Seit Beginn des Prozesses der Umsetzung der EU-Jugendstrategie in Deutschland im Jahr 2010 wurde dieser durch das Projekt „Wissenschaftliche Begleitung der Umsetzung der EU-Jugendstrategie in Deutschland“ begleitet und evaluiert. Mit dem Ende der Umsetzung der EU-Jugendstrategie in seiner bisherigen Form in 2018, endete auch im Juni 2019 die wissenschaftliche Begleitung durch das Projekt.

 

Aufgabe des Projekts war es, die Umsetzung der EU-Jugendstrategie in Deutschland im Zeitraum 2010 bis 2018 wissenschaftlich zu begleiten und bis Juni 2019 die wissenschaftlichen Ergebnisse auch der Fachöffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dies beinhaltete neben der Evaluation des Umsetzungsprozesses auch eine beratende Begleitung des Prozesses auf Grundlage der Evaluationsergebnisse (formative Evaluation, vgl. Haubrich/Lüders 2004). Somit schaffte das Projekt im Sinne einer wissenschaftsbasierten Politikberatung zeitnah Reflexionsanlässe zur Gestaltung der Umsetzung der EU-Jugendstrategie.

 

Bei der Umsetzung der EU-Jugendstrategie 2010 bis 2018 handelte es sich um eine neue Form der Zusammenarbeit im jugendpolitischen Bereich in Deutschland. Bis dahin wurde die Umsetzung europäischer jugendpolitischer Strategien und Programme primär von Bundesebene aus gesteuert. Bisher wurden politische Strategieumsetzungen überwiegend top-down gesteuert (vgl. Mayntz 2005).  Mit der Umsetzung der EU-Jugendstrategie gestaltete sich die jugendpolitische Zusammenarbeit in Form einer gemeinsam koordinierten Umsetzung der verschiedenen föderalen Ebenen und staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren in Deutschland. Hierfür wurden neue Koordinationsstrukturen geschaffen, die es ermöglichten, relevante Ebenen und Akteure an der Umsetzung zu beteiligen. Für die Etablierung solcher neuartigen Strukturen im Sinne des Multi-Level-Governance (vgl. Benz 2007) wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Akteure auf unterschiedlichen Ebenen über neu etablierte Gremien vernetzt und koordiniert. Als Hauptgremium zur Umsetzung der EU-Jugendstrategie in Deutschland wurde 2010 eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Öffentliche und freie bundeszentrale Träger waren über einen Beirat des Bundes zur Umsetzung der EU-Jugendstrategie in den Prozess involviert. Zudem wurden weitere regionale und kommunale Akteure über Länderstrukturen in den Prozess einbezogen.

 

Das DJI hat den Kooperationsprozess in drei Projektphasen wissenschaftlich begleitet. In der ersten Phase (2010 – 2014) wurde die strukturelle Umsetzung der EU-Jugendstrategie als sog. Governance-Modell evaluiert. Auf Grundlage der Ergebnisse der ersten Phase standen in der zweiten Phase (2014 – 2016) zwei Fragestellungen im Fokus. Erstens wurde analysiert, wie Bund und Länder die Impulse aus der EU-Jugendstrategie auf weiteren Ebenen verbreitet haben. Zweitens wurde analysiert, wie die Perspektiven Jugendlicher, die durch den Strukturierten Dialog sichtbar wurden, in den Umsetzungsprozess einflossen. In der dritten Phase (2017 – 2019) wurde eine umfassende Bilanz des gesamten Umsetzungsprozesses (2010 – 2018) gezogen. Die Evaluation folgte in jeder Projektphase einer eigenen zentralen Fragstellung.

 

Zentrale Themen der wissenschaftlichen Begleitung:

  • Die Entwicklung eines Governance-Modells der in Deutschland eingerichteten Strukturen (vgl. Baumbast/Hofmann-van de Poll/Rink 2015);
  • Analyse des Mehrwerts der geschaffenen Strukturen für eine kooperative Umsetzung der EU-Jugendstrategie in Deutschland (vgl. Riedle/Hofmann-van de Poll 2018);
  • Analyse, auf welchen Wegen die EU-Jugendstrategie im Themenbereich Partizipation umgesetzt wurde (Hofmann-van de Poll/Riedle/Friedrich 2019);
  • Analyse, inwiefern die Meinungen von Jugendlichen über den sog. Strukturierten Dialog in den Umsetzungsprozess in Deutschland einflossen (vgl. Friedrich/Hofmann-van de Poll 2019);
  • Erarbeitung einer kategorischen Übersicht über die Bandbreite der Ergebnisse, die durch die Umsetzung EU-Jugendstrategie in Deutschland zwischen 2010 und 2018 hervorgebracht wurden (vgl. Hofmann-van de Poll/Pelzer 2018, Ergebnispräsentation_14. Forum);
  • Analyse des aus den Daten hervorgehenden Paradoxes, subjektiver Wahrnehmung und sichtbarer Ergebnisse der Umsetzung der EU-Jugendstrategie in Deutschland und die Erarbeitung eines Erklärmodells hinsichtlich der Faktoren, die dieses Paradox bedingt haben (vgl. Pelzer/Hofmann-van de Poll, im Veröffentlichungsprozess);
  • Analyse, wie deutsche Akteure in Deutschland und in Europa zusammenarbeiten, um jugendpolitische Themen, die in Deutschland diskutiert werden, in den europäischen Debatten einzubringen (vgl. Hofmann-van de Poll/Keilberth/Pelzer, im Veröffentlichungsprozess);
  • Analyse des Governance-Prozesses der Umsetzung der EU-Jugendstrategie in Deutschland und der Faktoren, die den Prozessverlauf strukturell beeinflusst haben (vgl. Hofmann- van de Poll/Pelzer, im Veröffentlichungsprozess);
  • Analyse, wie kommunale Verankerung europäischer Jugendpolitik in Deutschland von den Akteure der Umsetzung der EU-Jugendstrategie in Deutschland gestaltet wurde (vgl. Pelzer/Hofmann-van de Poll, im Veröffentlichungsprozess).

Bildquelle: © pixabay  

Mayntz, Renate (2005): Governance Theory als fortentwickelte Steuerungstheorie?. In: Schuppert, Gunnar Folke (Hrsg.): Governance-Forschung. Vergewisserung über Stand und Entwicklungslinien. Baden-Baden, S. 11–20.

 

Benz, Arthur (2007): Multilevel Governance. In: Benz, A./Lütz, S./Schimank, U./Simonis G. (Hrsg.): Handbuch Governance. Theoretische Grundlagen und empirische Anwendungsfelder. Wiesbaden, S. 297–310.

 

Hooghe, Liesbet/Marks, Gary: Multi-Level Governance and European Integration (Governance in Europe), Rowman & Littlefield Publishers, Auflage: First Edition (21. März 2001), Lanham.

 

Benz, Arthur/Dose, Nicolai (2010): Governance – Modebegriff oder nützliches sozialwissenschaftliches Konzept? In: Benz, A./Dose, N. (Hrsg.): Governance – Regieren in komplexen Regelsystemen. Eine Einführung. 2., aktualisierte und veränderte Aufl. Wiesbaden, S. 13–36.

 

Benz, Arthur (2009): Politik in Mehrebenensystemen. Wiesbaden.

 

Owen, John M. (2006): Program Evaluation, Forms and Approaches. New York, London: The Guildford Press

 

King, Jean A./Stevahn, Laurie (2013): Interactive Evaluation Practice. Masterin the Interpersonal Dynamics of Program Evaluation. Los Angeles u.a: Sage

 

 

 

 

Wir bedanken uns herzlich bei allen Akteuren, Interviewpartnerinnen und -partner, allen weiteren Weggefährtinnen und -gefährten der letzten 8 Jahre für die wertvollen Gespräche, Impulse, Begegnungen, kritische Anmerkungen und die gelungene Zusammenarbeit.

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