Prävention und Intervention bei sexuellem Missbrauch

Prävalenzforschung zur sexuellen Gewalt an Kindern und Jugendlichen

In Deutschland fehlen kontinuierlich erhobene Daten, um ein aktuelles und umfassendes Bild zum Ausmaß sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zu gewinnen. Insbesondere mangelt es an langfristig angelegten Beobachtungen zur Entwicklung der Häufigkeit (Prävalenz). Der Nationale Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen fordert, dieses Defizit mit der Einrichtung des Zentrums für Prävalenzforschung zu beheben.

Das DJI-Projekt zur Vorbereitung eines Zentrums für Prävalenzforschung will dazu beitragen, eine konzeptionelle Grundlage für den Aufbau dieses Zentrums zu legen. Ziel ist es, Empfehlungen für die Entwicklung einer validen nationalen Datengrundlage zum Ausmaß sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zu erarbeiten.

INFO: Prävalenzforschung zur sexuellen Gewalt an Kindern und Jugendlichen

Weitere Informationen zum Projekt „Vorbereitung eines Kompetenzzentrums Prävalenzforschung“

Zur Homepage der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM)

Monitoring zum Stand der Prävention sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen

Das Monitoring zum Stand der Prävention sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen erfasste vor dem Hintergrund der im Jahr 2011 entwickelten „Leitlinien zur Prävention und Intervention sowie zur langfristigen Aufarbeitung und Initiierung von Veränderungen nach sexualisierter Gewalt durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Institutionen“ im Auftrag des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung (UBSKM) von 2014 bis 2018 systematisch die Einführung und Umsetzung von Schutzkonzepten in Einrichtungen und Organisationen. Dafür wurde vom DJI eine multimethodische Untersuchung durchgeführt, die quantitative Erhebungen in den Bereichen Erziehung/Bildung und Gesundheit mit qualitativen Erhebungen in den vier Bereichen Erziehung/Bildung, Gesundheit, Religiöses Leben und Kinder- und Jugendarbeit verknüpft.

Weitere Informationen zum Monitoring-Projekt

Entwicklung und Wirkung von Schutzkonzepten in Schulen im Längsschnitt

Schutzkonzepte stellen einen zentralen Ansatz der Prävention sexueller Gewalt in pädagogischen Institutionen dar. Sie sollen dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche dort vor sexuellen Übergriffen sicher sind (Schutzort), aber auch kompetente Ansprechpartner:innen finden, wenn sie – egal wo – Erfahrungen sexueller Gewalt machen mussten (Kompetenzort). Schulen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da nahezu alle Kinder und Jugendlichen im Schulalter einen Großteil des Tages dort verbringen.

Das Projekt „Entwicklung und Wirkung von Schutzkonzepten in Schulen im Längsschnitt“ untersucht die Frage der Wirksamkeit von Schutzkonzepten, indem die Veränderungen nach (Weiter-)Entwicklung eines Schutzkonzepts an einer Schule aus Sicht der Schüler:innen, Lehrkräfte, Schulleitungen und Schulsozialarbeitenden erfasst werden. Im Fokus steht dabei die Frage, inwieweit Schutzkonzepte die Häufigkeit sexueller Übergriffe verringern und zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl in der Schule beitragen. Zudem interessieren die Auswirkungen auf die Bereitschaft, bei sexuellen Übergriffen Hilfe zu suchen bzw. zu leisten.

Weitere Informationen zum Projekt Schutzkonzepte in Schulen

Jugendliche gegen sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen stark machen

Übergriffe finden auf Partys, dem Schulhof, in Wohngruppen und Paarbeziehungen statt, aber auch bei der Weitergabe von Bildern in sozialen Netzwerken. Die Prävention von sexuellen Übergriffen zwischen Jugendlichen in Gruppenzusammenhängen ist das Ziel eines Forschungsverbunds aus Wissenschafts- und Praxiseinrichtungen. Das Projekt "Checken, Abklären und Entscheiden, Tun: Jugendliche gegen sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen stark machen" soll dazu beitragen, Jugendliche zu befähigen, gefährliche Situationen angemessen zu deuten und zu bewerten, um sich selbst auf dieser Basis besser zu schützen und/oder andere unterstützen zu können.

Der Forschungsverbund greift dabei die Ergebnisse vorhergehender Projekte zu unterstützendem Verhalten zwischen Peers (Bystander) auf. Auf Basis qualitativer Daten aus Interviews und Gruppendiskussionen mit Jugendlichen ‒ auch aus besonders vulnerablen oder herausfordernden Zielgruppen ‒ sowie pädagogischen Fachkräften entwickelt und erprobt der Forschungsverbund dazu gemeinsam mit Jugendlichen lebenswelt- und verhaltensbezogenes Präventionsmaterial für die Zielgruppe selbst sowie Fortbildungsmaterial und Konzepte für pädagogische Fachkräfte. Zudem werden Module für die curriculare Lehre an Fach- und Hochschulen entwickelt. Forschende des DJI ermitteln bis Ende 2024 die Ansatzpunkte und Handlungsmöglichkeiten für Prävention im sozialen Kontext, untersuchen die Wirkungswege pädagogischer Arbeit und evaluieren die im Vorhaben entwickelten Materialien und Fortbildungskonzepte.

Weitere Informationen zum Projekt CHAT

Arbeit der Jugendämter im Zusammenhang mit sexuellem Kindesmissbrauch

In der „Fallstudie Jugendämter“ untersuchen DJI-Wissenschaftler:innen gemeinsam mit SOCLES International Centre for Socio-Legal Studies im Auftrag der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs wie sich die Arbeit von Jugendämtern, auch im Zusammenwirken von Familiengerichten und Trägern der Jugendhilfe, auf Betroffene von sexuellem Missbrauch auswirkt.

Weitere Informationen zur Fallstudie Jugendämter

Gefährliches Zuhause?

Obwohl bislang wissenschaftliche Belege fehlen, dass Jugendliche während der Pandemie häufiger Opfer von häuslicher Gewalt wurden, bleiben Zweifel. Die DJI-Forschenden Julia Reim und Prof. Dr. Heinz Kindler erläutern, welche Konsequenzen Forschung und Jugendschutz ziehen sollten.

Die Covid-19-Pandemie hat, vor allem über die mit ihr verbundenen Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen, das Alltagsleben Jugendlicher maßgeblich verändert. Verschiedene Studien zeigen, dass Jugendliche während der Pandemie deutlich weniger Zeit mit Lernen und mit Gleichaltrigen verbracht haben. Stattdessen sind die Zeitanteile für Mediennutzung und Zusammensein mit der Familie gewachsen. Mehr Zeit gemeinsam mit den Eltern verbunden mit einer (mutmaßlich) erhöhten psychischen Belastung aller Familienmitglieder während der Pandemie hat zu vielfältigen Warnungen vor mehr elterlicher Gewalt geführt.

Themenseite: Gefährliches Zuhause?