Im Projektvorhaben werden die Zusammenhänge zwischen der Bereitstellung von lokalen Angeboten für Familien einerseits und der strukturellen sowie konjunkturellen Lage der Kommunen andererseits untersucht. Während sich ein breiter Literaturkörper der Finanzwissenschaften mit den Steuerungsvariablen kommunaler Ausgaben auch in Bezug auf sozialpolitische Aufgabenfelder im Allgemeinen beschäftigt, ist der hier gesetzte familienpolitische Schwerpunkt bisher weitgehend unerforscht. Dies liegt u.a. daran, dass die zur Verfügung stehende Datenbasis lückenhaft ist. Ausgaben- und Maßnahmendaten z.B. in den Kinder- und Jugendhilfestatistiken oder den kommunalen Finanzstatistiken werden teilweise nur wenig differenziert, nicht standardisiert oder nicht fallbezogen erhoben, was ihre Vergleichbarkeit erschwert und die Analysepotenziale einschränkt. Allerdings wurden auch die zur Verfügung stehenden Daten bisher nicht genutzt um Ausgabenveränderungen hinsichtlich regionaler Unterschiede im Kontext der öffentlichen Finanzen sowie unterschiedlicher Bedarfe und Strukturen vor Ort zu analysieren.

Hier setzt das Projektvorhaben an, um vor dem Hintergrund finanzwissenschaftlicher Theoriebezüge verfügbare Daten zu Angeboten und Bedarfen für familienbezogene Maßnahmen hinsichtlich regionaler Unterschiede und zeitlicher Veränderungen zu analysieren. Um die lokalen Bedarfe familienpolitischer Angebote abzubilden, werden sowohl amtliche Regionaldaten (soziodemografische Merkmale der Bevölkerung, Indikatoren zur Wirtschaftsstruktur und -lage sowie siedlungsstrukturelle Kennzahlen) als auch geeignete aggregierte Surveydaten herangezogen. Die öffentlichen Einnahmen und Ausgaben der Kommunen werden über die Jahresrechnungs­statistiken öffentlicher Haushalte sowie die Einnahmen- und Ausgabenstatistiken der Kinder- und Jugendhilfe erfasst. Der Fokus auf der Ausgabenseite liegt hierbei zunächst auf den in der Kinder- und Jugendhilfe erfassten Ausgaben öffentlicher Träger in den Bereichen Förderung der Erziehung in der Familie und der Hilfen zur Erziehung. Im weiteren Verlauf sollen nach Möglichkeit und Datenverfügbarkeit auch Ausgaben für Angebote und Maßnahmen weiterer relevanter Träger und Akteure hinzugezogen werden, die in den amtlichen Statistiken nicht zur Verfügung stehen. Mit den vorliegenden Daten werden regional differenzierte Auswertungen der Ausgaben unter Verwendung multivariater Verfahren für abgrenzbare Maßnahmenbereiche im Querschnitt und über den Zeitablauf durchgeführt, um anschließend weitere Datenbedarfe für tiefergehende Analysen aufzuzeigen und neue Datenquellen zu erschließen.

BMFSFJ (2021). Neunter Familienbericht der Bundesregierung. Eltern sein in Deutschland – Ansprüche, Anforderungen und Angebote bei wachsender Vielfalt. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin.

Mühlmann, Thomas (2019). Regionale Unterschiede in der Kinder- und Jugendhilfe. Eine Zusatz­analyse zum „Monitor Hilfen zur Erziehung 2019“ zu erzieherischen Hilfen und Kinderschutz­aufgaben der Jugendämter. Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik, Dortmund.

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