Familienbezogene Unterstützungsangebote
Über die Beschreibung von in Familien erlebter und reproduzierter sozialer Ungleichheit werden am DJI auch wissenschaftlich fundierte Vorschläge für familienbezogene Maßnahmen zu deren Linderung erarbeitet. Die Forscherinnen und Forscher analysieren unter anderem, welche Kenntnisse über Unterstützungsleistungen bestehen, ob diese in Anspruch genommen werden und welche Wirkung sie haben. Das im Kontext des Siebten Familienberichts der Bundesregierung (BMFSFJ 2006) entwickelte Konzept der nachhaltigen Familienpolitik bleibt dabei ein gültiger normativer Bezugspunkt: Familien benötigen zeitliche, infrastrukturelle und ökonomische Bedingungen, die geeignet sind, die vielfältigen Aufgaben der Familien füreinander und für die Gesellschaft zu erbringen.
Forschungsthemen sind: Wie müssen familienbezogene Maßnahmen und Hilfen der Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) gestaltet werden, um die Familien bei ihrer Aufgabenerfüllung zu unterstützen? Wie wird die gemeinsame Verantwortungsübernahme privater und öffentlicher Akteure befördert? Wie lässt sich eine gute Balance zwischen Individualität und Solidarität der Generationen und Geschlechter herstellen und halten?
Angebote der Familienerholung
Angebote der Familienfreizeiten und Familienerholung gehören gemäß § 16 SGB VIII neben Angeboten der Familienbildung und -beratung zu den staatlichen Leistungen zur Förderung der Erziehung in der Familie. Das Angebot richtet sich insbesondere an Mütter und Väter in belastenden Familiensituationen. Ziel der Studie „Impulse für die Weiterentwicklung der Familienerholung“ war es, Informationen über die Bedarfe besonders belasteter Familien zu gewinnen und auf dieser Grundlage Ansatzpunkte zur bedarfsgerechten Qualitäts- und Weiterentwicklung der Familienerholung zu identifizieren
Familien in der Pubertät – eine Beratungsbroschüre für Eltern mit jugendlichen Kindern
Im Projekt „Familien in der Pubertät“ gingen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DJI den Fragen nach, wie Eltern den Übergang ihrer Kinder von der Kindheit ins Jugendalter erleben und welche Erziehungsthemen in dieser Phase besonders relevant werden. Darüber wurden die Schwierigkeiten, mit denen Eltern in der Pubertät ihrer Kinder konfrontiert sind, genauer beleuchtet und herausgearbeitet, welche Lösungsansätze Fachkräfte der Familienberatung empfehlen. Ziel des Projekts war es, die aktuellen Sichtweisen der Eltern, Fachkräfte, Jugendlichen auf die körperlichen, sozialen und emotionalen Veränderungen in der Pubertät zu erfassen. Durch das Zusammenbringen dieser verschiedenen Blickwinkel in der Broschüre „Familien in der Pubertät“ soll das Verständnis für das Thema „Pubertät“ gefördert und den Eltern hilfreiche Tipps zur Erziehung an die Hand gegeben werden.
Weitere Informationen zum Projekt „Familien in der Pubertät“
Evaluation von Online-Paarberatung
Über die Nutzung und Wirkung von Online-Angeboten speziell zur Stärkung von Partnerschaftsbeziehungen in Deutschland war kaum etwas bekannt. Das Projekt „Online-Paarberatung“ legte 2020 eine umfassende Bestandsaufnahme von einschlägigen Angeboten im Bereich der Online-Paarberatung sowie Trainings vor. Darüber hinaus wurden die Befunde hinsichtlich der Wirksamkeit aus wissenschaftlichen Studien und Evaluationen im Bereich der Online-Paarangebote aufbereitet.
Partnerschafts- und Trennungsberatung im Wandel
Hohe Trennungs- und Scheidungsraten in Deutschland sind zum einen mit verschiedenen Risiken für die Beteiligten und zum anderen auch mit sozialpolitisch relevanten Konsequenzen verbunden. Deshalb sollten Chancen zur Stärkung und Unterstützung von Paaren in ihren Beziehungs-, Kommunikations- und Konfliktlösungskompetenzen so früh wie möglich genutzt werden. Das Projekt „Partnerschafts- und Trennungsberatung im Wandel“ hat Fachkräfte unterschiedlicher Beratungsdienste zu den Angeboten und Bedarfen im Themenfeld der Paar- und Trennungsberatung befragt. Die Ergebnisse flossen in auch in Handlungsempfehlung für Fachkräfte ein.
Weitere Informationen zum Projekt „Partnerschafts- und Trennungsberatung im Wandel“
Evaluation des Bundesprogramms „Elternchance ist Kinderchance“
Das Bundesprogramm „Elternchance ist Kinderchance – Elternbegleitung der Bildungsverläufe der Kinder“ (2011–2014) zielte darauf ab, Eltern bei den Lern- und Bildungswegen ihrer Kinder im Alltag zu begleiten. Das DJI und die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg waren mit der wissenschaftlichen Evaluation des Bundesprogramms beauftragt. Untersucht wurden die Wirkungen des Bundesprogramms für die zu Elternbegleiterinnen und Elternbegleitern qualifizierten Fachkräfte, für die Vernetzungseinrichtungen „Elternbegleitung Plus“ und für die begleiteten Eltern und Kinder.
Monitoring Frühe Hilfen
Träger des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Kooperation mit dem DJI
Das Monitoring Frühe Hilfen bildet eine wesentliche Basis der auf Indikatoren gestützten wissenschaftlichen Begleitung der Bundesstiftung Frühe Hilfen zum Stand und zur Weiterentwicklung der Frühen Hilfen in Deutschland. Bestandteil sind die NZFH-Kommunalbefragungen, die seit 2013 regelmäßig als online durchgeführte Vollbefragungen von Kommunen zum Stand des Auf- und Ausbaus der Frühen Hilfen in Deutschland durchgeführt werden. Ergebnisse der Befragungswelle 2021 zum Umgang der Kommunen mit den pandemischen Herausforderungen konnten beispielsweise zeigen, dass in rund einem Drittel der Kommunen aufsuchende Angebote reduziert werden mussten und dass in knapp 60 Prozent der Kommunen Angebote wegfielen, in die Familien vor der Pandemie vermittelt werden konnten, aber dass die Kommunen diese immerhin teilweise durch neue, oft auch digitale Angebote ersetzen konnten.
Faktenblatt "Kommunale Frühe Hilfen während der Corona-Pandemie"
Soziale und regionale Disparitäten in familialen Belastungen, Kenntnis und Inanspruchnahme Früher Hilfen:
Digitalisierung familienbezogener Unterstützungsangebote
Digitalisierungsprozesse verändern nicht nur die Unterstützungsbedarfe von Familien und die Formate von familienbezogenen Angeboten, sondern auch die Prozesse der Aufgabenerfüllung und Strukturen in der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Agenturen angrenzender Systeme wie etwa des Gesundheitssystems und damit schließlich auch das professionelle Handeln der Fachkräfte in diesen Institutionen und deren Qualifizierungsbedarfe.
Entwicklung einer eHealth-Intervention zur Unterstützung werdender Eltern und der Prävention von Gewichtszunahme. In dem vierjährigen europäischen Verbundprojekt I‑PREGNO mit Partnern u.a. aus Österreich und Belgien geht es geht um die Entwicklung einer Smartphone-App, die zur Prävention von Gewichtszunahme und Übergewicht in kritischen Lebensphasen entwickelt und getestet werden soll. Die deutsche Teilstudie am DJI in Kooperation mit der Universität Bamberg richtet den Blick auf Schwangerschaft und Geburt eines Kindes. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle der psychosozialen Belastung der Eltern als Einflussfaktor auf die Gewichtszunahme und als wichtiger Indikator der Familiengesundheit.
Weitere Informationen zum Projekt I-PREGNO
Undoing Family und Kinderschutz
Die Herstellung von Familie (Doing Family) kann sowohl aus subjektiver als auch aus gesellschaftlicher Sicht misslingen, Familie kann ein Ort von Gewaltverhältnissen und Machtmissbrauch sein. In diesem Sinne geht es daher auch um ein Undoing Family im Sinne distanzierender, auflösender oder beschädigender Praxen. Prozesse der Prekarisierung in Teilen der Gesellschaft begünstigen das Entstehen von erzieherischen Bedarfen, Konflikten und Gefährdungslagen. Im Einzelfall kommen biografische Belastungen, Auffälligkeiten in der Persönlichkeit, verfehlte Erziehungsvorstellungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen auf Seiten der Eltern hinzu.
DJI-Forscherinnen und Forscher analysieren Entstehungspfade, die zu erhöhten erzieherischen Bedarfen, chronischen Konflikten oder Gefährdungen von Kindern und Jugendlichen führen. Auf dieser Basis erarbeiten sie Vorschläge für passgenaue Maßnahmen, die Kinder vor Gefährdungslagen schützen sollen und erforschen deren Wirkungen.
Zudem gilt es die Möglichkeiten und Grenzen sowie die Bedingungen von Hilfen zu identifizieren, mit denen Familien und Elternkompetenzen gestärkt werden sollen – etwa im Fall von Trennungskonflikten. Dabei stehen Familien mit kumulierten Belastungen beziehungsweise verfestigten Problemlagen im Mittelpunkt.
Der Forschung zum Kinderschutz wurde anlässlich 60 Jahre DJI ein eigenes Thema gewidmet.