Prävention von Reviktimisierung bei sexuell missbrauchten Jugendlichen in Fremdunterbringung
Mädchen und weibliche Jugendliche, die sexuellen Missbrauch erleben mussten, weisen im weiteren Lebensverlauf eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit auf, erneut sexuelle Übergriffe zu erfahren (Classen u.a. 2005). Dies gilt auch dann, wenn es zu einem von außen herbeigeführten Milieuwechsel, beispielsweise einer stationären Unterbringung in einer Einrichtung der Jugendhilfe, kommt (Hobbs u.a. 1999). Hieraus ergibt sich die Frage, welche Mechanismen diesem Phänomen zugrunde liegen, wie veränderbar diese Risikomechanismen sind bzw. welche Faktoren und Angebote schützend wirken können.
Vor diesem Hintergrund verfolgt das als Kooperationsprojekt mit dem Sozialwissenschaftlichen FrauenForschungsInstitut im Forschungs- und Innovations-verbund der Evangelischen Hochschule Freiburg e.V. angelegte und im Rahmen des BMBF-Förderprogramms „Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in pädagogischen Kontexten“ angesiedelte Forschungsvorhaben zwei Hauptziele:
- In Gruppen stationär untergebrachter weiblicher Jugendlicher mit Erfahrungen sexuellen Missbrauchs und ihren Bezugspersonen sollen innerpsychische Prozesse untersucht werden, die eine spätere erneute Viktimisierung begünstigen bzw. diese unwahrscheinlicher machen. Durch die Befragung von Jugendlichen und ihren Bezugspersonen soll ein besseres Verständnis relevanter Schutz- und Risikoprozesse erreicht werden.
- Es soll ein Konzept für Workshops zur Prävention von Reviktimisierungen entwickelt, mit interessierten Jugendlichen und Betreuungspersonen erprobt und evaluiert werden.
Die Untersuchung ist als Kurzzeitlängsschnittstudie im Mixed-Methods-Design angelegt. Im Rahmen des Projekts werden Daten zu Gefährdungs- und Missbrauchserfahrungen sowie relevanten Risiko- und Schutzprozessen im Hinblick auf Reviktimisierung erhoben. Zudem wird ein Konzept für Präventionsworkshops, das die Entwicklung kommunikativer Fähigkeiten im Hinblick auf Sexualität und positive Beziehungen sowie einen angemessenen Selbstschutz beinhaltet, entwickelt und mit interessierten Jugendlichen aus der Stichprobe durchgeführt.
Der Fokus des DJI-Teilprojektes liegt dabei auf der quantitativen Erhebung von Daten zu Missbrauchs- und Gefährdungserfahrungen, Traumasymptomen, sexuellen Skripts und Risikoverhaltensweisen und wahrgenommener emotionaler Sicherheit in Liebesbeziehungen.
Classen, Catherine C./Palesh, Oxana Gronskaya/Aggarwal, Rashi (2005): Sexual revictimization. A review of the empirical literature. In: Trauma, Violence & Abuse, 6. Jg., H. 2, S. 103–129
Hobbs, Georgina F./Hobbs, Christopher J./Wynne, Jane M. (1999): Abuse of children in foster and residential care. In: Child Abuse & Neglect, 23. Jg., H. 12, S. 1239–1252
Workshop-Konzept für weibliche Jugendliche in Fremdunterbringung mit sexualisierter Gewalterfahrung fertig gestellt
Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde ein Konzept für einen zweitägigen sexualpädagogischen Workshop mit jugendlichen Mädchen in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe entwickelt. Das Konzept steht nun zum Download bereit: