„Der Online-Unterricht hat nicht gut geklappt“
Fünf Jugendliche aus Deutschland berichten darüber, wie sich die Coronapandemie auf ihren Lebensalltag auswirkte und was sie sich von der Politik wünschen.
Wie ich die Ausgangsbeschränkungen und Kontaktbegrenzungen erlebt habe:
Ich war nicht glücklich mit der Situation, habe mich aber damit arrangiert. Sport und eine Reitbeteiligung waren dabei sehr wichtig für mich. Manchmal habe ich mich mit Freundinnen zum Spazierengehen verabredet, oder wir haben uns online getroffen und gemeinsam Filme geschaut.
Welche Coronafolgen mich noch immer besonders beschäftigen:
Da mir in den Lockdown-Phasen oft langweilig war, habe ich angefangen, Sport zu treiben und mich mit gesunder Ernährung zu beschäftigen, was ich dann beibehalten habe.
Wie ich die bisherige Coronapolitik bewerte:
Das Testen oder die Maskenpflicht in der Schule waren sinnvoll, auch wenn es manchmal anstrengend war. Aber manches hat für mich keinen Sinn ergeben, wie die Regelung, dass sich ein Haushalt nur mit einer weiteren Person treffen durfte.
Was ich mir von der Politik wünschen würde:
Vor allem mehr Beständigkeit und Klarheit und nicht dieses teilweise undurchdachte Hin und Her. Und mehr Einheitlichkeit in den Landkreisen beispielsweise beim Einkaufen oder im Gastronomiebereich. Das war sehr verwirrend.

Nele (Foto: Kerstin Holocher)
Wie ich die Ausgangsbeschränkungen und Kontaktbegrenzungen erlebt habe:
Ich musste schauen, wie ich meine Zeit sinnvoll verbringe und mich selbst beschäftige. Am Anfang des Lockdowns war ich abends, wenn wenig los war, oft mit einem Freund auf dem Eisbach surfen im Englischen Garten in München. Später war ich viel Skateboard fahren oder habe E-Gitarre gespielt.
Welche Coronafolgen mich noch immer besonders beschäftigen:
Die einzige Veränderung ist, dass ich in der Schule schlechter geworden bin. Der digitale Unterricht gelang aus meiner Sicht nicht gut. Ich war zu Hause oft unkonzentriert und habe mich leicht durch andere Dinge ablenken lassen.
Wie ich die bisherige Coronapolitik bewerte:
Ich frage mich mittlerweile, ob die frühen Lockdowns sinnvoll gewesen sind, da wir später höhere Inzidenzen hatten und alles lockerten.
Was ich mir von der Politik wünschen würde:
Die Politik sollte die Coronaregelungen einheitlicher und übersichtlicher machen. Sonst verliert man schnell den Überblick. Außerdem sollte die Politik mehr finanzielle Mittel bereitstellen, um die IT-Infrastruktur und Computerausstattung an den Schulen zu verbessern.

Vincent (Foto: Inge Kraus)
Wie ich die Ausgangsbeschränkungen und Kontaktbegrenzungen erlebt habe:
In den ersten Wochen konnte ich mich gut allein beschäftigen und habe viel Zeit zu Hause vor dem PC verbracht. Manchmal habe ich gelernt oder war draußen im Garten und habe geschnitzt. Als ich mich nach der Schule nicht mehr wie gewohnt mit Freunden treffen konnte, war es allgemein recht langweilig.
Welche Coronafolgen mich noch immer besonders beschäftigen:
Freundschaften haben sich verändert, da wir uns lang nicht gesehen hatten. Ich musste den Kontakt zu Freunden wieder neu herstellen, um etwas mit ihnen zu unternehmen. Das hat lang gedauert und war nicht leicht. In der Schule habe ich gemerkt, dass ich Wissenslücken habe, da ich durch den Online-Unterricht den Schulstoff nicht so gut mitbekommen habe.
Wie ich die bisherige Coronapolitik bewerte:
Die Masken-Pflicht und die Impfpflicht fand ich gut. Die Masken haben ja etwas gebracht. Ich fand es schade, dass sich nicht so viele Leute impfen ließen.
Was ich mir von der Politik wünschen würde:
Ich fände es gut, wenn das Schuljahr in die Sommerferien hinein verlängert werden würde und wir dadurch mehr Zeit bekommen, um den verpassten Schulstoff zu wiederholen. Denn wir haben bisher nie etwas wiederholt. Mir wäre es wichtig, dass wir nicht so weitermachen, als wäre nie etwas gewesen.

Leander (Foto: privat)
Wie ich die Ausgangsbeschränkungen und Kontaktbegrenzungen erlebt habe:
Es hat mich anfangs sehr belastet, dass ich mich von einem Tag auf den anderen mit niemand mehr treffen konnte. Meine Freundschaften haben stark gelitten, teilweise haben wir uns ganz aus den Augen verloren.
Welche Coronafolgen mich noch immer besonders beschäftigen:
Freundschaften haben sich wieder verbessert – es ist jetzt so, wie es vor Corona war. An die Tests und das Masketragen in der Schule habe ich mich irgendwann gewöhnt, das war gar kein Problem.
Wie ich die bisherige Coronapolitik bewerte:
Mich hat genervt, dass man bei Kontakt mit Infizierten nie genau wusste, wer in Quarantäne musste und wer nicht. Diese Regelungen haben sich oft geändert. Das fand ich kompliziert.
Was ich mir von der Politik wünschen würde:
Ich mache mir darüber nicht so viele Gedanken, würde mir aber natürlich wünschen, dass es keine Kontaktbeschränkungen mehr gäbe, falls die Zahlen wieder hochgehen sollten. Darauf habe ich keine Lust.

Emilia (Foto: Inge Kraus)
Wie ich die Ausgangsbeschränkungen und Kontaktbegrenzungen erlebt habe:
Am Anfang war es in Ordnung, nur mit der Zeit wurde es nervig, denn ich wollte einfach meine Freundinnen und Freunde wieder real treffen. Wir haben oft telefoniert, auch in Gruppen, und dann ein Spiel gespielt, aber das ist nicht dasselbe.
Welche Coronafolgen mich noch immer besonders beschäftigen:
Wir waren eine Vierer-Clique in der Schule. Zwei von meinen Freundinnen nahmen aber ein Jahr lang nur digital am Unterricht teil, da sie sich nicht testen lassen wollten. Es war hart, sich nicht mehr wie gewohnt fast täglich zu treffen.
Wie ich die bisherige Coronapolitik bewerte:
Manchmal wusste ich nicht mehr, was jetzt zählt, ob es reicht, wenn ich einen Test, Schülerausweis oder Impfausweis vorzeige. Aber im Großen und Ganzen fand ich die bisherige Corona-Politik in Ordnung.
Was ich mir von der Politik wünschen würde:
Falls im Herbst und Winter die Infektionszahlen erneut steigen sollten, würde ich mir wünschen, dass Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht oder Quarantäne wieder schnell eingeführt werden.

Barbara (Foto: privat)
Interviews: Sonja Waldschuk

Weitere Analysen gibt es in Ausgabe 2/2022 von DJI Impulse „Der lange Weg aus der Pandemie: Wie sich die Coronakrise auf Jugendliche auswirkt und welche Unterstützung sie benötigen“ (Download PDF).