Krisenbewältigung in der Kita
Wie Kita-Leitungen Infektionsschutz ermöglichen und was sie zu Beginn der Pandemie am meisten belastete

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Eigentlich sind Kindertagesstätten vielerorts noch bis 22. Februar geschlossen. Leer ist es in den Einrichtungen aber keineswegs. Viele berufstätige Eltern bringen ihre Kinder in die Notbetreuung, insbesondere in den Ballungsräumen. In den städtischen Kitas in München besucht laut Bildungsreferat beispielweise etwa jedes vierte Kind dieses Angebot. Anspruch darauf haben Eltern, die keine andere Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder haben. Anders als 2020 gilt das in Bundesländern wie Bayern nicht nur für Eltern in sogenannten systemrelevanten Berufen, sondern für alle.
Jeder Lockdown stellt nicht nur Familien und pädagogisches Personal, sondern vor allem die Kita-Leitungen vor große Herausforderungen. Sie müssen Abläufe meist sehr kurzfristig gemäß den wechselnden ministeriellen Vorgaben planen: Gruppen neu strukturieren, Räume umgestalten, die pädagogische Arbeit umorganisieren und nicht zuletzt den Zugang zum Notbetreuungsplatz regulieren.
Zwar gibt es Hinweise, dass viele Kita-Leitungen inzwischen routinierter mit diesem gewachsenen Aufgabenspektrum umgehen, doch die Notbetreuungsstudie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) vom Frühjahr 2020 zeigt, dass insbesondere die Regulierung des Zugangs zur Notbetreuung für die Einrichtungsleitungen äußerst arbeitsintensiv war und ausgeprägte Kommunikationskompetenzen erforderte. In einem Artikel der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse werden zentrale Studienergebnisse erstmals veröffentlicht.
In den 83 explorativ angelegten Interviews problematisierten die Kita-Leitungen unter anderem, dass die Aufnahmekriterien unpräzise waren, schreiben die Studienleitenden Dr. Katja Flämig und Prof. Dr. Bernhard Kalicki von der DJI-Abteilung „Kinder und Kinderbetreuung“. Die Kriterien hätten unterschiedliche Auslegungen sowohl von Eltern, Arbeitgeberinnen und -gebern als auch von Leitungen und Trägervertretungen zugelassen, sodass die Kita-Leitungen hier teils aufwendige Abstimmungsprozesse steuern mussten.
Die Hälfte der befragten Leitungen berichtete von Problemen, zum Beispiel von individuellen Telefonaten mit Eltern in Konkurrenzsituationen, denen die Absage eines Notbetreuungsplatzes begründet werden musste. Häufig erhielten die Einrichtungsleitungen dabei kaum Unterstützung auf administrativer Ebene. Ein Fünftel von ihnen löste diese Situationen durch Eigeninitiative und eine weite Auslegung der Aufnahmekriterien, erläutern Flämig und Kalicki.
Artikel im Forschungsmagazin DJI ImpulseWeitere Berichte aus der Corona-ForschungAktuelle Ausgabe von DJI Impulse zur Corona-Forschung
Kontakt:
Prof. Dr. Bernhard Kalicki
Leitung der Abteilung „Kinder und Kinderbetreuung“ und DJI-Projektleitung der Corona-Kita-Studie
089/62306-204
kalicki@dji.de
Dr. Katja Flämig
Leitung der Fachgruppe „Pädagogische Konzepte für die Kindheit“
089/62306-146
flaemig@dji.de
Birgit Taffertshofer
Abteilung Medien und Kommunikation
089/62306-180
taffertshofer@dji.de