Projekt eXe
Strategien und Konzepte externer Evaluation in der Kinder- und Jugendhilfe
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Fachtagung 05.-07.05.2010 in Berlin
„Ökonomische Modelle in pädagogischen Feldern –
Entwicklungsperspektiven für Evaluationen in der Kinder- und Jugendhilfe“<o:p></o:p>
<u7:p></u7:p>Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Ökonomisierung des Wohlfahrtsstaates stellt sich die Frage nach der Leistungsfähigkeit der Kinder- und Jugendhilfe in doppeltem Sinn: zur fachlichen Weiterentwicklung und zum Nachweis ihrer Wirksamkeit. Dabei kann im Hinblick auf die Auskunftspflicht zur Verwendung überwiegend öffentlicher Gelder auch die Frage nicht ausgespart bleiben, in welcher Relation Ausgaben oder wenn man so will „Investitionen“ zu den Ergebnissen bzw. individuellen und gesellschaftlichen Erträgen stehen und anhand welcher Kriterien diese Relation fachlich angemessen zu bewerten ist. Gegenwärtig werden daher auch in Sozialen Diensten zunehmend Methoden und Modelle diskutiert, die aus Volks- und Betriebswirtschaftslehre stammen.
Im Rahmen der Fachtagung wurden vor diesem Hintergrund einige ökonomische „Messmodelle“, die in verschiedenen pädagogischen Feldern bereits zur Anwendung gekommen sind, mit ihren je unterschiedlichen Prämissen und Anwendungszuschnitten vorgestellt und mit einem interdisziplinär besetzten Kreis von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Fachpraxis und Politik diskutiert. Im Fokus stand dabei die Frage der Übertragbarkeit der Modelle auf die spezifischen Erfordernisse der Kinder- und Jugendhilfe.
Christian Lüders eröffnete die Tagung mit Überlegungen zum grundsätzlichen – „heiklen“ – Verhältnis zwischen Ökonomischen Modelle der Evaluation und der Ökonomisierung der Sozialen Arbeit. Seiner Analyse legte er als Folie das Beziehungsgeflecht zwischen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, fachlichen Herausforderungen und der Notwendigkeit von (ökonomisch basierten) Evaluationen zugrunde.
Der erste Teil der Tagung konzentrierte sich auf – eher volkswirtschaftlich orientierte – Kosten-Nutzen-Analysen. Eine systematische Einordnung von Kosten-Nutzen-Analysen in die Evaluationsforschung bildete den Ausgangspunkt des Vortrags von C. Katharina Spieß. Am Beispiel der Kindertagesbetreuung entwickelte sie Empfehlungen, was aus anglo-amerikanischen Untersuchungen und Debatten zu lernen ist. Peter F. Lutz stellte ein komplexes ökonomisches Wirkmodell sowie die Differenzierung in verschiedene „Wirkungskanäle“ aus einer laufenden Kosten-Nutzen-Analyse im Bereich der Frühe Hilfen vor. Christian Krauth berichtete von einer Pilotstudie, in der er – auf Basis seiner Erfahrungen aus der gesundheitsökonomischen Evaluation – der Frage nachgegangen war, ob sich Erziehungsberatung „lohnt“. Klaus Roos referierte über seine Kosten-Nutzen-Analyse zur Wirksamkeit von Heimerziehung und leitete aus den Erkenntnissen der Anwendung konkrete Empfehlungen für die Jugendhilfeforschung ab.
Im zweiten Teil der Veranstaltung lenkte Rainer Loidl mit seiner Vorstellung des Social Return on Investment (SROI) den Blick auf unternehmerische – eher betriebswirtschaftliche – Aspekte. Dieser kritischen Einführung in das Modell mit seinen Annahmen und „Stolpersteinen“ folgten mehrere Beispiele für SROI-Anwendungen. Konstantin Kehl stellte ein Forschungsprojekt zum ökonomischen Mehrwert gemeinschaftlicher Wohnprojekte vor. Wolfgang Laskowski erläuterte die Voraussetzungen und Modalitäten der SROI-Berechnung anhand der Evaluation eines Sozialökonomischen Betriebs in Österreich. Jochen Köhnke stellte das sog. SROI-Controlling im Bereich der Arbeitsmarktintegration der Stadt Münster sowie dessen Übertragbarkeit auf weitere kommunale Arbeitsfelder vor.
Die Transparenz und Vielschichtigkeit der Vorträge ermöglichte in der kritisch-konstruktiven Auseinandersetzung und im offenen Fachaustauch aus unterschiedlichen Perspektiven das Formulieren von ersten „lessonslearned“ mit Blick auf die Anwendung und Weiterentwicklung ökonomischer Modelle in der Kinder- und Jugendhilfe.