Digitale Bilderbücher in der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung
Zum Download der Handreichung:
www.dji.de/digitalebilderbuecher/handreichung
Mit dem digitalen Wandel geht eine Durchdringung der Alltagswelten von Kindern mit digitalen Medien einher. Diese gesellschaftlichen Entwicklungen haben dazu geführt, dass Digitalisierung in Kindertageseinrichtungen verstärkt in den Fokus von Forschung und Politik gerückt ist. Zunehmend wird diskutiert, ob und wie „digitale Kindheiten“ (Wiesemann u.a. 2020) im pädagogischen Alltag der Kita aufgegriffen werden sollten. Die alltagspraktischen Herausforderungen sowie die interaktiven Aktivitäten und Umgangsweisen von Kindern und Fachkräften mit den digitalen Medien sind trotz der in den letzten Jahren gestiegenen Anzahl an Modellprojekten, die die Nutzung digitaler Medien für die pädagogische Arbeit in den Kitas unterstützen und vorantreiben sollen (Reichert-Garschhammer 2020), bisher wenig in den Blick genommen worden.
Diese Leerstelle wurde im Projekt bearbeitet, indem in einem qualitativen Forschungsdesign der Einsatz digitaler Bilderbücher im Kita-Alltag sowie die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen untersucht wurden. Das Projekt beleuchtete den Einsatz digitaler Bilderbücher im Kontext alltagsintegrierte sprachlicher Bildung in institutionellen Betreuungssettings, d.h. in Abhängigkeit vom sozialen Arrangement des Kita-Alltags und seiner Akteure.
Die zentralen Ergebnisse und Erkenntnisse des Projekts wurden mit anschaulichen Beispielen aus der Kita-Praxis in einer Handreichung (PDF) zusammengefasst. Die Handreichung soll die Integration digitaler Formate in den pädagogischen Alltag erleichtern und pädagogische Fachkräfte beim Umgang mit und der Nutzung von digitalen Bilderbüchern in der pädagogischen Praxis unterstützen.
Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ gefördert.
Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden folgende Fragestellungen bearbeitet:
- Wie und wann werden digitale Bilderbücher im Alltag der Kita genutzt (z.B. mit welchen Kindern, in welchen Situationen)?
- Welche Sprachanlässe zwischen den Kindern und Fachkräften werden durch digitale Bilderbücher initiiert?
- Wie gehen die Kinder und die Fachkräfte mit den digitalen Bilderbüchern um?
- Welche Varianten des Einsatzes und des Umgangs mit digitalen Bilderbüchern zeigen sich bei unterschiedlichen Kindern, wie z.B. Kindern mit verschiedenen Familiensprachen oder niedrigen sozioökonomischen Herkunftsmilieus?
- Welche Strategien, Ressourcen und organisationalen Strukturen fördern oder behindern den Prozess der Implementierung digitaler Bilderbücher in den pädagogischen Alltag?
Um die beteiligten Akteure sowie die Ausgestaltung von Alltagssituationen und Settings, in denen digitale Bilderbücher zum Einsatz kommen, untersuchen zu können, setzte das Projekt auf ein methodenplurales Vorgehen im qualitativen Forschungsansatz der Einzelfallstudie. Hierfür wurden vier Kitas ausgewählt, die bereits digitale Bilderbücher in ihrem Kita-Alltag einsetzten. Zum Einsatz kamen zum einen leitfadengestützte Interviews mit Einrichtungsleitungen und Fokusgruppen mit pädagogischen Fachkräften zum Einsatz. Sie dienten dazu, den interaktiven Charakter der einrichtungsbezogenen Teamkommunikation, sowie die subjektiv wahrgenommenen Erfahrungen mit der Integration digitaler Bilderbücher in alltägliche pädagogische Abläufe und in die konzeptionelle Arbeit der Kita, zu erfassen. Zum anderen wurde mit Hilfe von Videoaufnahmen der situative Einsatz von und der Umgang mit digitalen Bilderbüchern in unterschiedlichen Settings des alltäglichen Geschehens in den Einrichtungen rekonstruiert.
Die qualitativen Daten der Interviews und Fokusgruppen wurden anhand eines überwiegend induktiv entwickelten Kategoriensystems in einem iterativen Verfahren erschlossen, um daraus unter Einbezug des aktuellen theoretischen Kenntnisstandes, Kriterien für eine gelungene Integration digitaler Bilderbücher für die alltagsintegrierte sprachliche Bildung abzuleiten. Auf Basis der interpretativen Videoanalyse wurden die Settings, in denen digitale Bilderbücher zum Einsatz kamen, sowie die darin eingebetteten Interaktionen analysiert. Sequenzanalytische Verfahren der Gesprächsanalyse ermöglichten darüber hinaus die Auswertung der geordneten Ablauflogik von Praktiken der Kinder und der pädagogischen Fachkräfte. Zudem wurden ausgewählte Videosequenzen von digitalen Bilderbuchbetrachtungen hinsichtlich zu beobachtender Sprachlehrstrategien ausgewertet. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden fallbezogen mit den qualitativen Daten der interpretativen Videoanalyse in Verbindung gebracht. Die zentralen Ergebnisse und Erkenntnisse wurden in einer Handreichung für die Fachpraxis zusammengefasst.
Reichert-Garschhammer, Eva (2020): Nutzung digitaler Medien für die pädagogische Arbeit in der Kindertagesbetreuung. Expertise des IFP im Auftrag des BMFSFJ
Wiesemann, Jutta/Eisenmann, Clemens/Fürtig, Inka/Lange, Jochen/Mohn, Bina E. (2020): Digitale Kindheiten. Wiesbaden