Aktueller Forschungsstand zu Ressourcen und Resilienzfaktoren von LSBTIQ+ Jugendlichen und jungen Erwachsenen
Die bestehende Studienlage zur Lebenssituation von LSBTIQ+ Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeichnet sich durch eine Vielfalt an inhaltlichen Fokussierungen und methodischen Ansätzen aus. So ist festzustellen, dass durchaus eine Reihe von Studien zu LSBT*Q Jugendlichen existiert, die grundsätzlich beide Aspekte sexueller und geschlechtlicher Vielfalt umfassen (die sexuelle Orientierung sowie die geschlechtliche Zugehörigkeit), in diesen aber häufig das Thema der sexuellen Orientierung mehr Raum einnimmt als das der geschlechtlichen Zugehörigkeit. Außerdem unterscheiden sich die untersuchten Forschungsfragen je nach Disziplin und primärem Handlungsfeld (z.B. medizinische, rechtliche Fragestellungen) und auch die empirische Datenbasis variiert, insbesondere dahingehend, inwiefern junge Menschen selbst befragt oder sog. Proxy-Informationen herangezogen werden.
Insgesamt gibt es Forschungsergebnisse zu den Erfahrungen von jungen LSBTIQ+ Menschen in unterschiedlichen Lebensbereichen. Dabei nehmen die bestehenden Studien die Faktoren, die junge LSBTIQ+ Menschen stärken, unterschiedlich intensiv in den Blick; Ressourcen und Resilienzfaktoren lassen sich jedoch in vielfältiger Weise in Settings und sozialen Bezugsgruppen mit unterschiedlichem Grad der Institutionalisierung finden. Mit der zunehmenden Digitalisierung der Lebenswelten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen erlangen etwa soziale Medien und Online-Welten als verhältnismäßig wenig institutionalisierte Kontexte verstärkt Bedeutung als Ressource für junge LSBTIQ+ Menschen. Daneben stellt auch die stärker institutionalisierte queere Jugendarbeit eine wichtige Ressource dar.
Dabei zeigen die bestehenden Studienergebnisse, dass sich die Ressourcen bzw. stärkenden Faktoren zwischen jungen LSBTIQ+ Menschen systematisch unterscheiden, etwa für Jugendliche und junge Erwachsene in ländlichen vs. städtischen Regionen, aus mehr vs. weniger deprivierten Verhältnissen oder abhängig vom Alter der jungen Menschen, ihrer geschlechtlichen Identität und/oder sexuellen Orientierung.
Das Projekts verfolgt das Ziel, die bestehenden und vielfältigen empirischen Erkenntnisse zur Lebenssituation von LSBTIQ+ Jugendlichen und jungen Erwachsenen, insbesondere zu ihren Ressourcen und Resilienzfaktoren, zusammenzufassen. Als systematische Orientierung für die Aufarbeitung des Forschungsstands dienen zum einen die Fragen (a) welche individuellen Merkmale (z.B. Alter, Bildung, Persönlichkeit) und (b) welche Kontextfaktoren (z.B. Online-Communitys, queere Jugendarbeit) LSBTIQ+ Jugendliche und junge Erwachsenen stärken, d.h. mit einem größeren persönlichen und sozialen Wohlbefinden einhergehen. Zum anderen sollen Ergebnisse zu den Risiko- und Belastungsfaktoren (z.B. Aufwachsen in ländlicher Region, Vorliegen einer Behinderung, Migrationshintergrund) zusammengefasst werden, die mit einem niedrigeren Wohlbefinden einhergehen und u.U. den Zugang zu Ressourcen und Unterstützungsangeboten erschweren.