Größte bundesweite Befragungen zu Kita-Qualität gestartet
Die Surveys zur „Entwicklung von Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung“ (ERiK) bieten eine einzigartige Informationsgrundlage über die Qualität in der Kindertagesbetreuung
Zum zweiten Mal sind die bundesweiten ERiK-Surveys gestartet. Nach der ersten Befragung im Frühjahr/Sommer 2020 werden seit Januar 2022 erneut Träger von Kindertageseinrichtungen, Jugendämter, Kindertagespflegepersonen, Leitungen von Kindertageseinrichtungen sowie pädagogisches Personal befragt. Durch die Ergebnisse der zweiten Erhebung lassen sich Entwicklungstrends darstellen.
„Mit den ERiK-Surveys 2020 und 2022 realisieren wir die bisher umfassendsten parallellaufenden Befragungen, die es bisher in der frühkindlichen Bildung in Deutschland gegeben hat. Auch international findet sich kein vergleichbares Vorhaben, dass so viele Perspektiven abdeckt. Mit dieser breiten Datenbasis schaffen wir eine wichtige Informationsgrundlage für die politische Qualitätsdebatte, aber auch die bundesdeutsche Qualitätsforschung,“ betont ERiK-Projektleiterin Nicole Klinkhammer.
Die ERiK-Surveys aus dem Projektvorhaben „Entwicklung von Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung“, kurz ERiK, am Deutschen Jugendinstitut (DJI) bieten umfassende Einblicke in die Voraussetzungen, die sich aktuell in der Kindertagesbetreuung in Deutschland stellen. Einzigartig ist dabei der multiperspektivische Mehrebenenansatz, der im Rahmen des Monitorings zum KiTa-Qualitäts- und -Teilhabeverbesserungsgesetz (KiQuTG) realisiert wird: Das bedeutet, dass die verschiedenen Perspektiven von unterschiedlichen Akteuren – den Leitungen und pädagogischen Personal, Tagespflegepersonen und Jugendämtern sowie den Trägern, Eltern und Kindern in diesem Ansatz Berücksichtigung finden. Im Befragungsprogramm sind beispielsweise auch Themen enthalten, die aus der Perspektive verschiedener Akteure erfasst werden. Zugleich wird dabei bedacht, dass diese Akteure sich entsprechend ihres Verantwortungs- und Zuständigkeitsbereiches auf unterschiedlichen Ebenen im FBBE-System bewegen. Beispielsweise geben die Daten des pädagogischen Personals Einblick in die Situation auf der Ebene der Kindertageseinrichtung, während die Angaben des Trägers sich eher auf der Steuerungsebene bewegen.
In Kooperation mit der TU Dortmund wertet das Projektteam am DJI sowohl die erhobenen Surveydaten als auch amtliche Daten zur Kindertagesbetreuung aus. Mit dieser Kombination aus amtlichen Daten und Befragungsdaten stellt das ERiK-Vorhaben eine einmalige Datengrundlage für das Monitoring zum KiQuTG zur Verfügung. Ziel ist es herauszufinden, ob und wenn ja, welche Veränderungen in der Qualität und Teilhabe sich im System im Zuge des KiQuTG abzeichnen.
„Wir sind dankbar für die Unterstützung der Fachpolitik und der Fachverbände. Und letztlich hoffen wir, dass möglichst viele der angeschriebenen Personen und Institutionen im Feld ihre Perspektive mit uns teilen und sich so als einTeil in die politische Qualitätsdebatte und -forschung einbringen,“ erläutert Nicole Klinkhammer.
Die Realisierung der ERiK-Surveys erfährt breite Unterstützung durch die Fachpolitik und die Fachverbände. So wirbt die Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände ebenso wie die Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege für die Teilnahme an den ERiK-Surveys, denn nur mit einer ausreichend großen „Datenpower“ lassen sich aussagekräftige Ergebnisse erarbeiten, die ein möglichst gutes Abbild der regional sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen liefern.
Wer wird befragt? Informationen zu den Zielgruppen
Diese haben die folgenden Schwerpunkte:
- Eine der größten Befragungsgruppen stellen die Leitungen (4.500) und das pädagogische Personal (8.000) in Kitas dar. Die Rahmenbedingungen im System der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) beeinflussen deren pädagogische Arbeit ganz wesentlich. Relevant sind hier Fragen unter anderem zur Personal- und Ressourcenausstattung ihrer Einrichtung sowie zu Qualifizierung und Weiterbildung.
- Die Situation der Kindertagespflege gestaltet sich regional sehr unterschiedlich. Es sollen bundesweit insgesamt 4.000 Kindertagespflegepersonen zu den Rahmenbedingungen ihrer pädagogischen Arbeit und den Entwicklungsbedingungen von Qualität befragt werden. Eine wichtige Rolle spielen dabei unter anderem Fragen zur Qualifizierung und Weiterbildung sowie zu den Arbeitsbedingungen.
- Es werden alle 575 Jugendämter in Deutschland oder die jeweils zuständigen Referate für die Kindertagesbetreuung zu zentralen Angeboten und Maßnahmen der Qualitätssicherung und -entwicklung, zur örtlichen Bedarfsplanung und Bedarfsgerechtigkeit der Angebote sowie zur Organisation der Kindertagespflege interviewt. Darüber hinaus ist die Sicht der Jugendämter auf die lokale Situation und die örtlichen Herausforderungen der Kindertagesbetreuung hinsichtlich der Qualität von Interesse.
- Die Landschaft der öffentlichen und freien Träger ist vielfältig, dementsprechend unterschiedlich sind ihre Möglichkeiten und Voraussetzungen, die Rahmen- und Entwicklungsbedingungen von Qualität in Kitas zu gestalten. Ziel der Befragungen der ca. 2.000 Träger ist es, die damit einhergehenden Herausforderungen zu erfassen. Die Träger werden vor allem zu Themen der Professionalisierung, Fachkräftesicherung und der Qualitätssteuerung befragt.
- Die Elternbefragung in ERiK dockt an die DJI-Kinderbetreuungsstudie U12 (KiBS) an. Diese kontaktiert jährlich zirka 33.000 Eltern in ganz Deutschland, wovon ca. 22.200 Eltern von Kindern unter sechs Jahren sind. Die Inhalte der KiBS-Befragung, wie der Zugang zu den Angeboten der Kindertagesbetreuung und die Betreuungswünsche der Eltern, wurden unter anderem ergänzt um Fragen zur Zusammenarbeit der Kindertageseinrichtungen mit den Familien, zusätzlichen Beratungs- und Informationsangeboten für Eltern und die individuelle Förderung der Kinder.
- Im Mai 2022 werden bundesweit erstmals 600 Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren, die eine Kindertageseinrichtung besuchen, befragt. Da die Befragung von Kindern methodische und ethische Herausforderungen mit sich bringt, haben die Forschenden vorab kindgerechte Methoden entwickelt und getestet. Ziel der Kinder-Befragung ist es beispielsweise zu erfahren, wie die Kinder die Räume und das Essen bewerten, wie sie das pädagogische Personal erleben und ob sie in der Kita mitbestimmen dürfen.
Bei der operativen Umsetzung dieser großen Surveys wird das ERiK-Projektteam unterstützt vom Infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft sowie dem SOKO Institut Sozialforschung und Kommunikation.
Veröffentlichung der Ergebnisse
Der ERiK-Forschungsbericht I bildet den Startpunkt für eine Veröffentlichungsreihe über die Ergebnisse des Monitorings zum Gute-Kita-Gesetz. Weitere Ergebnisse und Auswertungen wird das DJI und die TU Dortmund im ersten Halbjahr 2022 veröffentlichen. Sie bilden zusammen mit den Fortschrittsberichten der Bundesländer die empirische Grundlage für die jährlichen Monitoring-Berichte des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), wie zum Beispiel den Gute-Kita-Bericht 2020 und 2021, und für die Evaluationsberichte der Bundesregierung. Das ERiK-Projektteam nutzt die Daten aber auch für weitergehende surveymethodologische Forschung sowie für vertiefende inhaltliche Analysen (u.a. zur Informiertheit von Leitungen während der COVID-19-Pandemie 2020). Das ERiK-Projekt wird gefördert durch das BMFSFJ.
Allgemeine Informationen zum ERiK-ProjektThemenseite ERiK Forschungsbericht IDJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS)
Kontakt
Dr. Nicole Klinkhammer
Tel.: 089/62306-197
nklinkhammer@dji.de
Sonja Waldschuk
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089/62306-173
waldschuk@dji.de