Viele Betreuungswünsche bleiben unerfüllt
Obwohl in den vergangenen Jahren massiv Betreuungsplätze für Kinder im Krippen-, Kindergarten- und Grundschulalter ausgebaut wurden, übersteigt der Bedarf der Eltern vielerorts immer noch das Angebot, zeigt die aktuelle DJI-Kinderbetreuungsstudie.
Immer mehr Eltern in Deutschland wünschen sich für ihr Kind ab dem ersten Lebensjahr bis zum Ende der vierten Klasse einen Betreuungsplatz. Doch trotz des Kita-Ausbaus kann nicht allen dieser Wunsch erfüllt werden. Das zeigen aktuelle Ergebnisse der DJI-Kinderbetreuungsstudie aus dem Jahr 2019, bei der jährlich etwa 33.000 Eltern von Kindern unter 12 Jahren befragt werden.
Für ein- und zweijährige Kinder in Westdeutschland fehlen am meisten Plätze
Die größte Lücke zwischen Bedarf der Eltern und Betreuungsangebot existiert im Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung – mit regionalen Unterschieden: Etwa jede vierte Familie in Westdeutschland mit einem ein- oder zweijährigen Kind gibt an, dass ihr Kind derzeit nicht institutionell betreut wird, obwohl Bedarf bestünde (24 Prozent). Dies trifft in den ostdeutschen Bundesländern auf 14 Prozent der Eltern zu.
Während bei den Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt die Versorgung mit Kita-Plätzen gut ist, gibt es auch für Grundschulkinder nach wie vor zu wenige Betreuungsplätze: In Westdeutschland haben 7 Prozent der Eltern keinen Platz, obwohl sie einen bräuchten. In Ostdeutschland trifft dies nur auf 3 Prozent der befragten Eltern zu (Deutschland gesamt: 6 Prozent).
Einige Eltern, die für ihr Kind bereits einen Betreuungsplatz nutzen, benötigen zudem deutlich längere Betreuungszeiten: Bei deutschlandweit jedem zehnten ein- und zweijährigen Kind, das eine Kindertageseinrichtung oder die Tagesspflege besucht, bräuchten die Eltern eigentlich einen Betreuungsumfang von mindestens 5 Stunden mehr pro Woche. Dies gilt auch für 17 Prozent der Eltern von Kindern zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt sowie für 11 Prozent der Eltern von Grundschulkindern.

In Westdeutschland sind Halbtagsplätze beliebt
Den Ergebnissen der DJI-Kinderbetreuungsstudie zufolge werden in Westdeutschland für alle Altersgruppen vor allem Plätze nachgefragt, die die Zeit bis zum frühen Nachmittag abdecken, sogenannte (erweiterte) Halbtagsplätze im Umfang von mehr als 25 und bis zu 35 Stunden in der Woche. In Ostdeutschland wird hingegen überwiegend eine ganztägige Betreuung mit mehr als 35 Stunden pro Woche gewünscht.
Arbeiten Mütter in Vollzeit, verstärkt das den Betreuungsbedarf der Familie
Ausschlaggebend für den Bedarf nach einem Betreuungsplatz ist über alle Altersgruppen hinweg häufig die Erwerbstätigkeit der Mütter, die in Ostdeutschland historisch bedingt höher liegt als in Westdeutschland: Die Wahrscheinlichkeit, dass Familien mit vollzeiterwerbstätigen Müttern einen Betreuungsplatz nachfragen, liegt deutlich über der Wahrscheinlichkeit von Familien mit nicht-erwerbstätigen Müttern. Für in Teilzeit arbeitende Mütter gilt dieser Zusammenhang abgeschwächt.
Die DJI-Kinderbetreuungsstudie erhebt jährlich repräsentativ für alle Bundesländer den Betreuungsbedarf der Eltern und stellt diesen der öffentlichen Hand zur weiteren Planung des Ausbaus zur Verfügung. Befragt werden etwa 33.000 Eltern mit Kindern unter 12 Jahren.
Die Analysen sind im DJI-Kinderbetreuungsreport 2020 neu erschienen:
Der Betreuungsbedarf bei U3- und U6-Kindern (PDF Download Studie 1)Der Betreuungsbedarf bei Grundschulkindern (PDF Download Studie 2)
Sechs weitere Teile der Studie, etwa zu den Themen Nicht-Inanspruchnahme von Kindertagesbetreuung, Zufriedenheit mit der Kindertagesbetreuung und Kosten, erscheinen in den kommenden Monaten.
Erste zentrale Ergebnisse der Elternbefragung, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) finanziert, wurden zudem in der Broschüre „Kindertagesbetreuung kompakt - Ausbaustand und Bedarf 2019“ veröffentlicht:
Ausgabe 05a: Kinder bis zum SchuleintrittAusgabe 05b: Kinder im Grundschulalter