Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention

Die Prävention von Delinquenz im Kindes- und Jugendalter ist von erheblicher gesellschaftlicher Relevanz und mit spezifischen Anforderungen an die pädagogische Fachpraxis verbunden.
Seit 1997 ist es Aufgabe der DJI-Arbeitsstelle, das komplexe Feld der Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention mit seinen sehr unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren, Institutionen sowie verschiedenen Adressatinnen und Adressaten wissenschaftlich zu begleiten. Zielsetzung der Arbeitsstelle ist es, empiriebasiertes Wissen über die Delinquenzbelastung und Viktimisierung im Kindes- und Jugendalter sowie darauf bezogene Strategien und Ansätze der Kriminalitätsprävention für die Fachpraxis, die Wissenschaft, die Politik und die Medien zu generieren, fachlich einzuordnen sowie zu disseminieren, um damit zu einer Versachlichung der Diskussion und zur Weiterentwicklung der Fachpraxis und Fachpolitik beizutragen.
Die Aufgaben der Arbeitsstelle als fachliches Forum für Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention auf Bundesebene und als Schnittstelle zu Wissenschaft, Politik und Praxis sind vor allem national, aber auch international ausgerichtet und umfassen im Einzelnen:
systematische Aufbereitung und fachliche Einordnung amtlicher Statistiken und Dunkelfeldstudien,
wissenschaftsbasierte Politik- und Fachpraxisberatung zu Delinquenz und Viktimisierung im Kindes- und Jugendalter und darauf bezogene Präventions- und Interventionsstrategien,
Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Entwicklung von Qualitätsstandards,
Anregung zur Weiterentwicklungen pädagogischer Fachpraxis im Bereich der Kriminalitätsprävention im Kindes- und Jugendalter,
Unterstützung von Evaluation zur Qualifizierung des Feldes,
Aufzeigen von Forschungslücken, Anregung von Forschung und Durchführung eigener empirischer Forschungsprojekte sowie
Vernetzung und Austausch im nationalen und internationalen Arbeits- und Forschungskontext sowie Wissenstransfer.
Die Arbeitsstelle bezieht in ihren Forschungen die Bedürfnisse und Interessen von jungen Menschen (Kinder, Jugendliche und Heranwachsende) entwicklungsbezogen im Kontext ihrer Sozialisationsinstanzen (insbesondere Familien, Peers, Schule) gender- und migrationssensibel mit ein (Sampson/Laub 1993; Boers 2009; Farrall u.a. 2011). Prävention von Delinquenz im Kindes- und Jugendalter wird dabei vor allem als pädagogische Aufgabe verstanden – nicht nur für die Kinder- und Jugendhilfe, sondern ebenso auch für die anderen zuständigen Institutionen wie Schule, Polizei und Justiz.
Boers, Klaus (2009): Die kriminologische Verlaufsforschung. In: Schneider, Hans-Joachim (Hrsg.): Internationales Handbuch der Kriminologie. Bd. 2. New York, S. 577–616.
Farrall, Stephen/ Sharpe, Gilly/Hunter, Ben/Calverley, Adam (2011): Theorizing structural and individual-level processes in desistance and persistence: Outlining an integrated perspective. In: Australian & New Zealand Journal of Criminology, 44. Jg., H. 2, S. 218–234.
Sampson, Robert, J./Laub, John, H. (1993): Crime in the Making. Pathways and Turning Points Trough Life. Cambridge.
Der Beratende Gesprächskreis der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention wird jeweils für eine Dauer von vier Jahren einberufen. Die Mitglieder des Gesprächskreises beraten die Arbeitsstelle in ihren Forschungsthemen, bringen aktuelle Diskussionen aus den unterschiedlichen Fachdisziplinen ein und entwickeln gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Arbeitsstelle neue Perspektiven in der Kriminalitätsprävention im Kindes- und Jugendalter.
Der Beratende Gesprächskreis setzt sich aus Vertreterinnen und Vertreter der für die Kriminalitätsprävention besonders relevanten wissenschaftlichen Fachdisziplinen sowie Fachpraxis und Politik zusammen (von der Kinder- und Jugendhilfe über die Kriminologie, Polizei und Inneres bis zur Psychologie, Pädagogik und Soziologie). Die Mitgliedschaft ist personengebunden und ehrenamtlich (eine Wiederberufung ist möglich). Der Beratende Gesprächskreis tagt in der Regel einmal im Jahr.
Mitglieder des Beratenden Gesprächskreises 2016-2020:
Dr. Andreas Armborst (Arbeitsstelle Nationales Zentrum für Kriminalprävention)
Sabine Behn (Camino – Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH)
Prof. Dr. Mechthild Bereswill (Universität Kassel)
MR Dr. Michael Gebauer (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz)
Prof. Dr. Brigitta Goldberg (Ev. Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe)
Wolfgang Kahl (Deutsches Forum für Kriminalprävention)
Andreas Link (jugendschutz.net)
Erich Marks (Deutscher Präventionstag)
Anna Vetter (Regio Kliniken GmbH)
Prof. Dr. Philipp Walkenhorst (Universität zu Köln)
Prof. Dr. Helmut Willems (Universität Luxemburg)
Tatjana Zimmer-Brockschnieder (BMFSFJ)
Aktuelles
Interview zur aktuellen Praxis der Jugendhilfen im Strafverfahren in der Corona-Pandemie

„Zwischen Krisenbewältigung und neuen Wegen. Eine Momentaufnahme“
Sabrina Hoops befragt Annemarie Schmoll aus dem Projekt "Jugend(hilfe) im Strafverfahren", welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie auf die Jugendhilfen im Strafverfahren hat. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, können Sie hier das komplette Interview kostenlos downloaden.
Aufruf an die Fachpraxis im Bereich Jugendhilfe im Strafverfahren und ambulante sozialpädagogische Angebote
Ihre Erfahrungen sind gefragt: Welche neuen Wege haben Sie in der Corona-Krise eingeschlagen, um die jungen Menschen weiterhin zu erreichen?
Durch die Corona-Pandemie ist derzeit vieles nicht möglich und Angebote der Jugendhilfe, wie z.B. Soziale Trainingskurse, Arbeitsleistungen etc. können nicht wie üblich stattfinden. Die Arbeitsstelle möchte gerne wissen: Welche Alternativen und kreativen Lösungen haben Sie entwickelt, die mit Blick auf Ihre Adressat*innen besonders gut geeignet sind? Wir interessieren uns dabei sowohl für Ihre „kleineren“ Ideen im Umgang mit der Corona-Krise als auch für neue Konzepte und Angebote.
Bitte melden Sie sich – eine kurze Info genügt – unter jugendkriminalitaet@dji.de mit Ihrer Idee, was auch nach Corona unbedingt beibehalten werden sollte!
Bei Rückfragen können Sie sich an Sabrina Hoops wenden:
E-Mail: hoops@dji.de; Tel.:+49 89 62306-267.
Die Datenschutzerklärung des DJI finden Sie hier.
Neuer E-Mail-Verteiler ist da: Für alle, die stets die aktuellste Liste zu Einrichtungen mit freiheitsentziehender Unterbringung i.V. mit § 1631b BGB haben möchten
Sie möchten immer auf dem Laufenden sein, welche Einrichtungen in der Kinder- und Jugendhilfe derzeit eine freiheitsentziehende Unterbringung nach § 1631b BGB anbieten? Dann können Sie sich hier für unseren E-Mail-Verteiler anmelden. Ein- bis zweimal jährlich erhalten Sie so automatisch eine aktuelle Übersicht über die o.g. Einrichtungen.
Die aktualisierte Liste mit Stand Oktober 2020 ist kürzlich erschienen. Wie gewohnt bietet diese eine Übersicht an Platzzahlen und ob Jungen und/oder Mädchen in den Einrichtungen aufgenommen werden. Neu ist die Angabe der Altersgruppe, die die jeweilige Einrichtung aufnimmt.
Weitere Informationen zum Thema Freiheitsentziehende Unterbringung finden Sie hier auf unserer Webseite.
Die Arbeitsstelle auf dem diesjährigen Präventionstag
Die Arbeitsstelle war dieses Jahr erneut auf dem jährlich stattfindenden Präventionstag vertreten. Der 25. Deutsche Präventionstag mit dem Titel „Smart Prevention. Prävention in der digitalen Welt“ am 28. und 29. September 2020 hat wegen der aktuellen Entwicklung der Covid-19-Pandemie ausschließlich digital stattgefunden. Auf dem digitalen Kongress wurden als Formate Live-Übertragungen wie das DPT-TV-Programm und DPT-Prävinare angeboten, ein DPT-Infopool mit inhaltlichen Beiträgen sowie weitere Möglichkeiten des virtuellen Austauschs. Im Format Infopool hat die Arbeitsstelle folgende Beiträge vorgestellt: Annalena Yngborn und Thomas A. Fischer haben einen Vortrag zum Thema „Jugendliche als Akteure der Kriminalitätsprävention“ gehalten. Diana Willems und Thomas A. Fischer waren mit dem Thema „Soziale Medien und Kriminalitätsfurcht“ vertreten. Annemarie Schmoll und Daniela Keilberth haben ein Poster zum Thema „Jugendarrest - empirische Befunde zum vollzuglichen Alltag“ präsentiert.
Blitzvortrag auf der Online-Jahrestagung der DeGEval
Annalena Yngborn und Sabrina Hoops haben auf der coronabedingt digitalen internationalen Jahrestagung der Gesellschaft für Evaluation e.V. (DeGEval) am 17. September 2020 einen Blitzvortrag mit dem Titel „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte?! – Logische Modelle als Voraussetzung für eine gelingende Kommunikation in Evaluationen“ gehalten. Webbasierte „Plauderecken“ luden im Anschluss dazu ein, mit anderen Tagungsteilnehmenden in Austausch zu treten und Kontakt zu knüpfen.
Weitere Infos zur diesjährigen DeGEval-Tagung finden Sie hier.
Neue Publikation: Unterstützung junger Menschen mit Viktimisierungserfahrungen

Zusammen mit Sara Thunberg (Örebro Universität, Schweden) haben Diana Willems, Annemarie Schmoll und Annalena Yngborn einen Artikel im European Journal of Criminology veröffentlicht. Darin vergleichen sie die Unterstützung junger Menschen, die Opfer von Straftaten wurden, in Schweden und Deutschland und diskutieren die Unterschiede mit Blick auf ihre politischen Implikationen in beiden Ländern.
Zahlen – Daten – Fakten: Jugendgewalt - aktualisierte Fassung mit den Zahlen für 2019 erschienen

In der Broschüre finden Sie eine aktualisierte Zusammenstellung der Arbeitsstelle zu Delinquenz junger Menschen im Allgemeinen, zur Entwicklung von Jugendgewalt und Viktimisierung junger Menschen durch Gewalt; darüber hinaus werden die Strafverfolgung, verurteilte Jugendliche und Jugendstrafgefangene und mögliche (Weiter-)Entwicklungen kriminalitätspräventiver Maßnahmen näher betrachtet.
Hier können Sie die Broschüre kostenlos herunterladen.
Publikationen der Arbeitsstelle zum Thema Junge Geflüchtete
Die im Jahr 2020 erschienenen Publikationen der Arbeitsstelle zum Thema Junge Geflüchtete finden Sie unter folgenden Links:
- Viktimisierungserfahrungen junger Geflüchteter. Eine Annäherung an Größenordnungen und Herausforderungen von Diana Willems
- Delinquenz junger Geflüchteter – Erkenntnisse aus Hell- und Dunkelfeld von Thomas A. Fischer
- Junge Geflüchtete zwischen Asyl-, Ausländer-, Aufenthalts-, Jugendhilfe- und Strafrecht: Ein Überblick über aktuelle Gesetzesänderungen und Verfahren von Annemarie Schmoll
Die Publikationen sowie weitere Informationen zum Thema finden Sie auch auf unserer Seite Migration und Flucht.
Aufsatz „Neues im Jugendgerichtsgesetz – Folgen für die Jugendlichen und die Jugendhilfe im Strafverfahren“ erschienen

Die Umsetzung zweier Richtlinien der EU (2016/800 und 2016/1919) ins nationale Recht verändert an verschiedenen Stellen das Jugendstrafverfahren und ist auch für die Jugendhilfe im Strafverfahren sowie die beschuldigten jungen Menschen folgenreich. Die wesentlichen Änderungen im Jugendgerichtsgesetz (JGG) und in der Strafprozessordnung (StPO) werden im kürzlich im Nachrichtendienst des Deutschen Vereins erschienenen Aufsatz von Bernd Holthusen und Annemarie Schmoll vorgestellt.
Arbeits- und Forschungsfelder der Arbeitsstelle
Newsletter-Archiv der Arbeitsstelle
Hier finden Sie alle bereits erschienenen Ausgaben des Newsletters seit November 2019.
Publikationen der Arbeitsstelle
Projekte der Arbeitsstelle
- G
- Gewaltdelinquenz und Alkohol im Jugendalter – Herausforderungen für die Jugendhilfe(01.12.2015 - 31.12.2017)
- J
- Jugendliche Gewalttäter zwischen Jugendhilfe- und krimineller Karriere(01.10.2011 - 31.12.2014)
- D
- Das Logische Modell als Instrument der Evaluation in der Kriminalitätsprävention im Kindes- und Jugendalter(01.01.2009 - 31.12.2010)
- W
- Wissenschaftliche Begleitung des Modellprogramms ‘Wir kümmern uns selbst’(15.12.2004 - 30.06.2009)
- K
- Kooperation im Fall von jugendlichen Mehrfach- und Intensivtätern(01.09.2001 - 30.06.2003)
DJI-Projekte im Themenfeld der Arbeitsstelle
- J
- Jugend(hilfe) im Strafverfahren(09.07.2020 - 30.06.2023)
- P
- Peers als Adressatinnen und Adressaten von Disclosure und Brücken ins Hilfesystem(01.07.2018 - 30.06.2021)
- K
- Kultur des Hinhörens(01.08.2014 - 31.08.2017)
- M
- Mobbing im Alltag beruflicher Bildung: Interventionsmöglichkeiten der Jugendhilfe(01.12.2014 - 30.11.2016)
- N
- Neue Herausforderungen der pädagogischen Extremismusprävention bei jungen Menschen(01.01.2011 - 31.12.2014)
- S
- Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen(01.07.2010 - 31.07.2011)
- F
- Freiheitsentziehende Maßnahmen im Rahmen von Kinder- und Jugendhilfe, Psychiatrie und Justiz(01.10.2003 - 30.06.2007)
- E
- Evaluation des Pilotprojektes AIB(01.06.2000 - 31.10.2002)
- Privatschulen und Gruppenerziehung zwischen Schule, Kinder- und Jugendhilfe und Justiz(01.10.2000 - 31.12.2001)
- Mädchen und Gewalt(01.03.1998 - 28.02.2001)
- D
- Delinquenz von Kindern(01.09.1997 - 31.05.2000)