Das Europäische Netzwerk zur Kinderbetreuung und anderen Maßnahmen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellte Informationen, Daten und Analysen zur Situation der Kinderbetreuung in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zusammen. Einen Schwerpunkt bildete die Frage der Qualität in öffentlichen Kinderbetreuungseinrichtungen.
An dem Netzwerk nahmen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus acht ost- und westeuropäischen Ländern Inhalt teil: Belgien, England, Frankreich, Holland, Polen, Rußland, Schweden und Deutschland. Finanziert wurde es (zwei Workshops 1996) von der European Science Foundation, Strasbourg.
Der Idee des "European Network on Children's Experience of Family in Europe" lagen folgende Überlegungen zugrunde: Familienforschung und Familienpolitik hat bisher das Thema "Familie" meist aus der Sicht von Eltern, Experten oder Institutionen untersucht. Dementsprechend richteten sich familienpolitische Maßnahmen, die sich direkt oder indirekt auf Kinder beziehen, auch in erster Linie an Erwachsene bzw. Institutionen. Die Sicht der Kinder, ihre Erfahrungen und ihre Interessen wurden dabei meist ausgespart oder aus der Perspektive der Erwachsenenwelt interpretiert. Es fehlten bisher also Untersuchungen, die auch die Perspektiven der Kinder berücksichtigen, da sich nur so ein umfassendes Bild von der Lebenswirklichkeit von Eltern und Kindern gewinnen läßt. Zwar gibt es in verschiedenen Ländern inzwischen eine wachsende Zahl von Kinderstudien, es fehlen aber international vergleichende Untersuchungen. Solche Untersuchungen erscheinen uns aus zweierlei Günden wichtig: Erstens können auf diese Weise die unterschiedlichen Erfahrungen auf diesem noch neuen Gebiet genutzt werden, sozusagen "gebündelt" werden, um die theoretischen und methodologischen Probleme und Fragen, die mit dieser Art von Forschung verbunden sind, gemeinsam zu lösen. Zweitens werden im Rahmen der europäischen Integration auch sozialwissenschaftliche Vergleichsstudien immer wichtiger.
Das erste Ziel wurde mit dem Workshop in München (Juni 96) erreicht. Hier stellten die Teilnehmer den jeweiligen Forschungsstand ihrer Länder vor und diskutierten die unterschiedlichen theoretischen und methodischen Ansätze von Kinderstudien. Außerdem wurden die Teilnehmer gebeten, von ihren Beiträgen einen schriftlichen Bericht anzufertigen. Auf dem zweiten Workshop in Warschau (November 96) stand die Entwicklung eines Forschungsdesigns für eine europäische Kinderstudie im Vordergrund der Diskussion. Man war sich einig, den Schwerpunkt einer solchen Studie auf den Themenkomplex "Familie und Arbeitswelt" zu legen, da es hierzu auch auf nationaler Ebene kaum empirische Studien gibt. Es ist geplant, das gemeinsam entwickelte Forschungsdesign als Grundlage für eine europäische Vergleichsstudie zu nutzen. Hierzu wollen die Teilnehmer des Netzwerkes im nächsten Jahr (1997) bei verschiedenen Stiftungen in den einzelnen Ländern und den zuständigen Stellen der Europäischen Kommission einen gemeinsamen Finanzierungsantrag stellen.