Bei der Gestaltung des Familienalltags stehen Stieffamilien vor besonderen Herausforderungen. Viele Aspekte des Familienlebens, in das eine neue Partnerin oder ein neuer Partner eingebunden ist, müssen mit allen Familienmitgliedern gemeinsam neu ausgestaltet werden. Das betrifft beispielsweise Themen wie die Organisation des Familienalltags, die Zusammenarbeit in der Erziehung und die Einbeziehung des getrenntlebenden leiblichen Elternteils, aber auch finanzielle Aspekte.

Familien- und Erziehungsberatungsstellen können bei diesen Themen beratend unterstützen, allerdings ist über die Beratungsanliegen von Stieffamilien bislang wenig bekannt. Im Forschungsprojekt „Beratungsbedarfe von Stieffamilien in Bayern“ sollen die Beratungsbedarfe und -kontexte für diese Familienform untersucht werden.

Wir legen mit unserer Studie das Hauptaugenmerk auf Beratungsbedarfe von Trennungs- und Stieffamilienkonstellationen. Im Verlauf unseres Projektes untersuchen wir, ob sich bei Stieffamilien und insbesondere komplexen Stieffamilien, ein erhöhter Beratungsbedarf zeigt, welche Themen dabei im Vordergrund stehen und welche Beratungskontexte (z.B. Erziehungsberatung, Ehe- und Familienberatung oder Trennungs- und Scheidungsberatung) genutzt werden.

Ebenfalls wird die Perspektive der Fachkräfte in Familien- und Erziehungsberatungsstellen einbezogen. Dabei wird zum einen deren Einschätzung bzgl. besonderer Herausforderungen die sich den Stieffamilien stellen untersucht und gleichzeitig ermittelt, ob sich die Fachkräfte zu diesem Kontext mehr Unterstützung durch gezielte Fortbildungen wünschen.

Mit einem quantitativen Design soll in diesem Projekt näher analysiert werden, vor welchen besonderen Situationen und Herausforderungen Stieffamilien stehen.

Dabei nehmen wir zum einen die Familien selbst in den Blick und analysieren die Situation der Stieffamilien mit Hilfe von Sekundärdaten (Deutsches Familienpanel (pairfam), Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten (AID:A)).

Zum anderen ist eine Online-Befragung mit Fachkräften aus Familien- und Erziehungsberatungsstellen geplant.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2013): Stief- und Patchworkfamilien in Deutschland. In: Monitor Familienforschung, 31. Jg.

Entleitner-Phleps, Walper, Sabine (2020): Kindliches Wohlbefinden in unterschiedlichen Familienformen: ein Fokus auf komplexe Stieffamilien. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 23, 323–341 (2020), S. 29–56

Entleitner-Phleps, Christine/Rost, Harald (2017): Stieffamilien. In: Bergold, Pia/Buschner, Andrea/Mayer-Lewis, Birgit/Mühling, Tanja (Hrsg.): Familien mit multipler Elternschaft. Entstehungszu-sammenhänge, Herausforderungen und Potentiale. Leverkusen-Opladen, S. 29–56

Nave-Herz, Rosemarie (2013): Ehe-und Familiensoziologie. Weinheim und Basel

Peuckert, Rüdiger (2012): Familienformen im sozialen Wandel. 8. Auflage. Wiesbaden, Germany

Steinbach, Anja (2008): Stieffamilien in Deutschland. In: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 33. Jg., H. 2, S. 153–180

Walper, Sabine/Entleitner-Phleps, Christine/Wendt, Eva-Verena (2016): Brauchen Kinder immer (nur) zwei Eltern? Forschungsergebnisse in Psychologie und Soziologie und ihre Bedeutung für das Kindschaftsrecht. In: Recht der Jugend und des Bildungswesens, 64. Jg., H. 2, S. 194–210


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