Nicht-monetäre Erträge von Bildung für das Wohlbefinden von Eltern, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen
Bildungserträge werden in der bisherigen Diskussion häufig in monetären Kategorien bemessen. Demgegenüber richtet das EBWO-Projekt seinen Fokus auf nicht-monetäre Erträge von Bildung wie beispielsweise die verschiedenen Aspekte des Wohlbefindens von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Lebensverlauf. Untersucht werden potenzielle Veränderungen im Wohlbefinden an den zentralen Übergängen z. B. in die Schule, in eine Ausbildung oder in das Berufsleben vor dem Hintergrund individueller und familialer Bildungsressourcen.
Zahlreiche Studien belegen die besonderen Anforderungen an verschiedenen Schnittstellen (Übergängen) im Lebenslauf, wie sie beispielsweise die Übergänge im mittleren Kindes- und frühen Jugendalter (z. B. Übergänge in Grund- und weiterführende Schule) und im späten Jugend- und Erwachsenenalter (z. B. Übergänge in Ausbildungs- und Berufsleben sowie erste Elternschaft) darstellen.
Diese Übergänge sind durch Belastungen, aber auch Chancen markiert und „stellen verdichtete Entwicklungsanforderungen“ an das Individuum, die es zu bewältigen gilt. Sie stellen entscheidende Weichen für die Entwicklung über die Lebensspanne dar, darin eingeschlossen der individuelle Erfolg in Bildung und Beruf, sowie für eine persönliche Entfaltung und gesellschaftliche Teilhabe. Die Entwicklungsprozesse von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen können wiederum nicht singulär für sich betrachtet werden. Vielmehr werden lebensbiografische Entscheidungen in Abhängigkeit des sozialen Umfelds getroffen.
Ziel des Projekts ist die empirische Erforschung nicht-monetärer Bildungserträge für das Wohlbefinden von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Im Unterschied zu bisherigen Studien konzentriert sich das vorliegende Projekt nicht allein auf die Bewältigung von Bildungsübergängen, sondern erweitert den Fokus auf die Lebensspanne von Geburt bis zum frühen bzw. mittleren Erwachsenenalter.
Im Rahmen des Projekts wird die Relevanz von Bildungsressourcen für das Wohlbefinden an den folgenden drei Übergängen mit Hilfe dreier Panel-Datensätze bearbeitet:
- Übergang zur Elternschaft: Zum einen werden Veränderungen durch Geburt bzw. Elternschaft auf das Wohlbefinden der Eltern (z. B. Paarbeziehung) in Abhängigkeit der vorhandenen Ressourcen betrachtet. Zum anderen wird die Rolle der elterlichen Bildungsressourcen für das Wohlbefinden des Kindes untersucht.
- Übergänge von Grundschulalter bis zur Sekundarstufe I: Im Mittelpunkt stehen hierbei Befindlichkeit und Problemverhalten der Kinder vom Grundschulalter bis zur Sekundarstufe I, die in Abhängigkeit der familiären Bildungsressourcen betrachtet werden. Diese beziehen sich einerseits auf die elterliche Bildung und andererseits auf die vom Kind bzw. Jugendlichen bisher durchlaufene Bildungskarriere.
- Übergänge in Ausbildung, Studium und Beruf im Jugend- und frühen Erwachsenenalter: Untersucht werden Einflüsse der elterlichen sowie der eigenen Bildung auf Übergänge in Ausbildung, Studium und Beruf im Jugend- und frühen Erwachsenenalter. Von Interesse ist die Beschreibung der Befindlichkeit der Heranwachsenden in Abhängigkeit ihrer individuellen Bildungsverläufe.
Die drei Themenschwerpunkte werden anhand von Längsschnittdaten aus drei Panel-Studien bearbeitet: BELLA-Studie, pairfam-Panel, AID:A-Survey. Die drei Studien enthalten Verlaufsdaten zu Bildungsressourcen sowie zu verschiedenen Aspekten des Wohlbefindens und relevanten Mediatoren und ermöglichen über einen Multi-Actor-Ansatz die Betrachtung von Fragestellungen aus verschiedenen Perspektiven (Kinder, Eltern, Partner).
Die BELLA-Studie (http://www.bella-study.org/) untersucht das gesundheitliche Wohlbefinden und die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland und umfasst aktuell ca. 2.800 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 17 bis 27 (Ersterhebung 2003-2006; Alter 7 bis 17 Jahre, 5 Wellen).
Die Daten des pairfam-Panels (http://www.pairfam.de/), mit speziellem Fokus auf partnerschafts- und familienrelevante Fragestellungen, bezieht drei Alters- bzw. Geburtskohorten (Geburtsjahr 1971-1973, 1981-1983, 1991-1993) ein, die mit jährlichen Befragungen verfolgt werden (Start: 2008/2009 mit 12.000 Teilnehmenden).
Als dritter Datensatz steht der DJI-Survey AID:A – Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten (www.dji.de/aida) zur Verfügung. Die beiden ersten Befragungswellen wurden 2009 und 2014/2015 durchgeführt. Zielgruppe sind deutschlandweit Kinder, Jugendliche und junge Erwachsenen von 0 bis 32 Jahre (N = 22.424 in Welle 2). Untersucht werden hier die Lebenssituationen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Rahmen alltäglicher Entwicklungs- und Handlungskontexte.
Das Vorhaben wird in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ravens-Sieberer (Professur für Gesundheitswissenschaften, Gesundheitspsychologie und Versorgung von Kindern und Jugendlichen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) und Prof. Dr. Brüderl (Lehrstuhlinhaber am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München) bearbeitet.