Partnerschaft. Auch Fragen nach der Kontinuität von ehrenamtlichem und speziell politischem Engagement werden aufgegriffen.
AID:A 2019, das den befragten Personen auch unter dem Label „Erwachsen werden / Erwachsen sein“ bekannt ist, wird wie die Vorgängerstudien vor allem aus Fördermitteln des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie aus Eigenmitteln des DJI finanziert.
Wie kein anderer vergleichbar breit angelegter Survey in Deutschland stellt AID:A die Lebenssituation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Mittelpunkt. Mit einer bundesweiten, repräsentativ angelegten Befragung liefert AID:A tragfähige Informationen für die Sozialberichterstattung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Hierbei kommen ab einem Alter von neun Jahren die Kinder auch selbst zu Wort. AID:A beschränkt sich nicht auf Auskünfte der Eltern.
Schrittweise hat AID:A den Blick über einzelne Individuen hinaus auf ihr soziales Nahumfeld erweitert. So werden seit 2014 bei minderjährigen Kindern nach Möglichkeit beide Eltern (und nicht nur eine Auskunftsperson) befragt. Bei jungen Erwachsenen, die in einem Paarhaushalt leben, wird der Partner beziehungsweise die Partnerin einbezogen. In der aktuellen Befragung AID:A 2019 werden nun auch Geschwister und andere Haushaltsmitglieder im Befragungsalter (0 – 32 Jahre) einbezogen.
Damit berücksichtigt AID:A 2019 in zunehmendem Maße, dass die Befragten als Mitglieder enger sozialer Netzwerke zu sehen sind. Dass diese Netzwerke über den Haushalt hinaus reichen, wird sowohl bei Fragen zu Großeltern und Trennungsfamilien als auch in Fragen zur Partnerschaft und zum Freundeskreis berücksichtigt. Dementsprechend rücken die gelebten Beziehungen innerhalb und außerhalb der Familie in den Mittelpunkt der Analyse, etwa mit Blick auf die Integration Heranwachsender unter Gleichaltrigen.
Ergänzend zu amtlichen Erhebungen wie dem Mikrozensus verfolgt der DJI-Survey AID:A drei zentrale Ziele:
Erstens soll auf breiter Basis Aufschluss darüber gewonnen werden, wie sich sozialer Wandel in Veränderungen der Lebensbedingungen, Einstellungen, Verhaltensmuster und des subjektiven Wohlergehens von Heranwachsenden und deren Familien niederschlägt. Die umfassende Studie liefert einen aktuellen Zahlenspiegel, der die Daten aus den früheren Erhebungen fortschreibt und somit der Forschung in Deutschland die Möglichkeit gibt, Zeitreihenvergleiche über viele Jahre anzustellen.
Zweitens sollen Zusammenhänge aufgezeigt werden zwischen relevanten Rahmenbedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, individuellen Lebensbedingungen im sozialen Nahkontext sowie unterschiedlichen Aspekten des Wohlergehens der heranwachsenden Generation. Dies spricht auch die Bedeutung kontextueller Entwicklungsbedingungen an, die einer politischen Gestaltung zugänglich sind. Damit werden die Forschungsschwerpunkte des DJI aufgegriffen, um in den kommenden Jahren gesellschaftliche Phänomene vertieft zu untersuchen und mögliche Erklärungen oder Lösungsansätze zu finden.
Drittens soll AID:A interessierten Forscherinnen und Forschern zur Verfügung stehen, um darüber hinaus gehende Erkenntnisse zu generieren und einzelne Forschungsfragen zu vertiefen. Diese Informationen sind repräsentativ für alle Personen der Alterssspanne (ab Geburt bis 32 Jahre) in Deutschland und erlauben Auswertungen zu vielfältigen Fragestellungen.
Im Jahr 2020 werden eine Reihe von Berichten der Bundesregierung erwartet, die auf Informationen aus AID:A 2019 zurückgreifen, darunter der Familienbericht, der Bildungsbericht und der Kinder- und Jugendbericht.
Während frühere AID:A-Erhebungen noch als telefonische Befragungen durchgeführt wurden, setzt AID:A 2019 nun auf persönliche Interviews. Wie bei AID:A II umfasst die Stichprobe Personen im Altersbereich von der Geburt bis zum Alter von 32 Jahren und wird nach dem Zufallsprinzip über Einwohnermeldeämter gezogen. Sofern noch weitere Personen im angezielten Altersbereich im Haushalt leben (zum Beispiel Geschwister oder eigene Kinder der Heranwachsenden), werden auch diese einbezogen. Darüber hinaus werden zusätzlich die Eltern im Haushalt der minderjährigen Zielpersonen befragt sowie gegebenenfalls der Partner beziehungsweise die Partnerin, sofern er oder sie mit der Zielperson im gemeinsamen Haushalt lebt. Die Interviews werden zwischen Februar und Sommer 2019 bundesweit in rund 6.000 Haushalten stattfinden und von professionellen Interviewern eines externen Erhebungsinstituts durchgeführt. Geschätzt werden circa 13.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Alter von 0 bis 32 Jahren sowie circa 7.000 Mütter und Väter der minderjährigen Zielpersonen teilnehmen. Auf Wunsch ist auch eine telefonische Befragung möglich.
Um Zeitvergleiche zu ermöglichen, greift AID:A 2019 ähnliche Themenkomplexe auf wie die vorherigen AID:A-Befragungen. Besonderes Augenmerk gilt gesellschaftlichen Trends wie beispielsweise in der Verbreitung von komplexen Familienstrukturen (Trennungs-, Stief- und Patchworkfamilien). Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund sowie der Gestaltung von Freundschaftsbeziehungen Jugendlicher werden ausführlicher verfolgt. Gleichzeitig werden neue thematische Schwerpunkte eingeführt, wie etwa die zunehmende Digitalisierung des Alltags und der Ausbildungs- und Berufswelt.
Da Kinder, Jugendliche und Heranwachsende je nach Alter in unterschiedliche Kontexte eingebunden sind (Kita, Schule, Lehre/Studium, Beruf) und mit unterschiedlichen Entwicklungsaufgaben konfrontiert sind, ist das Befragungsprogramm entsprechend altersspezifisch angepasst. Eltern von Zielpersonen im Alter von 0 bis 11 Jahren beantworten Fragen zur Betreuungssituation, Freizeitgestaltung, Gesundheit und, falls das Kind schon eingeschult ist, auch über die Schule. Ab dem Alter von 9 Jahren wird zudem jedes Familienmitglied selbst zu den jeweiligen Lebenswelten befragt. Die Themen hierfür sind bei den 9- bis 11-jährigen Kindern beispielsweise Familienklima, Schulzufriedenheit, Freundeskreis oder die sich anbahnende Autonomie vom Elternhaus. Der Fragebogen für 12- bis 17-jährige beinhaltet zudem Themen wie Bildung, Hobbies, Engagement in Vereinen, erste romantische Partnerschaften, aber auch Mobbingerfahrungen. Fragen zu Ausbildung und Erwerbstätigkeit sowie ein möglicher Nebenjob von Schülerinnen und Schülern kommen mit zunehmendem Alter ebenfalls hinzu. Ab einem Alter von 16 Jahren ist auch das Thema politische Partizipation dabei, ab 18 Jahren Fragen zu eventuellen Kinderwünschen, zur Bildungs- und Erwerbsbiografie, zu kritischen Lebensereignissen sowie zur Nutzung sozialstaatlicher und kultureller Angebote. Eltern beantworten außerdem ergänzend dazu einen eigenen Fragenkatalog zu ihrer Elternschaft, zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie zu ihrer finanziellen Situation und Partnerschaft.
Nach Aufbereitung durch das AID:A Datenmanagement können die AID:A Daten von Wissenschaftler:innen aus universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen als scientific use file im Forschungsdatenzentrum des DJI beantragt werden.
Nutzung der Daten erfordert eine Datenüberlassungs- und Datennutzungsvereinbarung, die über das FDZ beantragt werden kann.
Auch ohne Datenüberlassungs- und Datennutzungsvereinbarung kann nach Aufbereitung eine Grundauszählung über das FDZ eingesehen werden.
Informationen für Befragte in AID:A 2019 finden sich hier.
AID:A Kompetenzteams
Die Leitungen der AID:A-Kompetenzteams bündeln und integrieren die Expertise der in den jeweiligen Fachabteilungen an AID:A arbeitenden Kolleginnen und Kollegen.