Aufgrund des Personalmangels in Behörden und Jugendhilfeeinrichtungen könnten Prävention oder frühzeitige Unterstützung von Hilfesuchenden oft nicht mehr im nötigen Umfang geleistet werden. Doch beim erzieherischen Hilfebedarf zähle jeder Tag, jede Stunde. Darauf verweist DJI-Alumna Prof. Dr. Sabina Schutter, Vorstandsvorsitzende von SOS-Kinderdorf, im Interview mit dem Sonntagsblatt. Deshalb fordert sie eine Fachkräfte-Offensive.

Es gäbe Jugendämter, die ihre Falleinschätzungen – also die Gefährdungseinschätzung, das staatliche Wächteramt – an Jugendhilfeträger abgeben wollen, weil sie es selbst nicht mehr schaffen. Das sei ein großes Problem, so die Pädagogikprofessorin, weil dort, wo es am wichtigsten wäre – nämlich belastete Familien so zu unterstützen, dass es nicht erst zur Kindeswohlgefährdung kommt – die Ressourcen nicht mehr auszureichen scheinen.

Wichtig wäre, so Schutter, Auszubildende und Studierende möglichst frühzeitig zu erreichen und für eine Tätigkeit in der Jugendhilfe zu gewinnen. So sei insbesondere für die Generation Z der sinnstiftende Aspekt von Arbeit wichtig. Darauf könne man bei der Nachwuchssuche einen Fokus legen. Zentral für die Personalgewinnung seien aber auch die Frage einer kostenlosen Ausbildung, denn nach wie vor verlangten viele Ausbilder/innen – vor allem private Fachakademien – Schulgeld sowie eine gute fachliche Begleitung der jungen Auszubildenden und ein Mix aus Jung und Alt in den Jugendhilfe-Teams. „Wir müssen sicherstellen, dass der Nachwuchs in dem Bereich angesichts der oft schweren Schicksale der betreuten Kinder nicht gleich wieder aus Überforderung aussteigt, weiß die Expertin.

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