Deutschland verzeichnet seit einigen Jahren eine konstant hohe Zuwanderung aus Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. In den Jahren 2015 und 2016 stieg darüber hinaus die Zahl Asylsuchender aus Ländern des Nahen und Mittleren Ostens sowie aus Afrika stark an. Letzteres hat die öffentliche und politische Debatte dominiert und zu einer Polarisierung in der deutschen Bevölkerung beigetragen: Neben einer Willkommenskultur mit vielfältigem ehrenamtlichen Engagement für die Asylsuchenden stieg auch die Fremdenfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft gegenüber diesen Personengruppen in der Bevölkerung an.

Im Rahmen des Kurzprojekts wird der Forschungsstand zur Sicht junger Menschen unter 30 Jahren, d.h. ihre Einstellungen zu Integration und Migration dargestellt. Darunter werden sowohl Emotionen gefasst, die junge Menschen mit Migration verbinden (z.B. Angst vor Überfremdung, Hass, Neugierde), als auch rationale Abwägungen zwischen Vor- und Nachteilen von Migration verstanden. Auf der Basis bisher vorliegender Ergebnisse aus Jugendstudien und Bevölkerungsumfragen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern werden zum einen verschiedene Einstellungsdimensionen sowohl gegenüber der Gesamtheit der Zuwandernden als auch nach nationalem (z.B. Türken und Türkinnen), ethnischen (z.B. Sinti und Roma), religiösen (z.B. Muslime und Musliminnen) Hintergrund sowie aufenthaltsrechtlicher Gruppen (z.B. Asylsuchende) dargestellt.

Zum anderen wird Einstellungsunterschieden im Hinblick auf zentrale soziodemografische Merkmale nachgegangen. Hier liegt ein Schwerpunkt auf der längsschnittlich orientierten Analyse von Einstellungsdifferenzen junger Menschen, anhand derer sich längerfristige Trends in der Einstellung in Bezug auf Migration nachzeichnen. Von besonderem Interesse ist dabei ein Vergleich zwischen dem Zeitraum vor und nach den Jahren 2015 und 2016, in denen eine sehr große Anzahl Asylsuchender nach Deutschland kamen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Aufklärung von Einstellungsunterschieden gegenüber Migration. Da der Forschungsstand in Deutschland hierzu sehr lückenhaft ist, werden dazu Sekundäranalysen auf der Basis der Daten verfügbarer SUFs (v.a. ALLBUS) durchgeführt.

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. (2019). Migrationsbericht der Bundesregierung. Migrationsbericht 2016/2017 (Bundesministerium des Innern (BMI), Hrsg.). Berlin.

Kalter, F., Jonsson, J. O., van Tubergen, F. & Heath, A. F. (Hrsg.). (2018). Growing up in diverse societies. The integration of children of immigrants in England, Germany, the Netherlands and Sweden (Proceedings of the British Academy, Bd. 215). Oxford: Oxford University Press.

Messing, V. & Ságvári, B. (2019). Still divided but more open. Mapping European attitudes towards migration before and after the migration crisis. Budapest: Friedrich-Ebert-Stiftung.

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