Mit Sozialpädagogischer Familienhilfe werden - meist kinderreiche - Familien in gravierenden Unterversorgungslagen (Bildung, Arbeit, Wohnung, Finanzen usw.) unterstützt, die Schwierigkeiten in vielen Lebensbereichen haben. Anlaß für diese Hilfe zur Erziehung nach § 31 SGB VIII ist ein erzieherischer Bedarf, wenn die zum Wohl eines Kindes/Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet werden kann. Etwa 11 200 Familien erhielten Ende 1995 in der BRD Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH), in denen insgesamt etwa 28 600 Kinder und Jugendliche lebten.Im Rahmen seiner Praxisforschung führte das DJI ein Projekt durch zur "Sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH) in der Bundesrepublik Deutschland". Das Resultat ist ein Handbuch zur SPFH, das einen grundlegenden Beitrag zur Sicherung von fachlich-methodischen Standards und von erforderlichen organisatorisch-materiellen, personellen und kooperativen Arbeitsvoraussetzungen leisten soll.
Die dem Handbuch zugrunde liegenden Daten und Informationen wurden während des Projektes mittels der folgenden Arbeitsformen erhoben: Round-table-Gespräche und Interviews mit Fachkräften der SPFH, BezirkssozialarbeiterInnen und TrägervertreterInnen bei Ortsbesuchen; Sichtung exemplarischer Modelle von SPFH in den alten und neuen Bundesländern; Teilnahme an Hilfeplangesprächen; Fallbegleitungen zur Erforschung von Prozeßverläufen und methodischen Vorgehensweisen; exemplarische Einzelfallanalysen mit Fachkräften der SPFH; Interviews mit Familien, die SPFH erhalten haben; Gespräche und Tagungen mit ExpertInnen; Entwicklung und Erprobung eines Instruments zur Selbstevaluation in der Sozialpädagogischen Familienhilfe gemeinsam mit Fachkräften der SPFH, wobei dieses gleichzeitig als Erhebungsinstrument diente; Auswertung der öffentlichen Jugendhilfestatistik hinsichtlich SPFH; Vergabe von Expertisen. Der Bedeutung der SPFH entsprechend und gemäß ihrem vielseitigen Arbeitsauftrag in den Familien ist das Handbuch ein umfangreiches Nachschlagewerk geworden, das für Fachkräfte, öffentliche und freie Jugendhilfeträger, Ausbildung und Forschung einen Einblick in diese Tätigkeit auf verschiedenen Ebenen geben soll. Der Inhalt des Buches reicht von den theoretischen Grundlagen über praktische Hinweise und methodische Handlungsstrategien, u.a. einem Instrument zur Selbstevaluation, bis hin zu Fallbeispielen, die die Tätigkeit der SPFH illustrieren. Es beginnt mit der Darstellung des Stands der SPFH in der Bundesrepublik, gibt eine Einordnung der SPFH in das System der Hilfen zur Erziehung und erörtert die theoretischen und praktischen Implikationen der Hilfeplanung wie auch Fragen der Indikation. Des weiteren geht es um Arbeitsbereiche und Fragen der Qualifikation der Fachkräfte und um organisatorische Voraussetzungen einer effektiven SPFH. Der historischen Einordnung der Hilfe folgen theoretische Grundlagen für eine Arbeit in der SPFH (gesellschaftlicher Wandel, Empowerment, systemisch-konstruktivistische Sichtweisen, Entwicklungspsychologie). Ausführlich behandelt werden Methoden und Arbeitsweisen (u.a. von den Rahmenbedingungen und dem Setting über Formen der Kommunikation, Arbeit mit und an Ressourcen, an Hilfe zur Selbsthilfe, Einschätzung von und Umgang mit Familienstrukturen, Stationen der Zusammenarbeit, Co-Arbeit, bis hin zur Selbstevaluation). Weitere Themen sind: Kooperation und Vernetzung, Gruppenarbeit, besondere Problemlagen von Familien (sexueller Mißbrauch, Sucht, Gewalt, Krisensituationen, Psychosen, Vernachlässigung, Familien mit Jugendlichen/behinderten Kindern, ausländische Familien). Die Darstellung besonderer Modelle einer Durchführung von SPFH und benachbarter Arbeitsansätze beschließt das Handbuch.  Die Ergebnisse des Projektes werden in einer Reihe von verschiedenen Veranstaltungen während und nach Abschluß des Projektes disseminiert.

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Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2
81541 München

Gefördert / finanziert durch

Bundesministerium für Famile, Senioren, Frauen und Jugend

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