Ausgangssituation

Zahlreiche Bestimmungen im Jugendgerichtsgesetz (JGG) und der Strafprozessordnung (StPO) wurden Ende 2019 mit dem Gesetz zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Jugendstrafverfahren und dem Gesetz zur Neuregelung des Rechts der notwendigen Verteidigung neu eingeführt bzw. geändert. Hierunter fallen beispielsweise der Ausbau von Informationsrechten von Jugendlichen, eine frühere und verstärkte Einbindung und Unterrichtung der Jugendhilfe im Strafverfahren oder die Erweiterung des Katalogs der Fälle der notwendigen Verteidigung bei denen eine Pflichtverteidigung zur Seite gestellt wird. Diese Gesetzesänderungen bergen das Potential, zu erheblichen Änderungen im gesamten Jugendstrafverfahren zu führen und bringen sowohl für die beschuldigten Jugendlichen als auch für die Jugendhilfe im Strafverfahren relevante Veränderungen mit sich.
Die Gesetzesänderungen berühren zentrale Aspekte im institutionellen und juristischen Umgang mit Jugendlichen, die einer Straftat beschuldigt werden, denn Jugendstrafverfahren bedeuten für junge Menschen häufig Unsicherheit und Ängste. Die unmittelbar rechtlichen, aber auch die mittelbar im persönlichen Umfeld entstehenden Folgen der von ihnen (mutmaßlich) begangenen Straftat bzw. der sich aus diesen ergebenden Maßnahmen und Sanktionen sind für sie kaum absehbar. Aufgabe der Jugendgerichtshilfe gemäß § 38 JGG ist es in diesem Kontext, nicht nur dem Jugendgericht zuzuarbeiten, sondern, § 52 SGB VIII folgend, als Jugendhilfe im Strafverfahren als eigenständiger Akteur mitzuwirken und die tatverdächtigen jungen Menschen während des gesamten Verfahrens zu betreuen und zu begleiten – beginnend mit dem Vorverfahren, ggf. dem Hauptverfahren, der Vermittlung in ambulante sozialpädagogische Angebote oder bis zum Sanktionsende.

Weitere Informationen zur Jugend(hilfe) im Strafverfahren und zu der DJI-Stellungnahme zum Regierungsentwurf eines „Gesetzes zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Jugendstrafverfahren“ finden Sie auch auf der Webseite der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention.

Hier finden Sie Informationen zur aktuellen Befragung aller Jugendhilfen im Strafverfahren/Jugendgerichtshilfen („Jugendgerichtshilfebarometer II“).

Hier finden Sie den Flyer für die Befragung der Jugendlichen mit allen wichtigen Infos, Kontaktmöglichkeiten und Modalitäten.

Neue Publikation des DJI zu Jugend unter Corona-Bedingungen erschienen

In zehn Einzelbeiträgen wird die Bedeutung der Pandemie für Jugendliche in gesellschaftlicher und sozialer Hinsicht sowie der institutionelle Umgang der Jugendhilfe mit der Krisen-Situation beleuchtet.

Der Aufsatz „Jugend(hilfe) im Strafverfahren während der Covid-19-Pandemie“ von Annemarie Schmoll beschreibt die Auswirkungen der Pandemie auf die Aufgaben der Jugendhilfe im Strafverfahren und die Situation junger Menschen im Jugendstrafverfahren während der Pandemie aus der Perspektive der im Sommer 2020 befragten Fachkräfte der Jugendhilfe im Strafverfahren. Zudem wird der Frage nachgegangen, was aus der Situation und den Auswirkungen der Pandemie gelernt werden kann.

Annemarie Schmoll (2021): Jugend(hilfe) im Strafverfahren während der Covid-19-Pandemie, S. 95-113

Kostenloser Download der Publikation:
Nora Gaupp, Bernd Holthusen, Björn Milbradt, Christian Lüders, Mike Seckinger (Hrsg.) (2021): Jugend ermöglichen – auch unter den Bedingungen des Pandemieschutzes


Übersicht zum Projekt "Jugend(hilfe) im Strafverfahren": Das neue Poster zum Download ist da!

Das Projekt „Jugend(hilfe) im Strafverfahren“ hat im Rahmen des Deutschen Präventionstages 2021 ein Poster präsentiert, das in Kürze das Projekt, seine Aufgaben und Ziele darstellt.

Wenn Sie einen schnellen Überblick über unser Projekt haben möchten, dann können Sie hier das Poster kostenlos downloaden!


Interview zur aktuellen Praxis der Jugendhilfen im Strafverfahren in der Corona-Pandemie

„Zwischen Krisenbewältigung und neuen Wegen. Eine Momentaufnahme“

Sabrina Hoops aus dem Projekt Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention befragt Annemarie Schmoll, welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie auf die Jugendhilfen im Strafverfahren hat. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, können Sie hier das komplette Interview kostenlos downloaden.

Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention/Projekt: Jugendhilfe und sozialer Wandel (2011): Das Jugendgerichtshilfeb@rometer. Empirische Befunde zur Jugendhilfe im Strafverfahren in Deutschland. Bd. 12. München: Deutsches Jugendinstitut. Download|Bestellung

Dollinger, Bernd/Fröschle, Tobias/Gilde, Luzie/Vietig, Jenna (2016): Junge Menschen vor Gericht: Fallstudien zum subjektiven Erleben von Verhandlungen durch das Jugendgericht. In: Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 99. Jg., H. 5, S. 325-341.

Dollinger, Bernd/Gilde, Luzie/Heppchen, Selina/Vietig, Jenna (2017): Junge Angeklagte im Kampf mit dem Erziehungsanspruch des Jugend(straf)rechts. Empirische Erkundungen. In: Weinbach, Hanna/Coelen, Thomas/Dollinger, Bernd/Munsch, Chantal/Rohrmann, Albrecht (Hrsg.): Folgen sozialer Hilfen. Theoretische und empirische Zugänge. Weinheim, Basel: Beltz Juventa, S. 168-185.

Holthusen, Bernd/Schmoll, Annemarie (2020): Neues im Jugendgerichtsgesetz. Folgen für die Jugendlichen und die Jugendhilfe im Strafverfahren. In: Nachrichtendienst Deutscher Verein. 100. Jg., H. 3, S. 113-118. Download

Höynck, Theresia/Ernst, Stephanie (2020): Das Gesetz zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Jugendstrafverfahren. Die Umsetzung der Vorgaben der EU-Richtlinie 2016/800 und ihre Auswirkungen auf das deutsche Jugendstraf-(verfahrens-)recht. In: Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe. 31. Jg., H. 3, S. 245-258.

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