Wer profitiert vom Digitalisierungsschub?
Diese Frage war Leitmotiv bei der Auswertung der Corona-Zusatzbefragung des Nationalen Bildungspanels (NEPS), dem Flaggschiff-Großprojekt des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.
Anhand der Corona-Zusatzbefragung vom Mai und Juni 2020 wurden die Erlebnisse und Eindrücke der NEPS-Teilnehmer/innen vom Beginn der Corona-Beschränkungen bis zu den ersten Lockerungen gezielt ermittelt und mit anderen Längsschnittdaten des Nationalen Bildungspanels für die Bildungsforschung nutzbar gemacht.
DJI-Alumna Prof. Dr. Corinna Kleinert, Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt längsschnittliche Bildungsforschung an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und Leiterin der Abteilung "Bildungsentscheidungen und -prozesse, Migration, Bildungsrenditen" am dortigen Leibniz-Institut für Bildungsverläufe ist Mitautorin des im März 2021 erschienen Berichts zur Zusatzerhebung.
Die Auswertungen zeigen, welche Berufs- und Bildungsgruppen digitale Technologien im ersten Lockdown häufiger als vor der Pandemie genutzt haben, welche Beschäftigten vom Digitalisierungsschub profitieren und welchen Einfluss Bildungsniveau und Tätigkeitsprofile der Beschäftigten darauf haben.
Die Daten zeigen laut Corinna Kleinert aber auch, dass der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub längst nicht alle Beschäftigten erreicht hat und sogar zu einer neuen digitalen Spaltung der Erwerbsbevölkerung beiträgt, die über die Pandemie hinaus fortwirken könnte. Zwei Kernaussagen des Berichts lauten: „Die Tätigkeit ist entscheidend“ und „Wer zuhause arbeitet und hochqualifiziert ist, wird digitaler“.
„Diese neue digitale Spaltung der Erwerbsbevölkerung dürfte sich seit dem Frühjahr 2020 noch weiter verschärft haben“, so Corinna Kleinert, „vernetzte Technologien werden zunehmend auch für die berufliche Weiterbildung genutzt. Wir gehen davon aus, dass der kompetente Umgang mit diesen neuen Arbeitswerkzeugen künftig eine wachsende Bedeutung hat und bestimmte Beschäftigtengruppen ins Hintertreffen geraten. Der durch die Corona-Krise ausgelöste Digitalisierungsschub muss so gesteuert werden, dass möglichst viele Beschäftigte davon profitieren – eine größere Ausschöpfung der Homeoffice-Potentiale könnte zu einer Verringerung der digitalen Spaltung beitragen“, so Kleinert weiter.
Corinna Kleinert war von 1995 bis 2000 in der Abteilung "Jugend und Politik" am Deutschen Jugendinstitut in München tätig, zuletzt als wissenschaftliche Referentin.
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