Das Nationale Bildungspanel (NEPS) ist eine Multikohorten-Längsschnittstudie am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e. V. (LIfBi) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Es handelt sich um ein interdisziplinär zusammengesetztes, multilokales Netzwerk unter der Leitung von Prof. Dr. Cordula Artelt. Jährlich werden Daten zu den Aufwachsens- und Lernbedingungen, den Bildungsprozessen und -entscheidungen sowie Kompetenzentwicklungen, in formalen, nicht-formalen und informellen Kontexten über die gesamte Lebensspanne hinweg in unterschiedlichen Befragungs- und Testverfahren erhoben. D.h. Lernprozesse, Bildung und Kompetenzen werden nicht nur in der Phase vor der Schule und während der Schulzeit, sondern auch während der beruflichen Bildung, im Studium und nach Verlassen des Bildungssystems im weiteren Lebenslauf kontinuierlich gemessen.

Die in die Erhebungen involvierten Personen sind unter anderem die Eltern sehr junger Zielpersonen, die Zielpersonen in verschiedenen Altersstufen bis 75 (Stand: 2020) Jahren, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer etc. Im Rahmen der Evaluation des Befragungsinstrumentariums werden klassische Verfahren der Fragebogenkonstruktion angewandt, studienvergleichend parallelisierte Konzepte untersucht sowie Längsschnittvergleiche angestrebt.

Die Rahmenkonzeption des NEPS folgt zwei Grundgedanken: Das Panel

  • … stellt relevante Informationen zu Bildungsübergängen und -verläufen zur Verfügung. Daher werden die Bildungsbiografien mit besonderem Fokus auf kritische Übergänge in 8 Bildungsetappen unterteilt.
  • … ermöglicht die Beschreibung und Analysen langfristiger Entwicklungen der Bildungsverläufe in theoretisch miteinander verbundenen Dimensionen, "Säulen" genannt (6 Säulen)

Weitere Informationen, z.B. zur Multikohortenstruktur und den Zielen des NEPS, finden Sie unter: https://www.neps-data.de/.

Die Abteilung Zentrum für Dauerbeobachtung und Methoden ist – im Rahmen der Fortsetzung einer Kooperation mit dem LIfBi – in die Arbeiten des Arbeitsbereichs „Bildungsprozesse in lebenslaufspezifischen Lernumwelten“ (Säule 2) (wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Yvonne Anders, PD Dr. Susanne Kuger, Prof. Dr. Ludwig Stecher, Prof. Dr. Olaf Struck), eingebunden.

Als Lernumwelten werden im NEPS all diejenigen Kontexte verstanden, in denen die Zielpersonen angeregt werden, sich weiterzuentwickeln und intentional oder beiläufig zu lernen. Unterschieden werden formale (z.B. Schule), non-formale (z.B. Angebote der Kinder- und Jugendhilfe, von Vereinen und religiösen Gemeinschaften) sowie informelle (z.B. Familie, Peers, Medien) Lernumwelten bzw. Kontexte. Um diese sehr breite Klammer zu konkretisieren und konzeptualisierbar zu machen, werden allgemeine Dimensionen bildungswissenschaftlicher Rahmenkonzeptionen auf die verschiedenen im NEPS berücksichtigten Kontexte übertragen. Die Dimensionen sind dabei sowohl angelehnt an Konzeptualisierungen aus dem Bereich der Policy-Forschung bzw. des Monitorings als auch an solche aus der Bildungseffektivitäts- und der Unterrichtsforschung. Sie bieten damit vielfältige Anknüpfungspunkte zu mehreren großen nationalen und internationalen Bildungsstudien.

Neben dem Rückgriff auf ein allgemeines Angebot-Nutzungs-Modell des Verhältnisses zwischen Lernender bzw. Lernendem und Lernumwelt differenziert die Gesamtkonzeption des Projekts „NEPS-Lernumwelten“ zwischen Strukturen (Rahmenbedingungen), Prozessen (wie Interaktionen) und Orientierungen (Einstellungen und Werthaltungen). Zudem werden Aspekte der Quantität oder Dosis der Anregungserfahrungen von deren Anregungsqualität unterschieden. Die Prozesse werden ihrerseits in sozial-emotional unterstützende Interaktionen der lernenden Person mit seiner Umwelt, kognitiv stimulierende Anregungen und ordnend-strukturierende Prozesse unterteilt.

Es gibt 6 Startkohorten (SC1 bis SC6) und 2 Neukohorten (SC7 und SC8). Die Tätigkeiten der Abteilung Zentrum beim NEPS beziehen sich insbesondere auf die Startkohorte 1 und die Neukohorte 7. Neben Auswertungsprojekten arbeitet die Abteilung an der Gestaltung der Erhebungsinstrumente zum Themenfeld „Familie als Bildungsort“ in der Startkohorte 1 und der Entwicklung von Fragestellungen sowie der Vorbereitung von Instrumenten der neu zu konzipierenden Startkohorte 7 mit.

Die SC1 ging im Frühjahr 2012 erstmalig ins Feld. Die Kinder waren zum Erhebungszeitpunkt zwischen 6 und 8 Monaten alt. 2021 wird die Haupterhebung bereits zum 10. Mal durchgeführt. Die Kinder sind dann 9,5 Jahre alt, gehen in die 3. Klasse der Grundschule und werden zum ersten Mal (auch) selbst befragt, nicht ausschließlich getestet. Die SC7 startet vermutlich 2025. Die Kinder werden zum ersten Erhebungszeitpunkt genauso alt sein wie die Kinder der SC1 es 2012 waren. Weil beide Kohorten somit ab bzw. seit dem 1. Lebensjahr begleitet werden bzw. wurden, tragen sie den Namen „Neugeborene“.

Der thematische Schwerpunkt der Neugeborenenkohorten in der Säule 2 liegt auf der Quantität und der Qualität der familialen und außerfamilialen Lernumwelt. Die Neuziehung einer Neugeborenenkohorte lässt sich mit den sich verändernden Bedingungen frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung in Deutschland begründen. Darüber hinaus soll die SC7 eine partiell andere inhaltliche Ausrichtung einnehmen und die Beantwortung zusätzlicher Fragestellungen ermöglichen.

Kontakt

+49 89 62306-322
Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2
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