Ökonomische Situation von Müttern nach Trennung oder Scheidung

Eine Studie zeigt, dass innerhalb eines mütterlichen Residenzmodells auch eine aktive Vaterschaft nach der Trennung die ökonomischen Belastungen alleinerziehender Mütter nicht abfedert

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22. Februar 2023 -

Kann die Unterstützung der Väter bei der Kinderbetreuung nach einer Trennung die ökonomischen Belastungen von Müttern deutlich reduzieren? Befunde der Studie der DJI-Wissenschaftlerinnen PD Dr. habil. Christina Boll und Dr. Simone Schüller deuten darauf hin, dass dies nicht der Fall ist, wenn die Kinder bei der Mutter wohnen. Das bedeutet: Ob der Vater sich nach der Trennung in der Kinderbetreuung engagiert oder nicht macht keinen Unterschied für das wirtschaftliche Wohlergehen dieser Mütter.

Die empirischen Analysen der Studie basieren auf Längsschnitt-Daten des Sozio-Panels (SOEP) für die Jahre 1998 bis 2018. Untersucht wurde eine Stichprobe von 176 Trennungspaaren mit Kindern, die nach der Trennung das in Deutschland vorherrschende mütterliche Residenzmodell wählen. Anhand dieser Daten haben die Forscherinnen analysiert, wie sich die ökonomische Situation von Müttern und Vätern ein Jahr nach der Trennung im Vergleich zum Jahr vor der Trennung entwickelt hat. Sowohl Angaben der Väter als auch der Mütter zu ihrer jeweiligen finanziellen Situation sowie ihrer Zeitverwendung auf Kinderbetreuung, fließen in die Studie ein. Während bisherige Analysen häufig lediglich auf Angaben eines Elternteils – meist der Mutter – basieren, die auch über den Ex-Partner Auskunft gibt, verarbeitet diese Studie die Informationen von Vätern und Müttern vor und nach der Trennung.

Als neuen Indikator für das wirtschaftliche Wohlergehen der Eltern nutzen die Autorinnen das jährliche Haushaltsnettoeinkommen nach Austausch von Unterhaltszahlungen zwischen den Ex-Partnern. Es werden somit sowohl gezahlte als auch erhaltene Alimente und Unterhaltszahlungen für die Kinder bei der Analyse des wirtschaftlichen Wohlstands nach der Trennung berücksichtigt.

Insgesamt zeigen die Analysen, dass es innerhalb eines mütterlichen Residenzmodells, in dem die Mütter die Hauptlast oder sogar die gesamte Kinderbetreuung übernehmen, keinerlei Unterschied für die Einkommensentwicklung der Mütter macht, ob sich die Väter nach Trennung regelmäßig auch wochentags an der Kinderbetreuung beteiligen oder nicht. Während es betreuungsaktiven Vätern gelingt, ihr Engagement mit einer intensivierten Erwerbstätigkeit zu vereinbaren, fällt es Müttern erheblich schwerer, nach einer Trennung auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Der Grund für diese deutlichen Unterschiede ist vermutlich auf das hohe mütterliche Engagement bei der Kinderbetreuung zurückzuführen. Denn sozio-demografische Disparitäten wie das Alter oder der Bildungsabschluss der Mütter wurden in den Analysen berücksichtigt. Die Forscherinnen kommen zu dem Schluss, dass weder ein hohes Maß an eigenen Ressourcen noch die Unterstützung bei der Kinderbetreuung während der Woche die Mütter vor einer wirtschaftlichen Verschlechterung nach der Trennung schützen, wenn die Kinder bei der Mutter wohnen.

Der Fachartikel „The Economic Well-Being of Nonresident Fathers and Custodial Mothers Revisited: The Role of Paternal Childcare“ ist im Rahmen des Projekts „Ökonomische Situation von Eltern vor und nach der Trennung/Scheidung (ECOSPA)“ entstanden und steht open access zur Verfügung:

„The Economic Well-Being of Nonresident Fathers and Custodial Mothers Revisited: The Role of Paternal Childcare“ Journal of Family and Economic Issues

Projekt „Ökonomische Situation von Eltern vor und nach der Trennung/Scheidung (ECOSPA)“

Kontakt
PD Dr. Christina Boll
Leiterin Abteilung Familie und Familienpolitik
Tel.: 089 62306-242
boll@dji.de

Marion Horn
Abteilung Medien und Kommunikation
Tel.: 089 62306-311
horn@dji.de