Familiensoziologin und DJI-Alumna Dr. Karin Jurczyk macht sich seit Langem für ein flexibleres Modell zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf stark, dass der Sorgearbeit, die bislang zum größten Teil unentgeltlich von Frauen geleistet wird, den gesellschaftlichen (Stellen-)Wert zuschreibt, der ihr zusteht.

„Wir brauchen eine Umkehr von Ausnahme und Regel“, so Karin Jurczyk auf Eltern.de. Denn das bisherige Konzept von Arbeit, das auf Vollzeiterwerbstätigkeit bis zum Renteneintritt setzt, wird den tatsächlichen Anforderungen unserer Gesellschaft nicht gerecht. Erwerbsarbeit jetzt funktioniert nur, so die Haushaltsökonomin und Soziologin Prof. i. R. Dr. Uta Meier-Gräwe, weil die nicht bezahlte Care-Arbeit in privaten Haushalten die Basis unseres Wirtschaftssystems bildet.

"Wir dürfen nicht nur an einzelnen Schrauben drehen, sondern müssen Arbeit insgesamt neu denken“,so Jurczyk. "Und über allem steht die Frage: In welcher Gesellschaft wollen wir eigentlich leben?“ Bisher sind diejenigen benachteiligt, die sich um Kinder und Haushalt sorgen oder Angehörige pflegen.

Deswegen hat Karin Jurczyk gemeinsam mit Prof. Dr. Ulrich Mückenberger und einem Team von weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein „Optionszeitenmodell“ konzipiert, dasein Zeitbudget von neun Jahren vorsieht, welches Menschen finanziell abgesichert und flexibel für die Betreuung eigener Kinder, die Pflege von nahestehenden Personen, für Ehrenämter und/oder Weiterbildung sowie zur Selbstsorge nutzen können.

"Die Norm sollte nicht der Vollzeitverdiener sein, der jederzeit verfügbar ist, sondern Menschen, die Sorgearbeit leisten“, das meint auch die Soziologin Prof. Dr. Almut Peukert, von der Universität Hamburg, die zur Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern forscht. Denn mehrheitlich sind es noch immer die Frauen, die wegen Care-Arbeit in Beruf und Erwerbstätigkeit zurückstecken und damit aufgrund niedriger Renten Altersarmut riskieren.

Der Beitrag von Carina Frey auf Eltern.de zum Thema Care-Arbeit