dafür plädiert DJI-Alumna Prof. Dr. phil. Barbara Thiessen, seit 2010 Professorin für gendersensible Soziale Arbeit an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut und Leiterin des Instituts „Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung“ (IKON) und ab September Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Beratung und Geschlecht an der Universität Bielefeld in der Sendung „Fazit“ auf Deutschlandfunk Kultur.

Thiessen spricht sich im Interview gegen die von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) vorgeschlagene „soziale Pflichtzeit“ aus und fordert "statt dieser Pflichtjahr-Debatte grundsätzlich über notwendige Arbeit in der Gesellschaft nachzudenken und zu fragen: Was braucht es eigentlich, damit eine Gesellschaft funktioniert und zusammenhält?" Eine Antwort darauf liefert laut Thiessen das sogenannte „Optionszeitenmodell“ der „atmenden Lebensläufe“, das von der Familiensoziologin Dr. Karin Jurczyk gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik und Prof. Dr. Ulrich Mückenberger von der Universität Bremen konzipiert worden ist.

Die vorgeschlagene Pflichtzeit, von der sich Steinmeier erhofft, dass sie zur Stärkung der Gemeinschaft beitragen könne, insbesondere in Zeiten, in denen laut Steinmeier das Verständnis für andere Lebensentwürfe und/oder Meinungen eher abnimmt, löste heftige Debatten aus.

Barbara Thiessens Kritik richtet sich zum einen auf das dem Vorschlag implizite Vorurteil, dass Jugendliche und junge Erwachsene sich zu wenig gesellschaftlich einbrächten, dabei engagierten sie sich laut Thiessen gängigen Engagement-Berichten zufolge bürgerschaftlich überdurchschnittlich.

Das andere Vorurteil sei, so Thiessen, dass sich das Soziale für Pflichtarbeit in besonderer Weise eigne, und diese Trivialisierung sei das eigentliche Problem, denn hier werde die hohe Anforderung an Fachlichkeit unterschätzt, so die Professorin, die sich seit Langem für die Aufwertung von Tätigkeiten im Feld Sozialer Arbeit einsetzt.

Barbara Thiessen war von 2006 bis 2010 Grundsatzreferentin für Familie und Familienpolitik am Deutschen Jugendinstitut sowie stellvertretende Abteilungsleiterin der Abteilung Familie und Familienpolitik.

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