AID:A-Kompetenzteam: Erwachsene/Familie
AID:A 2019
Das Kompetenzteam "Erwachsene/Familie" beschäftigt sich mit den Lebenslagen und der Lebensführung von Familien. Die theoretische Rahmung des familienbezogenen Fragebogenmoduls in AID:A erfolgt durch das Konzept der familialen Lebensführung, welches sich mit der Verschränkung individueller Lebensführungen innerhalb einer Familie beschäftigt. Dabei werden Aktivitäten, Alltagsorganisation und -praxen von und in Familien in den Blick genommen. Das Hauptziel des familienbezogenen Fragemoduls ist es, die Alltagspraktiken von Familien und ihre Situierung in spezifischen Lebenslagen besser beschreiben zu können. Was wird in Familien getan – gemeinsam, aber auch von jedem für sich? Wie verschränken die Akteure ihre individuellen Lebensführungen zu einer gemeinsamen, familialen Lebensführung? Und wie zufrieden sind sie mit diesen Arrangements? Dabei soll
- der Alltag von Familien in spezifischen Konstellationen, Lebens- und Risikolagen abgebildet
- und die Leistungen und Bedürfnisse von Familien herausgearbeitet werden.
Das für Mütter und Väter entwickelte Modul enthält Fragen zu wesentlichen Bereichen familialer Lebensführung: Partnerschaft, Elternschaft/Erziehung, Beruf, Freizeit, Arbeitsteilung, darunter eigens für die zweite Welle entwickelte Indikatoren zur Praxis und Bedeutung von Familienroutinen, zur individuellen und familialen Lebensqualität sowie zur Verschränkung der individuellen Lebensführungen zu einer gemeinsamen, familialen Lebensführung.
Darüber hinaus wird die Standarddemografie um einige, für aktuelle familienwissenschaftliche Fragestellungen relevante Themen ergänzt (z.B. zum Sorgerecht, zur familialen Multilokalität, zum externen Elternteil etc.).
Derzeit werden im Kompetenzteam Familie folgende Themen bearbeitet:
Im Rahmen einer Dissertation sind zahlreiche Analysen zum Coparenting in Stieffamilien entstanden. Unter anderem konnte anhand der Daten von AID:A II gezeigt werden, dass Eltern in Stieffamilien und komplexen Familien etwas häufiger mit Problemen bei der Zusammenarbeit in der Erziehung konfrontiert sind als Eltern in Kernfamilien. Ergebnisse sind verfügbar unter: „DJI- Impulse“ und „Aufwachsen in Deutschland heute
In den bisherigen Auswertungen mit AID:A II standen die Themen Wohlbefinden der Kinder in Stieffamilien, Entstehungskontext von Stieffamilien und Coparenting in Stieffamilien im Mittelpunkt. Darüber hinaus sollen die Auswertungen um die folgenden Themen erweitert werden.
Erstens sollen Aspekte des „Doing Family“ in Stieffamilien untersucht werden. Hierbei liegt der Fokus auf der elterlichen Aufgabenteilung im Haushalt und auf den Aktivitäten, denen die Eltern mit den Kindern nachgehen. Es hat sich gezeigt, dass diese Aspekte für Stieffamilien besonders interessant sind, weil im Haushalt immer ein Elternteil lebt, das nicht der leibliche Elternteil des Kindes ist. Es sollen hierbei multivariate Kovarianzanalysen angewendet werden.
Zweitens soll die sozioökonomische Situation von Eltern, deren Kinder in Stieffamilien leben, untersucht werden. Hierbei ist geplant, Regressionsanalysen durchzuführen. Ziel ist es, verschiedene Typen von Stieffamilien (z.B. Stiefvaterfamilie, Stiefmutterfamilie und komplexe Stieffamilien) miteinander zu vergleichen, um zu sehen, welche der Stieffamilien am stärksten belastet sind.
Als drittes Auswertungsvorhaben soll der Übergang von einer Stieffamilie in eine sogenannte komplexe Stieffamilie untersucht werden, d.h. die Ankunft eines gemeinsamen Kindes. Dies soll mithilfe der Ereignisdatenanalyse durchgeführt werden.
Die Rolle der Väter in der familialen Lebensführung wurde anhand der Daten von AID:A II eingehend im Rahmen des Projekts „Väterreport 2015“ (Förderung: BMFSFJ) untersucht. In 2016 und 2017 lag der Schwerpunkt der Analysen und Publikationen bei dem Thema „Das Vereinbarkeitsdilemma moderner Väter“. Ergebnisse sind verfügbar unter: „DJI-Impulse“ und „Aufwachsen in Deutschland heute“.
Das Thema „Egalitäre Partnerschaften“ wird im Rahmen des Projektes "Eltern mit egalitärer Arbeitsteilung" bearbeitet. Nachdem 2016 der theoretische Rahmen, die Definition und Operationalisierung egalitärer Partnerschaften erarbeitet wurden, wurden 2017 Analysen mit AIDA II gerechnet. Die Analysen geben Aufschluss über das Erwerbsarrangement und die Aufteilung der Familienarbeit während des Aufwachsens der Kinder geben. Die Ergebnisse zeigen, dass nur sehr wenige Eltern eine egalitäre Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit praktizieren.
Abteilungsübergreifend zwischen den Abteilungen Z und F wurde 2016 ein Index familialen Well-Beings operationalisiert. Zur Untersuchung der nahräumlichen Lebensbedingungen von Familien wurden bereits erste Analysen der mit AID:A II verknüpften georeferenzierten Daten durchgeführt. In 2017 wurden Auswirkungen von Veränderungen räumlicher Gegebenheiten auf das Family Well-Being untersucht.
Das Thema wurde bis Februar 2017 von Patrick Schanz bearbeitet.
In Kooperation mit dem Kompetenzteam Sozialberichterstattung wurden 2016 Analysen zum Zusammenhang von Migrationshintergrund und Bildungserfolg unter Einbezug der Großelterngeneration durchgeführt. Erste Ergebnisse sind verfügbar unter „Aufwachsen in Deutschland heute“. Ab 2017 wird das Thema im Kompetenzteam Sozialberichterstattung in Zusammenarbeit mit dem FSP weiter bearbeitet.
Es wurden Analysen zur sozioökonomischen Lage sowie der Alltagsgestaltung und dem Wohlbefinden von Kindern und ihren Eltern in Familien mit drei und mehr Kindern durchgeführt. Deutlich wurde, dass kinderreiche Familien durch die hohen Ausgaben finanziell häufig unter Druck stehen, aber dennoch über ein hohes Maß an Wohlbefinden verfügen.
Das Thema wurde durch Josefine Klinkhardt und Claudia Zerle-Elsäßer bearbeitet. Ergebnisse sind verfügbar unter „DJI- Impulse“.
Während für eine Familiengründung zahlreiche Rahmenbedingungen erfüllt sein müssen, scheint eine Familienerweiterung oft selbstverständlich. Anhand prospektiver Analysen von AID:A I und II-Daten konnte gezeigt werden, dass der Kinderwunsch der Mutter der entscheidende Prädiktor für eine erfolgte Familienerweiterung zwischen den beiden Erhebungszeiträumen ist. Dies gilt für zweite Kinder deutlich stärker als für geplante dritte und vierte Kinder.
Das Thema wurde 2014 und 2015 durch Angelika Tölke bearbeitet. Erste Ergebnisse sind verfügbar unter „Aufwachsen in Deutschland heute“.
Basierend auf AID:A II und einer am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) durchgeführten Zusatzstudie untersucht Janine Bernhardt Entgrenzungen zwischen Erwerbs- und Sorgearbeit und mögliche Auswirkungen auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mit den verknüpften Paardaten wird der Frage nachgegangen, inwieweit betriebliche Rahmenbedingungen (z.B. formalisierte Regelungen, Anspruchsberechtigung, informelle Unterstützung) zum einen die Nutzung oder auch Ablehnung von Heimarbeit seitens berufstätiger Eltern begünstigen, und zum anderen eine Rolle dabei spielen, ob die Nutzung von Heimarbeit mit geringeren Zeitkonflikten und höherer Zeitzufriedenheit zusammenhängt. Hierzu werden aus der WZB Zusatzstudie Indikatoren zu betriebskulturellen Merkmalen und der Nutzung von Heimarbeit verwendet; aus AID:A II werden Indikatoren zu entgrenztem Arbeiten, Work-Family Conflict, Familienzeit und Zufriedenheit mit der Zeitverwendung herangezogen.
Belsky, J. (1984). The determinants of parenting: A process model. Child Development, 55(1), 83-96.
Bengtson, V. L., & Allen, K. R. (2009). The life course perspective applied to families over time. In P. Boss, W. J. Doherty, R. LaRossa, W. R. Schumm, and S. K. Steinmetz (Eds.), Sourcebook of Family Theories and Methods (pp. 469-504). Boston, MA: Springer.
Newland, L. A. (2015). Family well‐being, parenting, and child well‐being: Pathways to healthy adjustment. Clinical Psychologist, 19(1), 3-14.
Voydanoff, P. (2005). Work demands and work-to-family and family-to-work conflict: Direct and indirect relationships. Journal of Family Issues, 26(6), 707-726