Fast ein Viertel der Minderjährigen ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht

Datenanalysen anlässlich des Weltkindertags am 20. September: Die Service- und Monitoringstelle ServiKiD zeigt im Forschungsmagazin DJI Impulse auf, welche jungen Menschen in Deutschland am häufigsten betroffen sind

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19. September 2025 -

Bundesweit sind mehr als 3,3 Millionen Kinder und Jugendliche von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht – fast jedes vierte Kind unter 18 Jahren (2024: 22,9 Prozent). „Ihre Aussichten auf ein selbstbestimmtes Leben sind deutlich eingeschränkt“, betont die Soziologin Dr. Gerlinde Janschitz anlässlich des Weltkindertags am 20. September. Sie leitet die Service- und Monitoringstelle ServiKiD am Deutschen Jugendinstitut (DJI), welche die Ausgestaltung und Umsetzung des Nationalen Aktionsplans „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ begleitet. Der Aktionsplan soll bis zum Jahr 2030 die Situation von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten jungen Menschen verbessern. 

Ein aktueller Beitrag, den Janschitz zusammen mit den DJI-Wissenschaftler:innen Dennis Wolfram und Dr. Ortrud Leßmann im Forschungsmagazin DJI Impulse verfasst hat, zeigt, welche jungen Menschen nach Definition der Europäischen Union (EU) als von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht gelten: 15,2 Prozent aller Kinder leben in Familien, deren Nettoeinkommen (nach Sozialtransfers) weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens der Gesamtbevölkerung beträgt (monetäre Armutsgefährdung). Weitere 10,4 Prozent aller Kinder und Jugendlichen leben in Haushalten, in denen die erwachsenen Personen weniger als 20 Prozent ihres Erwerbspotenzials ausschöpfen (sehr niedrige Erwerbsintensität). Und 7,4 Prozent der unter 18-Jährigen lebt in Familien, die sich mindestens 7 von 13 definierten Gütern nicht leisten können, die für ein angemessenes Leben notwendig sind, etwa eine adäquate Beheizung der Wohnung oder eine einwöchige Urlaubsreise pro Jahr (materielle oder soziale Entbehrung). Alle drei Merkmale werden im sogenannten AROPE-Indikator berücksichtigt (AROPE steht für „At risk of poverty or social exclusion“).

Mehr als ein Drittel der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Kinder wächst bei Alleinerziehenden auf 

Anhand des AROPE-Indikators zeigen die DJI-Wissen­schaftler:innen auf, welche jungen Menschen besonders häufig von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind: Das sind beispielsweise 44 Prozent der Kinder aus Haushalten von Alleinerziehenden. Zum Vergleich: Der Anteil der betroffenen Kinder aus Paarhaushalten liegt bei 21 Prozent. Ein deutlich erhöhtes AROPE-Risiko weisen außerdem Kinder auf, deren Elternteile beide einen niedrigen Bildungsabschluss haben (61 Prozent). Verfügt mindestens ein Elternteil über einen mittleren Bildungsabschluss, beträgt die AROPE-Quote etwa 24 Prozent. Die AROPE-Quote von Kindern mit mindestens einem Elternteil mit hohem Bildungsabschluss liegt hingegen bei nur knapp 11 Prozent. 

Junge Menschen, die selbst oder deren Eltern nicht aus der EU stammen, haben ein deutlich erhöhtes Risiko

Auch Kinder und Jugendliche, die selbst oder mit ihren Eltern eingewandert sind (erste Generation), haben ein deutlich erhöhtes Risiko, von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht zu sein: Bei Zuwanderung aus einem Nicht-EU-Land liegt ihr AROPE-Risiko bei 60 Prozent, bei Zuwanderung aus der EU bei 43 Prozent. Minderjährige, die selbst in Deutschland geboren sind (zweite Generation) und von denen mindestens ein Elternteil aus einem Nicht-EU-Land stammt, sind seltener von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht (36 Prozent). Unter Kindern und Jugendlichen ohne Einwanderungsgeschichte beträgt die AROPE-Quote lediglich 14 Prozent. 

„Vor dem Hintergrund der politisch und medial aufgeladenen Diskussion über Migration veranschaulichen diese Befunde, dass die Verschränkung von Migration und (Kinder-)Armut differenziert zu betrachten ist und sich nicht auf eine Gleichsetzung von Armut und Migration engführen lässt“, betonen die DJI-Wissenschaftler:innen. 

DJI-Impulse-Beitrag „Teilhabechancen: Zwei Perspektiven auf benachteiligte Kinder und Jugendliche“Digitaler Schwerpunkt zum Forschungsmagazin DJI Impulse „Aufwachsen in Vielfalt“ Printausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse „Aufwachsen in Vielfalt“ Service- und Monitoringstelle ServiKiD

Kontakt
Dr. Gerlinde Janschitz
Leiterin der Service- und Monitoringstelle ServiKiD
089/62306-416
janschitz@dji.de 

Uta Hofele
Abteilung Medien und Kommunikation
089/62306-446
hofele@dji.de