Allein- und Getrennterziehende und Stieffamilien

Aus einer Beziehungs-, Bindungs- und Fürsorgeperspektive ist Familie als System persönlicher, fürsorgeorientierter, emotions- und körperbasierter Generationen- und Geschlechterbeziehungen zu verstehen. Diese Beziehungen ändern sich im Familienverlauf immer wieder. Auch die Qualität der Beziehungen ändert sich. Das gilt insbesondere nach einer Trennung oder Scheidung von Eltern. Neue familiale Konstellationen und Betreuungsmodelle für die Kinder bilden sich heraus, die sich immer weiter ausdifferenzieren.

Familien in Trennung und bei Scheidung unterstützen

In dem interdisziplinären Projekt „Streit und Trennung meistern: Alltagshilfe, Rat und Konfliktlösung“, kurz STARK, wird zusammen mit den Universitäten Göttingen, Heidelberg, München (LMU) und Ulm sowie dem Universitätsklinikum Ulm eine Online-Informationsplattform für Paare, Eltern sowie Kinder und Jugendliche rund um die The­men Be­zie­hungs­kri­se, Tren­nung und Schei­dung entwickelt. DJI-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler tragen hierzu mit einem Modul zu den ökonomischen Folgen von Trennung und Scheidung bei. Anfang November 2022 wurde ein erster Entwicklungsstand der Plattform online gestellt. Im Modul „Eine Trennung ökonomisch durchdenken“ werden die Konsequenzen einer Trennung oder Scheidung aufbereitet, damit Eltern umfassend informiert sind, bevor sie Entscheidungen treffen.

Weitere Informationen zum DJI-Teilprojekt STARK

Zur Webseite von STARK

Die ökonomische Situation von Getrennterziehenden Eltern

Die Studie "The Economic Well-Being of Nonresident Fathers and Custodial Mothers Revisited: The Role of Paternal Childcare" zeigt für Mütter, bei denen die Kinder nach der Trennung wohnen, dass weder eigene Humankapitalressourcen noch väterliche Unterstützung bei der Kinderbetreuung unter der Woche die Mütter vor der Verschlechterung ihrer ökonomischen Situation nach der Trennung schützen.

Artikel: The Economic Well-Being of Nonresident Fathers and Custodial Mothers Revisited: The Role of Paternal Childcare

Beratungsbedarfe von Stieffamilien in Bayern

Bei der Gestaltung des Familienalltags stehen Stieffamilien vor besonderen Herausforderungen. Viele Aspekte des Familienlebens, in das eine neue Partnerin oder ein neuer Partner eingebunden ist, müssen mit allen Familienmitgliedern gemeinsam neu ausgestaltet werden. Das betrifft beispielsweise Themen wie die Organisation des Familienalltags, die Zusammenarbeit in der Erziehung und die Einbeziehung des getrenntlebenden leiblichen Elternteils, aber auch finanzielle Aspekte. Obwohl Stieffamilien mit etwa 10 Prozent eine relevante Gruppe an allen Familien ausmachen und ihre Herausforderungen aufgrund der vielfältigen Beziehungskonstellationen besonders komplex sind, war bislang nur wenig über ihre speziellen Beratungsbedarfe bekannt. Diese Forschungslücke schließt das Projekt „Beratungsbedarfe von Stieffamilien in Bayern“, welches 2020/2021 als Kooperationsprojekt des DJI und des Staatsinstituts für Familienforschung in Bayern (ifb) durchgeführt wurde.

Weitere Informationen zum Projekt „Beratungsbedarfe von Stieffamilien in Bayern“

DJI-Alleinerziehendenstudie

Die Daten der DJI-Studie „Zur besonderen Lebenslage und zu Strategien der Ausgestaltung der Lebensführung in Alleinerziehenden-Familien“ wurden 2015 bis 2019 als Zusatzuntersuchung im Rahmen der „DJI-Kinderbetreuungsstudie“ (KiBS) erhoben. Mit Hilfe dieser Daten sollten die erschwerten Lebensverhältnisse von Alleinerziehenden-Familien differenziert abgebildet werden. Zudem lieferten sie politischen Akteuren eine gesicherte empirische Basis für Entscheidungsprozesse.

Untersuchungsschwerpunkte der Studie waren Armutsgefährdung, Unterhaltszahlungen, Lebensalltag (Vereinbarkeit von Familie und Beruf), psychisches Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen sowie Kontaktarrangements zwischen den außer Haus lebenden Vätern und ihren Kindern.

Weitere Informationen zur DJI-Alleinerziehendenstudie

Welche Kinder besonders unter Armut leiden

Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut oder ist von Armut bedroht. Statistisch gesehen sind diese Kinder häufiger krank und sozial isoliert, haben weniger gute Noten in der Schule und langfristig schlechtere Perspektiven als Kinder aus gut situierten Familien. Doch wie wirkt sich die finanzielle Situation einer Familie auf das Wohlbefinden und das Verhalten der Kinder aus? Das untersuchten Wissenschaftlerinnen des DJI anhand von Daten des DJI-Surveys „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“. Sie verglichen verschiedene Familienformen und stießen auf deutliche Unterschiede.

INFO: Arm und unglücklich

Artikel: Economic Situation, Financial Strain and Child Wellbeing in Stepfamilies and Single-Parent Families in Germany (2020)

Artikel: Bindungsbeziehungen zwischen Eltern und Kindern im Kontext von Trennung und Scheidung: Welche Rolle spielen Umfang und Qualität des Eltern-Kind-Kontakts? (2021)