„Ein Kind muss immer wissen, dass die Beziehung zwischen ihm und den Eltern nie infrage steht – egal, wie sehr man sich teilweise über das Kind ärgert“,
sagt DJI-Alumnus Prof. Dr. Hans Bertram, emeritierter Professor für Mikrosoziologie der Humboldt-Universität zu Berlin und ehemaliger Vorstand und wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Jugendinstituts, im Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) über Erziehungsstile, Bedingungen für gutes Aufwachsen von Kindern und Herausforderungen sowie Unterstützung für heutige Eltern.
„Wir als Gesellschaft müssen Eltern darin unterstützen, dass sie vor allem in den ersten Jahren genug Zeit dafür haben, dieses Urvertrauen herzustellen. Denn eine widerstandsfähige Generation kommt am Ende uns allen zugute“, so der renommierte Wissenschaftler weiter, der seit Jahrzehnten zu der Frage forscht, was Kinder brauchen, um gut aufzuwachsen.
Eltern unterstütze man am besten, indem man ihre alltäglichen Probleme möglichst klein halte, d.h. wenn Väter und Mütter berufstätig sein können und wüssten, dass ihr Kind in dieser Zeit gut betreut wird. Denn das Zeitmanagement habe sich drastisch verändert. In vielen Familien müssten heute beide Eltern arbeiten, und dies führe zu einer geänderten Familienstruktur. „Wir sind noch ziemlich am Anfang bei der Frage, wie die Beziehung aus Eltern, Betreuung und Schule organisiert werden soll“, so der Familienforscher.
Und auf die Frage, ob unsere Gesellschaft heute kinderfeindlich sei, antwortet Bertram mit Verweis auf eine Formulierung der früheren Familienministerin Rita Süssmuth: „Unsere Gesellschaft ist nicht kinderfeindlich, sie ist kinderentwöhnt. Wir bewegen uns in einer Öffentlichkeit, die Regeln vorgibt. Und Kinder brechen diese Regeln. Als Familie ist man deshalb permanent in der Rolle des Störenfrieds. Das war früher anders.“