Die fachliche Tätigkeit einer Adoptionsvermittlungsstelle stellt eine kommunikations- und kooperationsintensive Tätigkeit dar. Dies gilt sowohl für die Interaktion mit Klientinnen und Klienten als auch für die Zusammenarbeit mit Fachkräften weiterer Fachdienste (Pflegekinderdienste, Geburtskliniken, Familiengerichte etc.). Auch zwischen Adoptions­vermittlungs­stellen an unterschiedlichen Standorten besteht ein hoher Kooperationsbedarf, z.B. bei der Entwicklung und Durchführung gemeinsamer Angebote, bei der Eignungsprüfung von Bewerberinnen und Bewerbern, bei überregionalen Adoptionsvermittlungen, bei der Vermittlung von schwierigen Einzelfällen und in Bezug auf eine kontinuierliche Qualitätsentwicklung und die Erarbeitung von fachlichen Standards. Insbesondere kleine sowie dezentral organisierte gemeinsame Adoptionsvermittlungsstellen sind aufgrund der Vielfalt an Aufgaben für Fachkräfte in der Adoptionsvermittlung auf Kooperationen angewiesen. Wie wichtig der Bereich fachlicher Kommunikation und Kooperation im Arbeitsalltag der Fachkräfte der Adoptionsvermittlung ist, verdeutlichen auch empirische Befunde des Expertise- und Forschungszentrum Adoption (EFZA).

Mit Inkrafttreten des Adoptionshilfe-Gesetzes (AHG) im April 2021 wurde der Auf- und Ausbau von Kooperationen deutlich gestärkt. Dies betrifft den Bereich der Inlandsadoptionen durch die Einführung eines Kooperationsgebots, welches das Ziel hat, den fachlichen Austausch und den Auf- und Ausbau regionaler und überregionaler gemeinsamer Angebotsstrukturen zur Bereitstellung umfassender Beratungs- und Unterstützungsangebote zu stärken.

Ziel des Projekts ist es, die Kooperation zwischen Adoptionsvermittlungsstellen bei Inlandsadoptionen zu untersuchen und Fördermöglichkeiten auszuloten. Dazu werden an ausgewählten Modellstandorten bisherige Kooperationsformen beschrieben, die Möglichkeiten einer intensiveren Zusammenarbeit von Adoptionsvermittlungsstellen in drei Bereichen (der Entwicklung gemeinsamer Angebote in der Vorbereitung und der nachgehenden Begleitung, dem fachlichen Austausch zur Fallberatung und Qualitätsentwicklung sowie der Zusammenarbeit bei der Eignungsprüfung oder der Vermittlung im Einzelfall) geprüft und Erfahrungen bei der Erprobung zusammengetragen.

Das Projekt arbeitet mit sieben Modellregionen, welche die Zusammenarbeit zwischen Adoptionsvermittlungsstellen intensivieren wollen. Im Rahmen von jeweils drei Workshops werden die aktuelle Praxis der Adoptionsvermittlung und der Kooperation der Adoptionsvermittlungsstellen untereinander untersucht und neue Möglichkeiten zur Kooperation, z.B. in Form fester Kooperationsstrukturen und kooperativ genutzter Angebotsstrukturen, gemeinsam entwickelt.

Der jeweils erste Workshop wird in Präsenz stattfinden, während alle weiteren Workshops in einem Onlineformat durchgeführt werden. Die Auswertung der Workshops erfolgt mittels qualitativer Inhaltsanalyse, indem für jede der Leitfragen Themen extrahiert, kategorisiert und anhand von Ankerbeispielen beschrieben werden. Darüber hinaus werden Ergebnisse aus den in den Onlineworkshops integrierten Onlineumfragen quantitativ ausgewertet. Die Ergebnisse werden für die Fachpraxis aufbereitet und in einem Praxisleitfaden zusammengefasst.

Nach der zu Projektbeginn erfolgten Auswahl der Modellregionen werden im ersten Quartal 2023 die inhaltliche und organisatorische Planung (u.a. Akquise der Teilnehmenden, Konzeptentwicklung) der Workshops abgeschlossen und die ersten Präsenzworkshops durchgeführt. Im zweiten und dritten Quartal werden alle Onlineworkshops abgehalten und ausgewertet. Im dritten und vierten Quartal werden die Befunde gebündelt und die Erstellung des Praxisleitfadens vorbereitet, der im ersten Quartal 2024 finalisiert wird.

Kontakt

+49 89 62306-245
Deutsches Jugendinstitut
Nockherstr. 2
81541 München

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