2022 war jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut bedroht (Funcke/Menne 2023). Kinderarmut ist zwar immer an Familienarmut gekoppelt, aber auch mit spezifischen Benachteiligungen für Kinder verbunden. Die Kindertagesbetreuung spielt bei deren Bekämpfung eine entscheidende Rolle, denn sie zeigt einen doppelten Ausweg aus der Armut auf, indem Müttern die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit ermöglicht und die Verfestigung von Armutskarrieren durch eine frühe Investition in die Bildung der Kinder verhindert werden kann (Esping-Andersen 2002).

Das Projekt untersucht die vielfältigen Bezüge zwischen sozialer Ungleichheit und dem System der Kindertagesbetreuung. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Auswirkungen aktueller Einrichtungsschließungen: Auch 2023 berichteten 43% aller Eltern von ungeplanten Schließungen ihrer Einrichtung (BMFSFJ 2024). Diese Schließungen, bedingt durch den sich zuspitzenden Personalmangel, wirken sich nicht nur auf die Verfügbarkeit der Betreuung aus, sondern beeinflussen auch die pädagogische Qualität, Fortbildungsmöglichkeiten und die Gesundheit der Mitarbeiter:innen.

  • Wie wirken sich die fortlaufenden Einrichtungsschließungen auf das Verhalten und Wohlbefinden der betroffenen Kinder aus, insbesondere bei sozial benachteiligten Kindern?
     
  • Welche Auswirkungen haben die Schließungen auf das Wohlbefinden und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei den Eltern, speziell unter Berücksichtigung sozialer Unterschiede?
     
  •  Wie gestaltet sich die organisationale Resilienz von Kindertageseinrichtungen angesichts der aktuellen Herausforderungen?
     
  • Welche Rolle spielen soziale Ungleichheiten auf den verschiedenen Handlungs- und Steuerungsebenen im System der Kindertagesbetreuung?
     
  • Wie gestalten sich Zugang und Teilhabe im System der Kindertagesbetreuung unter Berücksichtigung sozialer Disparitäten?

Zur empirischen Bearbeitung der Forschungsfragen werden quantitative Analysen durchgeführt, wobei ein besonderer Fokus auf längsschnittlichen Analysen liegt. Hierfür werden Datensätze der DJI-Studien ERiK, Corona-KiTa und KiBS sowie Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) genutzt. Zudem finden Daten der Kinder- und Jugendhilfestatistik sowie weitere Regionaldaten aus INKAR Verwendung.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2024): Kindertagesbetreuung Kompakt. Ausbaustand und Bedarf 2023. Berlin.

Esping‐Andersen, Gøsta (2002): A Child‐Centred Social Investment Strategy. In: Esping‐Andersen, Gøsta (Hrsg.): Why We Need a New Welfare State. Oxford. S. 26–67

Funcke, Antje/Menne, Sarah (2023): Factsheet Kinder- und Jugendarmut in Deutschland. Gütersloh, S. 1–32

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