Qualität der Kindertagesbetreuung in Deutschland

Rahmenbedingungen für eine gute Qualität in der Kindertagesbetreuung


Was zeichnet gute Kindertagesbetreuung aus und wie lässt sie sich weiterentwickeln? Diesen großen Fragen geht das ERiK-Projekt (Entwicklung von Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung) anlässlich des Monitorings zum zweiten Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung (kurz KiTa-Qualitätsgesetz) nach. Dieses ist im Januar 2023 in Kraft getreten und hat damit das sogenannte „Gute-KiTa-Gesetz“ (2019 – 2022) abgelöst. Das Gesetz zielt wie bereits sein Vorgänger darauf ab, die Rahmenbedingungen für Qualität und Teilhabe in der Kindertagesbetreuung zu verbessern.

 

Um diese Ziele zu erreichen, besteht Handlungs­bedarf in verschiedenen Bereichen des Systems der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE). Aus diesem Grund um­fassen die Regelungsbereiche des Gesetzes unterschied­liche Handlungsfelder, wie beispielsweise die Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels, die Stärkung der Leitung oder auch der Kinder­tagespflege (siehe Abbildung „Handlungsfelder des Gesetzes“). Der Bund stellt den Ländern bis 2024 insgesamt rund 4 Milliarden Euro an Mitteln zur Verfügung, über deren Einsatz die Länder selbst entscheiden. Voraussetzung ist, dass mindestens die Hälfe der Mittel in die sieben vorrangigen Handlungsfelder fließen (siehe weiße Felder in der Abbildung), die für die Qualitätsentwicklung von besonderer Bedeutung sind. Auch neue Maßnahmen ab 2023 dürfen nur in diesen Handlungsfeldern ergriffen werden.

 „Dieser „Instrumentenkasten“ des KiTa-Qualitätsgesetzes stellt ein relativ neues steuerungs­politisches Mittel dar, der die Erkenntnisse jahrelanger intensiver Forschung berücksichtigt und anhand dessen gezielt strukturelle Qualitätsbereiche in der Kindertagesbetreuung gefördert werden können,“ erläutert Dr. Sina Fackler, die ERiK-Projekt am DJI leitet.
 

Ziel des ERiK-Projekts ist es, seit 2019 die Veränderungen und Herausforderungen in den ver­schiedenen Handlungsbereichen im bundesdeutschen FFBE-System fortlaufend darzustellen. Dies erfolgt durch den gesetzlich verankerten Auftrag eines indikatorengestützten Monitorings, das sowohl bundeslandspezifisch als auch bundeslandübergreifend ausgerichtet ist und verschiedene Datenquellen nutzt. Zentral ist dabei der multiperspektivische Ansatz, der die Sichtweisen der beteiligten Personen auf den unterschiedlichen Ebenen des Systems der Kindertagesbetreuung berücksichtigt: So werden alle zwei Jahre Jugendämter, Kindertagespflegepersonen, Träger von Kindertageseinrichtungen, Leitungen und pädagogisches Personal sowie Eltern um Ihre Meinung gebeten. 

„Die Daten der mittlerweile dritten ERiK-Befragungen ermöglichen es uns erstmals, anhand eigener Befragungen Entwicklungstrends innerhalb der Förderphase darzustellen. Durch die Einbindung verschiedener Akteurinnen und Akteure der Kindertagesbetreuung in die Befragungen erhalten wir einen Datenschatz, der uns bisher nicht vorhandene Einblicke in die Grundlagen von Qualität in der Kindertagesbetreuung in Deutschland ermöglicht,“ betont Fackler.

ERiK-Forschungsbericht III

Im ERiK-Forschungsbericht III geht es zum einen um die Fortschreibung der Informationen für das Berichtsjahr 2021, im Vergleich zu 2020 und 2019, mithilfe der amtlichen Daten der Kinder- und Jugendhilfestatistik (KJH) und der Daten der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS).  Der Bericht greift außerdem erneut die Daten aus den ERiK-Surveys 2020 in vertiefenden Analysen auf.

Hier eine Auswahl der Ergebnisse für das Berichtsjahr 2021:

  • Stärkung der Leitung

Im Jahr 2021 stieg der Anteil an Einrichtungen mit Leitungsressourcen erneut an und erreichte bundesweit 92,6 %. Wie auch im Vorjahr zeigt sich, dass die vertraglich festgelegte Leitungszeit für die Mehrheit der Leitungen nicht ausreicht, um Managementaufgaben zu erledigen. Einflussfaktoren auf die Überschreitung der Leitungszeit sind die Teamgröße, die Einhaltung des Personalschlüssels und eine schwer planbare Personalsituation.

  • Stärkung der Kindertagespflege

2021 sank die Anzahl an Kindertagespflegepersonen in fast allen Ländern erneut (außer in Nord­rhein-Westfalen und Schleswig-Holstein). Positiv ist, dass ein Großteil (68%) der befragten Personen weiterhin in diesem Tätigkeitsfeld arbeiten möchte. Eine höhere Bindung an die Arbeit in der Kindertagespflege kann zum Beispiel mit wahrgenommener Wertschätzung durch Gesellschaft und Eltern sowie durch die lokale Vernetzung von Kindertagespflegepersonen, die selbst im Beruf verbleiben wollen, gefördert werden.

  • Bewältigung inhaltlicher Herausforderungen

Es zeigt sich, dass der Anteil von Männern am pädagogisch tätigen Personal im Vergleich zum Vorjahr erneut um insgesamt 0,5 Prozentpunkte leicht auf 6,9 % gestiegen ist. Allerdings lässt sich bislang nur eine langsame Annäherung an eine ausgeglichene Geschlechterverteilung beobachten. Die Forschenden fanden Hinweise darauf, dass der steigende Männeranteil hauptsächlich auf Berufseinsteiger zurückzuführen ist.

Die Mitbestimmungsmöglichkeiten von Eltern sind nach wie vor hoch: So gaben 90 % der Eltern an, dass im Jahr 2021 eine organisierte Elternvertretung in der Einrichtung ihres Kindes vorhanden war. Informationen der Kindertageseinrichtung an die Eltern beispielsweise über Briefe, Aushänge oder digitale Angebote zu übermitteln kam im Berichtsjahr in Zeiten häufig wechselnder Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie eine hohe Bedeutung zu. Etwa zwei Drittel der Eltern berichteten, dass Elternbriefe (69 %) und Informationen über E-Mail-Verteiler (66 %) in ausreichendem Maße angeboten wurden.

 

Projekt „Entwicklung von Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung (ERiK)“ mit Downloadmöglichkeit aller Forschungs- und Methodenberichte


Kontakt
Dr. Sina Fackler
Projektleitung ERiK
Tel.: 089/62306-387
fackler@dji.de

Sonja Waldschuk
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-173
waldschuk@dji.de