Profile der Kindertagesbetreuung (PROKI)
Zur Konstitution von Alltag und Interaktion in Kita und Kindertagespflege
Das ethnografisch angelegte Projekt ‚Profile der Kindertagesbetreuung‘ (ProKi) hat zum Ziel, herauszuarbeiten, wie Alltag und Interaktion in verschiedenen Settings der öffentlichen Kindertagesbetreuung als professionelle Leistungen hergestellt werden. Im Zuge eines Vergleichs von Settings der Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege geht es um die Frage, wie sich Professionalität als Logik des Handelns und von Praktiken darstellt und inwiefern sich durch diese ‚Leistungen‘ die jeweiligen Settings als gemeinsam, different oder spezifisch ausweisen lassen.
Die Ergebnisse des Projekts stehen Ihnen in der Broschüre „Was passiert in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege?" als Download zur Verfügung.
Der Auftrag zur öffentlichen Förderung der Kindertagesbetreuung richtet sich formalrechtlich sowohl an Kindertagespflege als auch Kindertageseinrichtungen. Damit kommt die Intention des Tagesbetreuungsausbaugesetzes (TAG) (2006) zum Ausdruck, das ein integriertes System der Kindertagesbetreuung mit rechtlich gleichrangingen, aber inhaltlich unterschiedlichen Angeboten anstrebt. Somit sollen verschiedene Formen der Kindertagesbetreuung (Kindertagespflege, Großtagespflege, Kindertageseinrichtungen) die gleichen Aufgaben der Förderung erfüllen, obgleich sie unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedingungen unterliegen. Der Förderauftrag umfasst dabei mit Erziehung, Bildung und Betreuung eine Trias, deren Verhältnis in der praktischen Realisierung ungeklärt ist.
Wie in welchem Setting Erziehung, Bildung und Betreuung praktisch erzeugt wird und wie sich dabei die Settings der Kindertagesbetreuung als gemeinsam, different oder spezifisch konstituieren, ist in empirischer und theoretischer Hinsicht weitgehend ungeklärt. Zudem ist zu berücksichtigen, dass sich Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege selbst in eine Vielzahl von Settings mit verschiedenen konzeptionellen Schwerpunktsetzungen ausdifferenzieren (Heitkötter/Teske 2014). Hinzu kommt, dass Kindertagesbetreuung aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen von normativ hoch aufgeladenen Tätigkeiten (Erziehung und Bildung) durchzogen ist (Honig/Joos/Schreiber 2004). Wenn schließlich Angebote der Kindertagesbetreuung zunehmend als Bildungsorte positioniert werden, verändert sich auch der gesellschaftliche Blick auf die dort erbrachten Leistungen – und zwar als professionelle Leistungen.
Mit diesem Themenfeld setzt sich das Projekt ‚Profile der Kindertagesbetreuung‘ (ProKi) auseinander. Die ethnographisch angelegte Untersuchung hat zum Ziel, herauszuarbeiten, wie Alltag und Interaktion in verschiedenen Settings der öffentlichen Kindertagesbetreuung als professionelle Leistungen hergestellt werden. Im Zuge eines Vergleichs von Settings der Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege geht es um die Frage, wie sich Professionalität als Logik des Handelns und von Praktiken darstellt und inwiefern sich durch diese ‚Leistungen‘ die jeweiligen Settings als gemeinsam, different oder spezifisch ausweisen lassen. In erkenntnistheoretischer Perspektive bedient sich das Projekt professionstheoretischer, praxistheoretischer und performativitätstheoretischer Konzepte, die als sensibilisierende Analysefoki fungieren. In methodologischer Hinsicht geht das Projekt von Überlegungen einer vergleichenden Ethnographie aus (Huf 2013). Die vergleichende Perspektive über verschiedene Settings der Kindertagesbetreuung vermag die verschiedenen Logiken des Feldes herauszuarbeiten und sie miteinander in Beziehung zu setzen.
Dazu werden anhand von theoretisch-kontrastiv und gestaffelt ausgewählten Fällen (Kindertageseinrichtungen mit verschiedenen konzeptionellen Schwerpunkten, Kindertagespflegestellen und Großtagespflegestellen in unterschiedlichen Raum- und Organisationsarrangements) ausgedehnte Feldaufenthalte realisiert. Die als Ethnographie angelegte Erhebung von verschiedenen Datentypen erfolgt durch teilnehmende Beobachtungen, ethnografische Interviews und Sammlung von Dokumenten (Breidenstein u.a. 2013). Im Zuge der methodenpluralen Auswertungen werden die unterschiedlichen Datentypen triangulativ aufeinander bezogen.
Breidenstein, Georg/Hirschauer, Stefan/Kalthoff, Herbert/Nieswand, Boris (2013): Ethnografie. Die Praxis der Feldforschung. Konstanz/München
Heitkötter, Martina/Teske, Jana (Hrsg.) 2014: Formenvielfalt der Kindertagespflege. Standortbestimmung, Qualitätsanforderungen und Gestaltungsbedarfe. München
Honig, Michael-Sebastian/Joos, Magdalena/Schreiber, Norbert (2004): Was ist ein guter Kindergarten? Theoretische und empirische Analysen zum Qualitätsbegriff in der Pädagogik. Weinheim
Huf, Christina (2013): Vergleichende Ethnographie. Beiträge zum Selbst- und Fremdverstehen am Beispiel der Institutionalisierung des Übergangs in die Schule. In: Friebertshäuser, Barbara/Seichter, Sabine (Hrsg.): Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Eine praxisorientierte Einführung. Weinheim, S. 46–62