Seit dem Ausbau der Kindertagesbetreuung für unter Dreijährige zu Beginn der 2000er Jahre ist das System der Frühen Bildung durch einen sich kontinuierlich verschärfenden Fachkräftemangel gekennzeichnet. Unter diesem Druck waren gleichzeitig bereits erste Deprofessionalisierungstendenzen auf der Ebene der kollektiven Professionalisierung (Nittel 2011) auszumachen, die es langfristig – auch vor dem Hintergrund der den Ausbau begleitenden Kita-Qualitätsdebatte – zu beobachten gilt. Dazu gehört auch die Diskussion um multiprofessionelle Teamarbeit in der Frühen Bildung (Fröhlich-Gildhoff u.a. 2021). 
Das Projekt knüpft zum einen an diese theoretischen und methodischen Vorarbeiten an. Zum anderen werden Erkenntnisse aus der Corona-KiTa-Studie zu Personalausfällen und Belastungen der Fachkräfte während der Pandemie einbezogen. Um die aktuelle Fachkraftsituation zu analysieren, werden drei thematische Schwerpunkte gesetzt und damit verschiedene Ebenen in den Blick genommen: (1) die Ebene des Arbeitsmarktes mit seiner Steuerung der Berufsentwicklung sowie der Teamzusammensetzung, (2) die Ebene der Organisation Kita und ihrer Steuerung durch Träger und Leitungen und (3) die Ebene der Fachkräfte und ihrer Berufsverläufe.

(1) Auf der Arbeitsmarktebene stehen folgende Fragen im Vordergrund:

  • Wie entwickeln sich die Zugangswege in die Tätigkeit in der Frühen Bildung in den Bundesländern? Welche Regelungen gibt es für Quereinstiege und Fachkräfte mit ausländischen Qualifikationen?
  • Welche langfristigen Folgen hat dies für die Heterogenität von Teams? Wie ist dies aus Sicht der Professionalisierung einzuordnen?
  • Welche Regelungen gibt es für den Zugang zum Arbeitsmarkt der Schulkindbetreuung (Hort, Ganztagsschule, Übermittagsbetreuung)?

(2) Auf der Organisationsebene führt Personalmangel unter anderem zu ungeplanten Kita-Schließungen. Vor diesem Hintergrund werden einerseits die Kompensationsstrategien der Kitas und Träger für Personalausfälle und unbesetzte Stellen näher analysiert und andererseits die Folgen des Personalmangels für die Öffnung und Qualität der Kitas untersucht. 

(3) Auf der Ebene der Fachkräfte liegt der Fokus auf der Analyse ihres Stresserlebens und Wohlbefindens sowie ihrer beruflichen Mobilität.

Die fortlaufende Analyse der Lizenzierungsgesetze und deren Typisierung auf der Ebene der Bundesländer erfolgt durch eine mehrstufige (strukturierende und typisierende) qualitative Inhaltsanalyse. Für die Beantwortung von Fragen auf der Ebene der Kitas sowie der Fachkräfte werden Sekundäranalysen vorhandener quer- und längsschnittlicher Datenquellen des Projekts ERiK und der Corona-KiTa-Studie durchgeführt.

 

Fröhlich-Gildhoff, Klaus/Weltzien, Dörte/Strohmer, Janina (2021): Unterstützungspotenziale für multiprofessionelle Teams in Kindertageseinrichtungen. Zentrale Erkenntnisse einer Längsschnittstudie in Baden-Württemberg. In: Frühe Bildung, 10. Jg., H. 1, S. 4–15

Nittel, Dieter (2011): Von der Profession zur sozialen Welt pädagogisch Tätiger? Vorarbeiten zu einer komparativ angelegten Empirie pädagogischer Arbeit. In: Helsper, Werner/Tippelt, Rudolf (Hrsg.): Pädagogische Professionalität. 57. Beiheft der Zeitschrift für Pädagogik. Weinheim/Basel, S. 40–59

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