Mobbing im Alltag beruflicher Bildung: Interventionsmöglichkeiten der Jugendhilfe
Ein Forschungs-Praxis-Projekt für die Jugendsozialarbeit an beruflichen Schulen
Am Übergang von der Schule in den Beruf durchlaufen junge Menschen eine besonders vulnerable biografische Phase, die von zahlreichen Statuswechseln und damit häufig auch dem Verlust von Bezugspersonen sowie mit Orientierungserfordernissen in neuen sozialen Beziehungsgeflechten verbunden ist. Gravierende berufsbiografische Entscheidungen werden - wie auch DJI-Studien dies u.a. belegen - durch Mobbingphänomene negativ mit beeinflusst (Mögling/Tillmann/Lex 2012). Nicht selten sind Abbrüche von Qualifikationsepisoden oder eine Reduzierung des beruflichen Anspruchsniveaus die Folge. Hierbei tritt Mobbing unter Jugendlichen vorrangig in klassenförmig strukturierten Kontexten auf: vor allem in allgemein- und berufsbildenden Schulen, aber auch in berufsvorbereitenden Maßnahmen. Die Rahmenbedingungen für die Berufsschulsozialarbeit sind dabei denkbar ungünstig. Bei Berufsschulen handelt es sich häufig um anonyme Ausbildungszentren mit mehreren tausend Berufsschülerinnen und -schülern (DIHK 2015). Gleichzeitig liegt ihr Aufgabenschwerpunkt von Seiten der Angebotsträger oft in der Vermeidung von Abbrüchen der aufgenommenen Berufsausbildung bzw. der berufsbildenden Maßnahmen. Wenngleich inzwischen einige Ansätze - wie etwa No-Blame-Ansatz (Blum/Beck 2012) oder Fairness- sowie Anti-Aggressionstrainings - zur Prävention und Begegnung von Mobbing entwickelt wurden, fehlte es der Praxis noch an Hintergrundwissen und validierten Interventionsinstrumenten. Hier besteht insbesondere für die Arbeit der Jugendsozialarbeit an beruflichen Schulen ein enormer Erkenntnisbedarf, um Mobbing- Phänomenen unter älteren Jugendlichen begegnen zu können.
In diesem Projekt wurden bundesweit vier Schulstandorte in zwei Bundesländern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ausgewählt, um Mobbingphänomene zu beschreiben und die Grenzen bestehender Interventionen zu identifizieren. An jeder der vier Schulen wurden zwei Klassen ausgewählt, in denen aktuelle oder zurückliegende Mobbing-Fälle aufgetreten sind – nach Möglichkeit eine im Bereich der Berufsvorbereitung und eine zweite im Bereich der Berufsausbildung. Experteninterviews mit je einem/r Schulsozialarbeiter/in und einem/r Vertrauenslehrer/in der Schule dienten der Gewinnung von Feldwissen sowie von Hinweisen zu konkreten Mobbing-Vorfällen. Es wurden daraufhin jeweils zwei narrative Interviews pro Klasse mit beteiligten Jugendlichen durchgeführt. Insgesamt wurden somit 24 Interviews durchgeführt. Ein Expert/innen-Workshop mit ca. 25 Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft und Fachpraxis trug zur Weiterentwicklung von geeigneten Interventionsansätzen auf Grundlage der gewonnenen Aufschlüsse bei. Auf Tagungen werden die Ergebnisse dieser Entwicklungsarbeit pädagogischen Akteurinnen und Akteuren zugänglich gemacht und einer breiten Fachöffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Die Ergebnisse der Studie wurden in Form des erarbeiteten Handbuches zum Thema Mobbing an beruflichen Schulen publiziert und kommen auf diesem Wege Pädagoginnen und Pädagogen sowie auch lokalen Akteuren der Sozialen Arbeit zugute.
Mögling, Tatjana/Tillmann, Frank/Lex, Tilly (2012): Umwege in die Ausbildung. Die Rolle von Ungelerntentätigkeit für eine späte Berufsqualifizierung. Deutsches Jugendinstitut: München.
Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) (2015): Licht und Schatten. DIHK-Onlineumfrage zur Berufsschulsituation in den DIHK-Regionen. DIHK: Berlin
Blum, Heike/Beck, Detlef (2012): Praxishandbuch Mobbing: Hinschauen, Handeln. No-Blame-Approach. Mobbing –Intervention in der Schule, fairaend: Köln