Bildung – Nachhaltigkeit – Kommune
BNE-Kompetenzzentrum für Prozessbegleitung und -evaluation (BiNaKom)
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Verbundprojekt „Bildung – Nachhaltigkeit – Kommune: BNE-Kompetenzzentrum für Prozessbegleitung und Prozessevaluation (BiNaKom)“ sieht den Aufbau eines BNE-Kompetenzzentrums vor, das Kommunen dabei unterstützen will BNE entlang der Bildungskette auf kommunaler Ebene strukturell zu verankern und damit eine notwendige Voraussetzung für eine ganzheitlich nachhaltige Entwicklung in Kommunen zu schaffen. Aufbauend auf den Erfahrungen der Programme „Lernende Regionen“, „Lernen vor Ort“ und vor allem der „Transferinitiative für kommunales Bildungsmanagement“ werden Kommunen weiter bestärkt und begleitet, die bereits entwickelten Ansätze mit verschiedenen Initiativen zu BNE in der Kommune zu verzahnen und zu optimieren (Euler et al. 2016).
Das Verbundvorhaben „BiNaKom“ wird von drei Partnern umgesetzt. Dem Verbund gehören das Deutsche Jugendinstitut e.V. (mit den Transferagenturen Bayern Süd und Mitteldeutschland), der Trägerverein Kommunales Bildungsmanagement Niedersachsen und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ Leipzig) an.
Deutschland widmet sich im Rahmen der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ dem anspruchsvollen Leitmotiv nachhaltiger Entwicklung mit seinen insgesamt 17 Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDGs). Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) stellt eines der Unterziele der Sustainable Development Goals dar, für deren Erreichung in Deutschland der Nationale Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung (NAP BNE) ausgearbeitet wurde. In diesem werden Vorschläge und Empfehlungen dargelegt, wie in den verschiedenen Bereichen des deutschen Bildungssystems Bildung für nachhaltige Entwicklung strukturell verankert werden kann.
Kommunen werden im Nationalen Aktionsplan als entscheidender Ort der Verbreitung und Umsetzung von BNE ausgemacht, da sie, etwa als Träger von Bildungseinrichtungen, viele Möglichkeiten haben, die Verankerung von BNE ganzheitlich in formalen, non-formalen und informellen Lernsettings zu fördern. Um Kommunen bei diesem komplexen Prozess zu unterstützen, wurde im Nationalen Aktionsplan BNE als übergreifende Maßnahme vorgeschlagen, die Einrichtung eines BNE-Kompetenzzentrums zu prüfen.
Das Vorhaben sieht einerseits die wissenschaftlich fundierte Prozessbegleitung der Umsetzung von BNE-Initiativen sowie die Unterstützung bei deren struktureller Verankerung in das kommunale Bildungsmanagement vor, und andererseits eine formative Evaluation (Hupfer 2007; Seipel/Rieker 2003; Kirkpatrick 2007) des Umsetzungsprozesses als empirische Begleitforschung. Beide Ziele greifen unmittelbar ineinander. Die formative Evaluation beinhaltet eine kontinuierliche Rückkopplung der empirisch gewonnenen Ergebnisse mit dem Ziel der Prozessoptimierung. Im Zuge dessen werden die folgenden Untersuchungsfragen bearbeitet:
- Welche Aktivitäten und Initiativen bestehen bereits im Bereich BNE auf kommunaler Ebene?
- In welche kommunalpolitischen Zielsetzungen und Strategien sind diese Bestrebungen eingebettet?
- Welche Ansätze und Formate kommen zum Einsatz, und welche sind besonders erfolgversprechend bzw. auch auf andere Standorte übertragbar?
- Welche Akteurskonstellationen liegen in diesem Handlungsfeld vor, wie sind die lokalen Akteure untereinander vernetzt, und welche Kooperationsstrukturen haben sich etabliert?
- Inwiefern können innerhalb des Umsetzungsprozesses Fortschritte bzw. Entwicklungsschritte erzielt, und wie kann dieser optimiert werden?
Anhand eines erarbeiteten Kriterienkatalogs, der unterschiedliche Erfahrungsstände berücksichtigt, werden deutschlandweit max. 50 Modellkommunen identifiziert und für die Zusammenarbeit gewonnen. Hier werden parallel verschiedene empirische Zugänge umgesetzt.
Zur Erfassung der Angebotsstruktur im Bereich BNE sowie der Strukturbedingungen in den Kommunen werden neben Dokumentenanalysen zu den BNE-bezogenen Aktivitäten in den 50 Modellkommunen online-gestützte, quantitative Querschnittsbefragungen unter Expertinnen und Experten im Handlungsfeld BNE auf verschiedenen Ebenen realisiert. Zielgruppe sind Fachkräfte der Träger von BNE-Maßnahmen, Entscheidungsträger/innen aus kommunaler Verwaltung und Politik sowie Vertreter/innen beteiligter zivilgesellschaftlicher Organisationen, z.B. Vereine und Initiativen.
Da die Modellkommunen hinsichtlich ihrer Entwicklungsstände, aber auch ihrer strukturellen Voraussetzungen eine große Spannbreite abdecken, sollen qualitative Fallstudien erstellt werden. Anhand der Ergebnisse wird eine policy-analytische Typologie regionaler Umsetzungsstrukturen erarbeitet (Busemeyer 2015). Daraus werden Handlungsempfehlungen abgeleitet, die unmittelbar in die Prozessbegleitung einfließen. Die empirischen Erhebungen für die Fallstudien sind als Wiederholungsbefragungen konzipiert, um Entwicklungen in den Kommunen sichtbar machen zu können.
Zum Ende der Projektumsetzung soll in der Zusammenschau der gewonnenen Ergebnisse im Rahmen der formativen Evaluation eine qualitativ-quantitative Daten-Triangulation vorgenommen werden, wobei die verschiedenen Blickrichtungen auf vergleichbare Aspekte der Umsetzung von BNE-Prozessen analysiert und auf einander bezogen werden – beispielsweise im Sinne einer Kreuzvalidierung der Befunde.
Die Erkenntnisse sowohl aus den Erhebungen im Rahmen der internen formativen Evaluation, als auch aus der Prozessbegleitung sollen in einem Praxishandbuch analysiert und veröffentlicht werden. Während der Projektlaufzeit 2020 – 2023 werden kontinuierlich Publikationen, etwa How-To-Materialen, Broschüren und Fachartikel zu Erkenntnissen des Wissenstransfers, Online-Seminare oder Best-Practice-Beschreibungen, erarbeitet und zur Verfügung gestellt.
Busemeyer, M. R. (2015): Bildungspolitik. In: Wenzelburger, G./Zohlnhöfer, R. (Hrsg.): Handbuch Policy-Forschung. Springer: Wiesbaden, S. 615-640.
Euler, D./Sloane, P. F. E. (Hrsg.) (2016): Kommunales Bildungsmanagement. Kernkomponenten und Gelingensbedingungen. Wirtschaftspädagogisches Forum. Band 50. Eusl-Verlagsgesellschaft mbH. Detmold).
Hupfer, Barbara (2007): Wirkungsorientierte Programmevaluation. Eine Synopse von Ansätzen und Verfahren einschlägiger Institutionen in Deutschland. In: BIBB: Wissenschaftliche Diskussionspapiere, Heft 86, Bonn.
Kirkpatrick, D. L./Kirkpatrick, J. (2007): Evaluating training programs: the four levels. 3rd. Ed., McGraw-Hill Professional, New York/Chicago.
Seipel, C./Rieker, P. (2003): Integrative Sozialforschung. Konzepte und Methoden der qualitativen und quantitativen empirischen Forschung. Juventa: Weinheim.
Aktuelle Informationen zum Projekt gibt es auf der Webseite:
https://www.bne-kompetenzzentrum.de/de