Bei sozialpolitischen Gestaltungsprozessen setzen Kommunen zunehmend auf wohlfahrtspluralistische Formen der Zusammenarbeit, die eine stärkere Öffnung für Zivilgesellschaft einschließen (Evers 2011). Viele Kommunen haben bereits Kooperations- und Koordinationsstrukturen jenseits einer informellen Zusammenarbeit etabliert. Für die Bildungspolitik steht dafür das Konzept der Bildungslandschaft, mit dem auf der Basis eines erweiterten Bildungsverständnisses der Aufbau eines kommunalen Systems integrierter Fachpolitiken angestrebt wird (Brüschweiler/Falkenreck 2016).

Allerdings stehen bei der Gestaltung von Bildungslandschaften oft die planerischen gegenüber den pädagogisch-innovativen Aspekten im Vordergrund. Zivilgesellschaftliche Akteure kommen vor allem als Anbieter von Bildungsorten und Lerngelegenheiten und weniger als interessengeleitete Mitgestalter des Gemeinwohls in den Blick (Stolz 2012). Weitestgehend offen ist zudem, ob und in welcher Weise Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden.

Vor diesem Hintergrund werden mit dem Vorhaben zwei Ziele verfolgt: Zum einen wird auf der Basis empirischer Untersuchungen in vier ausgewählten Städten und Landkreisen das Engagement zivilgesellschaftlicher Akteure für Bildung im kommunalen Raum untersucht. Zum anderen werden auf der Basis der gewonnenen empirischen Befunde und in Zusammenarbeit mit relevanten Akteuren vor Ort förderliche kommunale Handlungsansätze weiterentwickelt.


Weitere Informationen: https://zivilkoop.de/

 

Auf der Basis eines politikwissenschaftlich orientierten Netzwerkansatzes werden in ausgewählten Städten und Landkreisen empirische Untersuchungen mit Fokus auf die Arbeits- und Kooperationsbeziehungen von zivilgesellschaftlichen und kommunalen Akteuren im Bildungsbereich durchgeführt. Mithilfe einer standardisierten Online-Befragung sollen insbesondere die Strukturformen von Netzwerken und Positionen zentraler Akteure identifiziert werden. Da quantitative Netzwerkanalysen meist recht formal bleiben, wird der soziale, strukturelle und praktische Sinn von ausgewählten Netzwerkkonstellationen im Rahmen von qualitativen Interviewstudien vertiefend analysiert (Bernhard 2012).

Bernhard, Stefan (2012): Forschungspragmatische Überlegungen zu einer feldtheoretischen Netzwerkanalyse. In: Henning, Marina/Stegbauer, Christian (Hrsg.): Die Integration von Theorie und Methode in der Netzwerkforschung. Wiesbaden, S. 117–132

Brüschweiler, Bettina/Falkenreck, Mandy (2016): Bildungsorte und Bildungslandschaften als soziales Handlungsfeld. In: Kessl, Fabian/Reutlinger, Christian (Hrsg.): Handbuch Sozial-raum. Online-First-Ausgabe. Wiesbaden

Evers, Adalbert (2011): Wohlfahrtsmix und soziale Dienste. In Evers, Adalbert/Heinze, Rolf G./ Olk, Thomas (Hrsg.): Handbuch Soziale Dienste. Wiesbaden, S. 265–283

Stolz, Heinz-Jürgen (2012): Bildung neu denken! Kritische Anmerkungen zu aktuellen Ansätzen lokaler Bildungslandschaften und möglichen Alternativen. In: Bleckmann, Peter/Schmidt, Volker (Hrsg.): Bildungslandschaften. Mehr Chancen für alle. Wiesbaden, S. 21–31

Kontakt

+49 89 62306-227
Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2
81541 München