Vorbereitung eines Kompetenzzentrums Prävalenzforschung
In Deutschland fehlt ein aktuelles Bild des Ausmaßes sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche (Jud/Kindler 2019). Es gibt keine verlässlichen Daten zur Häufigkeit sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, zu Tatkontexten, zu Tätern und Täterinnen. Um notwendige Präventionsmaßnahmen und Hilfebedarf identifizieren und sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche effizient bekämpfen zu können, ist jedoch eine zuverlässige nationale Datengrundlage unerlässlich. Diese wird benötigt, um evidenzbasierte und nachhaltige politische Entscheidungen zu treffen, Präventionsmaßnahmen passgenau einzusetzen, Hilfen am tatsächlichen Bedarf auszurichten und Forschung zielgerichteter voranzubringen (Meinck u.a. 2016).
Das Projekt „Vorbereitung eines bundeszentralen Kompetenzzentrums Prävalenzforschung zum Thema sexuelle Gewalt bei Kindern und Jugendlichen“ hat die Aufgabe, eine konzeptionelle Grundlage für den Aufbau eines entsprechenden Zentrums zu legen und evidenzbasierte Handlungsempfehlungen zur Schaffung einer validen nationalen Daten-grundlage abzugeben (siehe auch: Gemeinsame Verständigung des Nationalen Rats gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen, 2021). In einer Projektlaufzeit von 2 Jahren sollen unter Beteiligung von Wissenschaft, Praxis und Betroffenen fachliche Grundlagen erarbeitet und Vorschläge zur Ausgestaltung und Nutzung nationaler Prävalenzforschung vorgestellt werden. Dabei stehen vor allem ethische (z.B. Partizipation, Vulnerabilität), inhaltliche (z.B. Definition sexuellen Missbrauchs) und methodische Aspekte (z.B. Studiendesign, Instrumente) im Vordergrund.
Das Projekt beinhaltet 5 Module, die eng miteinander verzahnt sind und die durchgängige Beteiligung von Betroffenen gewährleisten sollen. Ein Diskussionspapier zum Konzept eines Kompetenzzentrums (Modul 1) stützt sich auf die Erkenntnisse aus den Modulen 2-4. Aufbauend auf vom Nationalen Rat in Auftrag gegebene Expertisen werden in Modul 2 eben diese Expertisen vergleichend ausgewertet und Arbeitspapiere zu über die Expertisen hinausgehende Fragestellungen generellen Anforderungen an ein Kompetenzzentrum und potentiellen Lösungen erstellt. In Modul 3 erfolgt ein Austausch mit Expert:innen im Rahmen von wissenschaftlichen Symposien. Bürger:innen und Betroffene werden in Workshops einbezogen und das Thema Partizipation beleuchtet (Modul 4). In Modul 5 wird eine Schulleitungsbefragung zu Schutzkonzepten durchgeführt, welche den aktuellen Stand der Entwicklung und Umsetzung von Prävention und Intervention an Schulen aufzeigen soll.
Meinck, Franziska/Steinert, Janina I./Sethi, Dinesh/Gilbert, Ruth/Bellis, Mark A./Mikton, Christopher/Alink, Lenneke/Baban, Adriana (2016): Measuring and monitoring national prevalence of child maltreatment: a practical handbook. Kopenhagen
Jud, Andreas/Kindler, Heinz (2019): Übersicht Forschungsstand sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen im deutschsprachigen Raum. Berlin
Nationaler Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen (2021): Gemeinsame Verständigung des Nationalen Rates gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Berlin