Bildungssysteme zählen heute zu den zentralen gesellschaftlichen Institutionen, von denen die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit, aber auch die individuellen Entfaltungschancen und der soziale Zusammenhalt eines Landes abhängen. Eine zuverlässige Bildungsberichterstattung wird damit zu einer wichtigen Grundlage politischen Handelns.

Nach einer Konzeptionierungsphase wurde 2006 der erste von Bund und Ländern in Auftrag gegebene indikatorengestützte Bildungsbericht mit dem Titel „Bildung in Deutschland“ veröffentlicht. Seitdem erscheint der nationale Bildungsbericht im zweijährigen Turnus.

Gegenstand der Bildungsberichterstattung sind sowohl die Institutionen des Bildungswesens und ihre Leistungen als auch informelle Bildungsprozesse. Über das Spektrum der Bildungsstufen hinweg - von der Kinderkrippe bis zur Weiterbildung und dem Lernen im Erwachsenenalter - werden Umfang und Qualität der institutionellen Angebote, aber auch deren Nutzung dargestellt.

Das Bildungsverständnis dieser Berichterstattung orientiert sich an den Zielen,

(a) Individuen zu befähigen, die eigene Biografie, das Verhältnis zur Umwelt und das Leben in der Gemeinschaft selbständig zu gestalten (individuelle Regulationsfähigkeit),

(b) die auf dem Arbeitsmarkt benötigten Kompetenzen bereit zu stellen und somit das Arbeitskräftevolumen zu sichern, das für Wohlstand und gesellschaftliche Entwicklung erforderlich ist (Humanressourcen) sowie

(c) gesellschaftliche Teilhabe, auch unter dem Gesichtspunkt sozialer Kohäsion, zu gewährleisten und systematischer Benachteiligung nach Geschlecht, Region, sozialer Herkunft, nationaler oder ethnischer Zugehörigkeit entgegenzuwirken.

Fragen, zu deren Klärung die Bildungsberichterstattung beitragen soll, sind etwa:

Wie können die Bildungseinrichtungen dabei mitwirken, dass Kinder ein selbstbestimmtes Leben in einer freien und solidarischen Gesellschaft führen und ihre Lebensräume erweitern können?

Tragen sie dazu bei, Chancengleichheit in den Bildungsverläufen herzustellen und systematische Benachteiligungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unterschiedlicher sozialer Herkunft zu vermeiden?

Welchen Beitrag leisten Bildungssysteme für die nationale Wohlfahrt, für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von Ländern und Regionen?

Und wie fördern sie den sozialen und politischen Zusammen-halt in einer Gesellschaft?

Die Bildungsberichterstattung will solche drängenden Fragen auf der Basis nachprüfbarer Indikatoren besser diskutierbar machen. Zugleich soll sie als Handlungsgrundlage für bildungspolitische Entscheidungen dienen.

Eine unabhängige Gruppe an Wissen­schaft­lerinnen und Wissenschaftlern, die dem Leibnitz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF), dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE), dem Deutschen Jugendinstitut (DJI), dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissen­schafts­forschung (DZHW), dem Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V. (LIfBi), dem Sozio­logischen Forschungs­institut an der Georg-August-Universität Göttingen (SOFI), dem Statistischen Bundesamt und den Statistischen Landesämter angehören, erarbeitet den indikatorengestützten Bericht. Das DJI arbeitet im Rahmen des Projektes zudem mit dem Forschungsverbund DJI/TU Dortmund zusammen.

Wurden im Schwerpunktkapitel des ersten Bandes Fragen der Beteiligung von Personen mit Migrationshintergrund am Bildungssystem analysiert, so thematisierte der zweite Band vor allem die Übergänge vom allgemeinbildenden Schulwesen in Berufsausbildung, Arbeitsmarkt, Übergangssystem bzw. in die Hochschulen. Im Bildungsbericht 2010 stand im Rahmen des Schwerpunktkapitels die allgemeine und demografisch bedingte Zukunft des Bildungswesens im Mittelpunkt, während im Bildungsbericht 2012 die kulturelle Bildung im Lebenslauf untersucht wurde. Der fünfte Band "Bildung in Deutschland 2014" befasste sich in einem Schwerpunkt mit der Bildung von Menschen mit Behinderungen.

Im Bildungsbericht 2016 wurde das Schwerpunktthema des ersten Bildungsberichts erneut aufgegriffen. Im Zentrum standen Fragen der Bildung von Menschen mit Migrationshintergrund sowie Schutz- und Asylsuchenden. 2018 widmete sich der Bildungsbericht dem Schwerpunkt "Wirkungen und Erträge von Bildung", 2020 setzte sich dieser mit Digitalisierung auseinander und der Bildungsbericht 2022 befasst sich mit dem Schwerpunktthema "Bildungspersonal".

Kontakt

+49 89 62306-567
Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2
81541 München

Mehr zum Projekt

Die einzelnen Bildungsberichte und weitere Informationen finden Sie unter www.bildungsbericht.de