Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland (BiSMit)
Das DJI führt seit dem 01.07.2020 das Projekt BiSMit durch, das wesentlich dazu beitragen will, das Mitteldeutsche Braunkohlerevier im Rahmen des Strukturwandels bei der Entwicklung von Bildungsstrategien zu unterstützen sowie ein Bildungsmonitoring als kontinuierlich nutzbare Datengrundlage zur Gestaltung des Strukturwandels auf regionaler Ebene aufzubauen. Im Fokus stehen Themen wie Fachkräftesicherung, berufliche Aus- und Weiterbildung, Berufsorientierung. Im Projekt wurden bislang verschiedene sozialwissenschaftliche Studien realisiert sowie Formate der Zusammenarbeit mit den neun Revierkommunen umgesetzt, wie z.B. ein kommunaler Kennzahlenvergleich zum Thema Bildung. BiSMit arbeitet eng mit den Netzwerkbüros für die Lausitz und das Rheinische Revier zusammen – alle drei bilden das Kompetenzzentrum Bildung im Strukturwandel. Eine enge Kooperation ist ebenso mit dem laufenden Projekt Transferagentur Mitteldeutschland für Kommunales Bildungsmanagement (TransMit) vorgesehen, an deren Standort die Stellen des Projekts BiSMit verortet sind.
Weitere Informationen finden Sie unter www.bismit.de
Im Zusammenhang mit dem Gesetzgebungsverfahren „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ (Gesetz beschlossen Anfang Juli 2020), welches den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bis zum Jahr 2038 regelt, haben verschiedene Bundesministerien ihre laufende Programmförderung um gezielte und auf den Strukturwandel gerichtete Sonderprogramme ergänzt. In Bezug auf die Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement des BMBF betrifft dies die Etablierung eines Kompetenzzentrums „Bildung im Strukturwandel“ mit drei Netzwerkbüros (Reviere Lausitz, Rheinland, Mitteldeutschland).
Vor dem Hintergrund des beschlossenen Kohleausstiegs stehen den betroffenen Regionen tiefgreifende strukturelle Wandlungsprozesse bevor. Diese stellen die Kommunen auch vor große Anforderungen im Bildungsbereich. Dabei geht es z.B. um die Etablierung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten, die veränderte fachliche Kenntnisse und Fähigkeiten erfordern. Insofern ist der Strukturwandel eng verknüpft mit Bildungsfragen.
„Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland“ soll das Revier dabei unterstützen, auf der Basis von wissenschaftlichen Studien und Bildungsmonitoring eine regionale Bildungsstrategie für den Strukturwandel zu entwickeln. Die Ergebnisse von BiSMit fließen u.a. in Arbeitsprozesse der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland (EMMD) ein. Es geht darum herauszuarbeiten, wie die mit dem Strukturwandel einhergehenden Herausforderungen der Anpassung und Steuerung von Bildungslandschaften bewältigt werden können. Relevante Fragestellungen sind dabei u.a.:
- Wo befinden sich die Kommunen im Kontext des Strukturwandels?
- Wodurch zeichnet sich die bisherige Kooperation der Kommunen untereinander bzw. die der verschiedenen Akteure der Bildungslandschaft aus?
- Welche zukünftigen Herausforderungen bestehen?
Thematische Schwerpunkte liegen in der Berufsorientierung und der berufsbezogenen Weiterbildung. Hierzu findet sich vor Ort ein breites Feld an Akteuren, die z.T. aus unterschiedlicher Perspektive mit diesen Themen beschäftigt sind. Studien zu diesen Themen gehen folgenden Fragen nach:
- Welche aktuellen und zukünftigen Fachkräftebedarfe werden von den verschiedenen Akteuren wahrgenommen?
- Welche spezifischen Ansätze und Strukturen der Fachkräftegewinnung bzw. beruflichen Orientierung gibt es bei den einzelnen Akteuren?
- Gibt es Kooperationsbezüge zwischen einzelnen Akteuren?
- Wie gestaltet sich die Koordinationsrolle der Kommunen?
- Welche Weiterentwicklungsbedarfe werden gesehen? Welche Strategien sind dazu vorgesehen?
Der Strukturwandel stellt eine Reihe von Anforderungen an die Bürgerinnen und Bürger in den betreffenden Kommunen. Ein wichtiges Vorgehen zur Gestaltung dieser Prozesse ist, nicht allein über die Köpfe der Betroffenen hinweg zu agieren, sondern sich in einen engen Austauschprozess mit den Menschen vor Ort zu begeben. Daraus gewonnene Erkenntnisse können in die Entscheidungsfindung einfließen. Entsprechend soll mit künftigen Kooperationspartnern ein partizipativer Prozess in der Kommune initiiert werden. In der wissenschaftlichen Auswertung dieses Prozesses steht für BiSMit vor allem die Frage nach den bildungsrelevanten Anforderungen, die sich daraus für die Kommunen und die Region insgesamt ergeben, im Fokus.
Durch die enge Kooperation von BiSMit und der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland (EMMD) werden Entwicklungsprozesse angestoßen und Planungsprozesse initiiert und begleitet. BiSMit ist somit ein regionaler Bildungsakteur, der aktiv in den bestehenden Netzwerken sowie Steuerungsgremien mitarbeitet, neue Netzwerke initiiert und dabei alle relevanten Akteure einbezieht (Bildungseinrichtungen, Verwaltungen, Kammern, Wirtschaftsförderung, Arbeitsagentur u.a.m.) sowie eigene (Studien-)Ergebnisse fortlaufend in den Prozess einbringt.
Die mit dem Strukturwandel einhergehenden Herausforderungen der Anpassung und Steuerung von Bildungslandschaften stehen im Fokus von BiSMit. Sie werden mit qualitativen Studien untersucht, ein regionales Bildungsmonitoring stellt Prozesse und Zusammenhänge dar.
Die Status-quo-Analyse "Strukturwandel braucht Bildung" gibt einen Überblick über die Bildungslandschaft im Mitteldeutschen Revier. In ihr sind wesentliche bildungsbezogene Institutionen, Netzwerke und strategische Ausrichtungen der neun Revierkommunen sowie der drei zugrunde liegenden Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zusammengetragen. Darüber hinaus wurde im Rahmen der Studie mit regionalen Expertinnen und Experten über Herausforderungen, die sich durch den Strukturwandel für das Handlungsfeld Bildung ergeben, gesprochen. Markante Sachverhalte daraus wurden pointiert zusammengetragen. Der Bericht schließt mit Handlungsempfehlungen, die mit Blick auf das Thema Bildung bei der Gestaltung des Strukturwandels berücksichtigt werden sollten.
Studienbericht "Strukturwandel braucht Bildung"
Eine weitere Studie widmet sich dem Thema "Berufsbezogene Weiterbildung im Strukturwandel. Der Weiterbildung wird eine große Bedeutung beigemessen, um den verschiedenen Facetten des Strukturwandels (demografischer Wandel, Dekarbonisierung, Digitalisierung) zu begegnen und einen Beitrag zur Fachkräftesicherung zu leisten. Der Studienbericht wirft einen sachlich-analytischen Blick auf die Landschaft der berufsbezogenen Weiterbildung im Mitteldeutschen Revier. Mithilfe von Dokumentenanalysen und Experteninterviews wurden unterschiedliche Perspektiven zum Thema berücksichtigt. Zu Wort kamen Akteure, die Angebote zur berufsbezogenen Weiterbildung schaffen, weiterentwickeln, verantworten und / oder koordinieren. Die Studie verdeutlicht, wie sich die Wahrnehmung und das institutionelle Umfeld von Weiterbildung verändert haben und mit welchen Herausforderungen die Akteure (allen voran die Bildungsträger) konfrontiert sind. Darüber hinaus liefert die Studie Anregungen, was es für eine zeitgemäße und vitale Weiterbildungslandschaft braucht, und zeigt gute Beispiele aus der Praxis auf.
Studienbericht "Beufsbezogene Weiterbildung im Strukturwandel"
Ein weiteres Thema, das BiSMit im Rahmen einer Studie untersuchte, ist das Thema Jugendbeteiligung. Strukturwandelrelevante Entscheidungen sind sehr weitreichend. Sie betreffen nicht nur die kommenden Jahre, sondern oft Jahrzehnte. Umso wichtiger ist es, Menschen in den Strukturwandelprozess einzubeziehen, die in Zukunft mit den Auswirkungen der Entscheidungen von heute konfrontiert sein werden. Die Ideen Jugendlicher sind dabei von besonderem Wert. Dieser Bericht stellt dar, wie junge Menschen bei der Gestaltung ihrer Region beteiligt werden können, welche Herausforderungen Jugendpartizipation birgt, aber auch welche Lösungsansätze es dafür gibt. Außerdem präsentiert der Bericht Ergebnisse aus Ideenwerkstätten mit Schülerinnen und Schülern des Landkreises Leipzig. Sie wurden befragt, wie sie über den Strukturwandel denken und was sie von der Bildungslandschaft ihrer Region erwarten. Schließlich zeigt der Bericht auf, welche Reichweite Jugendbeteiligung bei der Mitgestaltung kommunaler, aber auch gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen vor dem Hintergrund des Strukturwandels haben kann.
Studienbericht "Jugendbeteiligung im Strukturwandel"
Neben den qualitativen Untersuchungen analysiert BiSMit die Bildungslandschaft des Mitteldeutschen Reviers auch mit quantitativen Methoden. Hierfür baut BiSMit ein reginales Bildungsmonitoring auf. Das regionale Bildungsmonitoring stellt Daten, die zur Gestaltung des Strukturwandels relevant sind, bereit. Nach und nach werden Themengebiete wie Demografie und Arbeitsmarkt, Fachkräftesicherung, Bildungschancen oder Bildungsübergänge datenbasiert bearbeitet. Analysen und Grafiken lassen ein transparentes Bild der regionalen Bildungslandschaft des Mitteldeutschen Reviers entstehen. Darüber hinaus werden die Erkenntnisse zum Strukturwandel im Bildungssektor regional/überregional publiziert bzw. als gelingende Praxis transferiert.
Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2018): Bildung in Deutschland 2018. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Wirkungen und Erträgen von Bildung. S. 1ff. https://www.bildungsbericht.de.
BMWi (2020): Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen (BT-Drucksache 19/13398).
Innovationsregion Mitteldeutschland (2019): Positionspapier der Innovationsregion Mitteldeutschland und ihrer neun Gebietskörperschaften.
Kreisz, H./Gawronski, K. (2018): Grundsatzfragen des Kommunalen Bildungsmonitorings. In: Stadtforschung und Statistik 1/2018.
Niedlich, S. (2020): Neue Ordnung der Bildung. Zur Steuerungslogik der Regionalisierung im deutschen Bildungssystem. Wiesbaden.
Reißig, B./Mahl, F. (2020): Berufsorientierung im Regionalen Übergangsmanagement. Anforderungen, Handlungsaufgaben und Entwicklungsperspektiven. In: Brüggemann, T./Rahn, S. (Hrsg.): Berufsorientierung. Ein Lehr- und Arbeitsbuch, 2. überarbeitete Auflage, Münster.
Tippelt, R. (2011): Bildungsmonitoring zur Steuerung regionaler Bildungsentwicklungen. In: Hessische Blätter zur Volksbildung 04/11, S. 347–352, Bielefeld.
Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement (2017): Anwendungsleitfaden zum Aufbau eines kommunalen Bildungsmonitorings. S.12. ff. https://www.transferinitiative.de/media/content/DLR_Anwendungsleitfaden.pdf.